Cover-Bild Mary & Claire
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 20.02.2023
  • ISBN: 9783446276215
Markus Orths

Mary & Claire

Roman
Markus Orths mitreißender Roman über die Schriftstellerinnen Mary Shelley und Claire Clairmont – eine sprudelnde Geschichte über die Literatur, das Leben und die Liebe

Nach einer wahren Begebenheit: Die Stiefschwestern und Schriftstellerinnen Mary Shelley und Claire Clairmont lieben Percy. Und Percy liebt Mary & Claire. An seiner Seite entfliehen die Frauen der Londoner Enge. Sie wollen atmen, reisen, lesen, wollen verrückt sein, lieben und schreiben. Und sie nehmen den schillerndsten Popstar der Literatur Anfang des 19. Jahrhunderts in ihre Gemeinschaft auf: den jungen Lord Byron. Bei heftigen Gewittern treffen sie sich am Genfer See. Opiumberauscht schlägt Byron um Mitternacht ein Spiel vor: Wer von uns schreibt die schaurigste Geschichte? Für Mary & Claire wird nach dieser Nacht nichts mehr so sein wie zuvor. Ein mitreißender Roman, der Geschichte lebendig macht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2023

Die Schicksalsnacht, in der Frankenstein entsteht

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Markus Orths hat mit „Mary & Claire“ einen exzellent geschriebenen Roman, erschienen bei Hanser, vorgelegt. Er beschreibt darin vor allem die schicksalshafte Begegnung von vier jungen Schriftstellern, ...

Markus Orths hat mit „Mary & Claire“ einen exzellent geschriebenen Roman, erschienen bei Hanser, vorgelegt. Er beschreibt darin vor allem die schicksalshafte Begegnung von vier jungen Schriftstellern, die tatsächlich stattgefunden hat. 1816, im Jahr ohne Sommer, fanden sich das Paar Mary Godwin und Percy Shelley sowie Marys Schwester Claire Clairmont und Lord Byron in einer Villa am Genfer See zusammen, wo in einer schicksalshaften Nacht der Anfang des Klassikers Frankenstein entstanden ist.

Mary und Claire sind Stiefschwestern, im Charakter sehr unterschiedlich. Dennoch verstehen sich die miteinander konkurrierenden Frauen. Sie schreiben beide und verlieben sich in den gleichen Mann: Percy Shelley, einen Literaten. Die drei sagen sich von dem Elternhaus los, von den herrschenden Konventionen. Sie reisen und leben zusammen, bis Claire sich in Lord Byron verliebt, obwohl sie ihn nicht persönlich kennt. Die Gesellschaft reagiert mit Ächtung auf das Trio.

Marys Stiefschwester Claire beginnt Byron zu schreiben, vergöttert ihn regelrecht. Und der Literaturstar Byron geht tatsächlich auf seinen Groupie ein. Aber der Dandy liebt auch Männer. Damals sind homosexuelle Beziehungen in England verboten, auch deshalb muss er sich im Ausland aufhalten. Das Publikum reizt das Verbotene und Anrüchige in dieser Zeit. Mir gefällt die Szene besonders, in der die Hotelgäste Ferngläser ausgehändigt bekommen, um zu Byrons Villa und dem Quartett, wenn es sich auf dem Balkon aufhält, herüberschauen zu können.

Claire vernichtet leider ihren Roman „Idiot“ in der Gewitternacht, in der sie alle Opium nehmen und sie eine Art Schreibwettbewerb abhalten. Claire fühlt sich klein neben dem großen Lord Byron. Wie die anderen zweifelt sie an sich und ihren Fähigkeiten zu schreiben. Eine sehr plastisch und fantastisch geschriebene Szene ist die am Brunnen, in den sie ihr Manuskript versenkt. Auch die erotische Szene mit Percy und Mary, die sich im Regen lieben und später Schnecken im Haar haben, finde ich stark.

Alle erleiden mehrere Schicksalsschläge und müssen den Tod ihnen Nahestehender verkraften. Interessant finde ich die Feststellung im Buch, dass es Einsamkeit sowie Leiderfahrung oder auch das Erleben tiefer Gefühle bedarf, um künstlerisch tätig sein zu können. Ich habe das Buch in kurzer Zeit gelesen. Es ist eine schöne Sprache, in die der Autor seine Version der Geschichte kleidet. Es entsteht alles vor dem inneren Auge. Markus Orths hat nicht nur einen Roman über die berühmten Literaten und deren Zeit verfasst, sondern auch eine Hommage ans Schreiben. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Der Körper, der dort liegt, ist nicht tot

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Frankenstein – das berühmte Monster, die Kreatur, die sich gegen ihren Schöpfer wendet! Doch was steckt eigentlich hinter dem Text? Wer ist die Schöpferin dieser Geschichte, genreprägend und unvergessen ...

Frankenstein – das berühmte Monster, die Kreatur, die sich gegen ihren Schöpfer wendet! Doch was steckt eigentlich hinter dem Text? Wer ist die Schöpferin dieser Geschichte, genreprägend und unvergessen über die Jahrhunderte?
Markus Orths hat sich der bekannten Schriftstellerin angenommen, hat Mary Shelley in seinem Roman von frühester Jugend an begleitet, das Leben vor und während ihres Schaffens betrachtet. Doch nicht nur das, denn Mary ist es nicht allein, die im Mittelpunkt seines Romans steht! Ihre Halbschwester Claire Clairmont, nicht weniger talentiert und ebenso schillernd in ihrer Persönlichkeit, ist eine ihrer wichtigsten Bezugspersonen ihr Leben lang, so wie ihr späterer Ehemann Percy Shelley, Aristokrat, Schriftsteller, der Liebhaber beider Frauen.
Und da sind sie auch schon, die gesellschaftlichen Konventionen, die der Roman immer wieder in Frage stellt, die Grenzen und Fesseln, welche das Trio, die Ménage-à-trois, nicht zu akzeptieren bereit ist, der Freiheitsdrang und der Wunsch nach Selbstverwirklichung, die Mary, Claire und Percy leiten und in ihrem Leben und Schaffen antreiben. Dieser Bruch mit dem Bekannten, der Aufbau ihrer eigenen Welt machen aus, was letztlich ihre künstlerischen Entwicklungen vorantreibt, was Werke so ungewöhnlich wie revolutionär – gerade für Frauen ihrer Zeit – in ihrer Entstehung erst ermöglicht.
Ihr Umfeld aus Freigeistern und Egozentrikern weist ihnen hierbei oftmals Wege, spornt an, öffnet geistige Türen und wirft diese auch wieder zu. Ganz vorne und für sich, das Dreiergespann und die damalige Literaturszene von besonderer Bedeutung ist hierbei Lord Byron – ein großer Dichter, ein Mensch aus Abgründen und Scheußlichkeiten. Und mit schaffendem und zugleich zerstörerischem Charakter auf Mary, Percy und insbesondere Claire. Ohne ihn wäre wohl nie der Funke entzündet worden, der Frankenstein ins Leben bringt, doch bringt er auch Verderben und Tod.
Fiktion und Fakten, Dichtung und Wahrheit – Orths hat ein raffiniertes Geflecht aus Recherche und Ideenreichtum geschaffen, einen wunderbaren Roman, ein Stück Zeitgeschichte in poetischer Sprache. Und er hat Frauen eine Bühne gegeben, die ihnen zu ihrer Zeit verwehrt blieb, hat sie aus dem Schatten der Gesellschaft geholt – sie in die Herzen der Leser geschrieben. „Der Körper, der dort liegt, ist nicht tot.“ Markus Orths hat ihn wieder mit Leben gefüllt.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Schriftstellerinnen und Schwestern

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Mary Shelley und Claire Clairmont sind Stiefschwestern, angehende Schriftstellerinnen und lieben denselben Mann, Percy Shelley.
Percy ist Dichter und verliebt in beide Frauen. Er ermöglicht ihnen die Flucht ...

Mary Shelley und Claire Clairmont sind Stiefschwestern, angehende Schriftstellerinnen und lieben denselben Mann, Percy Shelley.
Percy ist Dichter und verliebt in beide Frauen. Er ermöglicht ihnen die Flucht aus ihrem engstirnigen und konservativen Elternhaus Anfang des 19. Jahrhunderts in England. Diese Flucht ist der Auftakt ihrer jahrelangen, gemeinsamen Beziehung und führt später zu der schicksalhaften Nacht am Genfer See, in der Mary Shelley die Idee zu „Frankenstein“ hatte.
 
Markus Orths erzählt hier aber nicht die Entstehungsgeschichte „Frankensteins“, sondern schreibt über die beiden Schwestern und ihre Verbindung zueinander.
Dabei hat er einen eingängigen Schreibstil, der manchmal fast poetisch anmutetet und immer wieder einen herrlich feinen Humor aufblitzen lässt. Gleichzeitig wirken seine Charaktere absolut modern in ihren Gesprächen und ich hatte mühelos ihr Bild vor Augen.
Beide Frauen werden als selbstbewusste und fortschrittliche Frauen beschrieben, die ihrer Zeit weit voraus sind und in Percy einen Mann finden, der diesen Weg mitgeht und sie respektiert. Sie setzen sich somit über gesellschaftliche Konventionen hinweg und stehen zu ihren Gefühlen. Besonders gefreut hat mich dabei, dass ihre Schwestern-Beziehung über der Liebesbeziehung stand.
Beide Lebenswege habe ich mit Interesse gelesen und ihre Schicksalsschläge ließen mich nicht kalt, auch wenn ich mich Mary immer ein Stück näher gefühlt habe. Bei Claire fand ich es sehr bedauerlich, dass sie sich später in Lord Byron verliebt und hierbei eine – für sie – toxische Beziehung eingeht.
 
Immer wieder gibt es auch Szenen mit magischem Realismus. Dieses Stilmittel setzt der Autor geschickt ein um emotionale Bindungen zu veranschaulichen und gibt dem Roman zusätzlich Tiefe.
 
Bezüglich des Wahrheitsgehaltes des Romans, weist der Markus Orths am Ende darauf hin, dass er sich bei Orten und Handlungen auf überprüfbare Fakten bezieht, bei Aussagen und Gedanken der Personen, nimmt er sich allerdings auch ein gewisses Maß an schriftstellerischer Freiheit heraus.
 
Für mich war es ein gelungener Roman, über reale Personen, der mir ein kurzweiliges Lesevergnügen beschert hat.

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Veröffentlicht am 27.03.2023

Die Hippies des 19. Jahrhunderts

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Als solche erscheinen mir Mary Shelley, ihr Mann Percy und ihre Stiefschwester Claire Clairemont. Vor allem Mary ist sehr frei erzogen worden und ist bereit für ein offenes Leben. Womit sie nicht gerechnet ...

Als solche erscheinen mir Mary Shelley, ihr Mann Percy und ihre Stiefschwester Claire Clairemont. Vor allem Mary ist sehr frei erzogen worden und ist bereit für ein offenes Leben. Womit sie nicht gerechnet hat, ist dass Percy und Claire zusätzlich die sexuelle Befriedigung aneinander suchen und zwar dauerhaft.

Zu dritt begegnen sie einem eitlen Pfau und Gecken, nämlich Lord Byron, einem Genie, in dem der Wahnsinn wohnt. Er wird zu Claires Objekt der Begierde, sie stalkt ihn richtiggehend. Er hingegen bedient sich an ihr, nimmt sie bei Bedarf, wie gewissermaßen auch Percy, der ihr jedoch längst nicht so viel bedeutet. Und doch eher Familie für sie ist - zusammen mit Mary, auch wenn sie eher zerstörend auf diese wirkt.

Doch eine Nacht zu viert am Genfer See wird zum Schicksal für die, die wirklich schreiben wollen - nämlich Mary und Lord Byron. In der Nacht brütet Mary den Titel ihres Schauerromanes aus, "Frankenstein" nämlich. Geboren wird das Epos erst Jahre später, als sie fast alle anderen bereits verloren hat.

Markus Orths präsentiert dem Leser vier junge Menschen, die ihrer Zeit voraus waren und/oder sich vom Leben nahmen, was sie wollten. Zumindest Mary musste es teuer bezahlen, sie blickte zurück auf einen ganzen Reigen an Toten, der sie immer wieder aufsuchte - jeder Einzelne auf seine Art.

Ein ebenso ungewöhnlicher wie lohnenswerter Roman, der uns mitnimmt auf einen wilden Parcours durch einen Teil des frühen 19. Jahrhunderts. Mary und Claire, Zeitgenossinnen von Annette von Droste-Hülshoff, doch mit ganz anderen Wertvorstellungen - so erscheint es zumindest nach diesem Buch!

Veröffentlicht am 22.03.2023

Mary & Claire & Percy & Lord Byron

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Mary & Claire – Markus Orths
Zumindest Mary Shelley war mir durch ihr Werk "Frankenstein" bereits vor der Lektüre ein Begriff.
Das berühmte Zusammentreffen von Mary, ihrer Stiefschwester Claire Clairmont, ...

Mary & Claire – Markus Orths
Zumindest Mary Shelley war mir durch ihr Werk "Frankenstein" bereits vor der Lektüre ein Begriff.
Das berühmte Zusammentreffen von Mary, ihrer Stiefschwester Claire Clairmont, Percy Shelley und dem erfolgreichen Dichter Lord Byron unmittelbar nach einem Vulkanausbruch am Genfer See ging in die Geschichte ein und war ursächlich für die Entstehung von "Frankenstein". Außerdem legte es den Grundstein für viele weitere Grusel- und Horrorgeschichten.
Hierbei handelt es sich um einen Roman, der die Persönlichkeiten hinter den berühmten Namen beleuchtet und zum Leben erweckt. Dabei beginnt der Autor ganz am Anfang, bei der Kindheit Marys. Diese wächst in einer sehr gebildeten Umgebung auf und interessiert sich früh für Literatur. Beide Elternteile waren Schriftsteller, die bereits verstorbene Mutter Feministin. Spätestens als sie mit ihrer Stiefschwester und Percy in einer seltsamen Menage a Troix durchbrennt, wird klar, dass es mit der Liberalität nicht allzu weit her ist. Und regelrecht reflexartig machen sich die beiden jungen Damen sofort wieder von opportunistischen Männern abhängig. Percy und Lord Byron werden schonungslos in ungünstigem Licht dargestellt. In einer speziellen Viererkonstellation scheinen die jungen Autoren und Autorinnen ihr Schaffen ausleben zu können. Jedoch nicht ohne Komplikationen und niemals gleichzeitig. Teilweise bremsen sie einander gegenseitig aus, dann befeuern sie einander wieder.
Dem Leser sollte bewusst sein, dass es sich hierbei um die Vorgeschichte des Zusammentreffens am Genfer See handelt. Der eigentliche Schreibprozess bzw. die Entstehungsgeschichte Frankensteins wird am Ende in wenigen Seiten abgehandelt. Dennoch ist es wunderbar und faszinierend, die beiden Mädchen/Frauen bei der Entdeckung und Entwicklung ihres schriftstellerischen Talents zu begleiten. Gerade in einer Zeit, in der Bildung für Frauen keineswegs selbstverständlich war und sie sich ihren Weg erkämpfen müssen.
Ein Roman mit einem hochinteressanten realen Hintergrund, der mich sehr zum Recherchieren angeregt hat. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Mary Shelleys Frankenstein ganz nach oben auf meine Wunschliste gewandert ist. Wie schade, dass Claires "Idiot" verloren gegangen ist! Das hätte ich ebenfalls sehr gerne gelesen!
Sprachlich kommt dieser Roman unerwartet leichtfüßig und regelrecht spannend daher. Kurze knackige Sätze, die teilweise sehr modern wirken und den Leser mühelos in die Geschichte mitnehmen. Ich mochte diese klare schnörkellose Sprache sehr.
Markus Orths hat ein Stück Literaturgeschichte lebendig gemacht und mich damit bestens unterhalten. 4 Sterne!

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