Ich hatte etwas mehr erwartet
Das GeflüsterWhitney scheint alles zu haben, eine gut laufende Karriere, drei tolle Kinder und einen liebenden Ehemann. Doch als ihr ältester Sohn Xavier ins Krankenhaus eingeliefert wird, häufen sich die Fragen. Denn ...
Whitney scheint alles zu haben, eine gut laufende Karriere, drei tolle Kinder und einen liebenden Ehemann. Doch als ihr ältester Sohn Xavier ins Krankenhaus eingeliefert wird, häufen sich die Fragen. Denn hat Whitney nicht bei der letzten Gartenparty die Fassung verloren und ihren Sohn angeschrieen?
Das Cover ist okay, ich mag die Farben und diese friedliche Nachbarschaft ist natürlich sehr bezeichnend für die Geschichte. Aber ein richtiger Hingucker ist es jetzt auch nicht unbedingt.
Um ehrlich zu sein hat mich die Grundidee doch ein wenig an Nur eine Ohrfeige von Christos Tsiolkas erinnert. In diesem Buch verliert zwar nicht der Vater die Fassung, aber bei einer Gartenparty ohrfeigt ein Erwachsener ein Kind und danach beginnt das Drama. Mir hat das Buch damals sehr gut gefallen, denn es wurden die verschiedenen Gedanken und Probleme der Beteiligten offengelegt und vor allem war interessant, wie unterschiedlich mit der Ohrfeige umgegangen wird.
In diesem Roman haben wir ein ähnliches Szenario. Whitney gibt eine Gartenparty und als sie ihren Sohn dabei erwischt, wie er die Schokolade aus den Geschenktüten isst, verliert sie die Fassung und brüllt Xavier laut an, bei offenem Fenster, sodass alle es hören können.
Doch danach entwickelt sich die Geschichte etwas anders als ich dachte. Es geht hier vielmehr um die Frauen, die alle nicht unterschiedlicher sein können. Neben Whitney lernte ich auch noch Blair kennen, ihre beste Freundin, die aber vollkommen in ihrer Mutterrolle aufgeht, aber doch froh ist, dass Whitney sich mit ihr abgibt.
Relativ neu in der Nachbarschaft ist Rebecca, die Ärztin ist und bisher noch keine Kinder hat. Doch eine große Sehnsucht danach verspürt und ihre Ehe mit diesem Wunsch zu zerstören droht.
Die älteste in der Runde ist Mara, die seit Jahren schon in ihrem Haus wohnt und mit über 80 viele Nachbar*innen hat kommen und gehen sehen. Und auch diese Frauen hat sie im Blick, denn manchmal ist es sehr gut, wenn einen alle für unsichtbar halten.
Wie gesagt geht es um diese vier Frauen, ihre verschiedenen Leben und Probleme. Aber genau das war es auch, was mich ein klein wenig gestört hat. Denn alle vier sind so verschieden, dass sie aber dadurch wieder in bestimmte Klischees reinrutschen. Die Karrieremutter, die ihre Kinder nur wegen dem gesellschaftlichen Druck hat. Die Übermutter, die vollkommen glücklich ist, wenn sie für ihr Kind alles tun kann. Die Frau, die leider keine Kinder bekommen kann. Und die ältere Nachbarin, die alle beobachtet und genau über jede Bescheid weiß.
Auch fehlte mir das titelgebende Geflüster etwas, denn auch wenn sich alle ein wenig Gedanken darüber machen, was wohl mit Xavier in der Nacht passiert ist. Ist jede mit ihrer eigenen Welt so beschäftigt, dass der Junge in den Hintergrund gerät. Sogar die eigene Mutter, macht sich mehr Gedanken darüber, woran sich ihr Sohn erinnern könnte und wie das für sie sein könnte, wenn er aus dem Koma aufwacht als die Angst, dass er vielleicht nie wieder aufwachen könnte.
Mir fehlte etwas die Dramatik, die vom Klappentext her rübergekommen ist. In der Mitte des Buches dümpelte die Geschichte ein wenig vor sich hin.
Das Ende war okay, aber hat mich dann auch nicht mehr so richtig überrascht.
Mein Fazit: In dem Roman geht es um vier unterschiedliche Frauen, die vollkommen verschiedene Lebenswege eingeschlagen haben. Doch jede ist so mit sich selbst beschäftigt, dass das Geflüster nicht so richtig entstehen kann. Wenn man eine Geschichte mit viel Dramatik nach einer Gartenparty haben möchte, sollte da vielleicht doch eher zu Nur eine Ohrfeige greifen, denn die Idee ist ähnlich, hat aber mehr Spannung. Ich würde das Buch nicht unbedingt weiterempfehlen.