Cover-Bild So ist das nie passiert
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 12.06.2024
  • ISBN: 9783453274518
Sarah Easter Collins

So ist das nie passiert

Roman
Carola Fischer (Übersetzer), Beate Brammertz (Übersetzer), Ute Brammertz (Übersetzer)

»Und wenn es eine andere Geschichte gibt, verschüttet unter der, die ich zu kennen glaube?«

Als Willa ein Teenager war, verschwand ihre kleine Schwester Laika spurlos. Auch über zwanzig Jahre später hat Willa die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Laika noch lebt. Hartnäckig sucht sie weiter nach ihr. Sie sehnt sich nach der Familienidylle, die mit Laika verloren zu sein scheint. Darüber vernachlässigt sie die Beziehungen zu den Menschen, die tatsächlich noch Teil ihres Lebens sind. Dann trifft sie auf einer Dinnerparty eine Frau, in der sie endlich ihre verlorene Schwester zu erkennen glaubt. Was als zwangloses Essen beginnt, wird zu einem denkwürdigen Abend, der alles verändert, was Willa von ihrem Leben zu wissen meinte.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2024

Ein denkwürdiger Abend

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Vor 22 Jahren ist Willas jüngere Schwester Laika verschwunden und trotz sofortiger großangelegter Suche der Polizei nie gefunden worden. Zuerst ging man von einer Entführung aus, dann von einem Verbrechen, ...

Vor 22 Jahren ist Willas jüngere Schwester Laika verschwunden und trotz sofortiger großangelegter Suche der Polizei nie gefunden worden. Zuerst ging man von einer Entführung aus, dann von einem Verbrechen, obwohl es keine Hinweise darauf gab. Seit 22 Jahren dreht sich Willas Leben um die Suche nach ihr, schon unzählige Male hat sie sich eingebildet, Laika zu sehen, doch sie war es nie. Während ihr Vater erschreckend kühl und rational damit umgeht, ist ihre Mutter daran zerbrochen.
Als ihre Freundin Robyn sie jetzt zu einem Abendessen einlädt lernt sie dort zwei Frauen kennen, die vom Aussehen und Alter her beide Laika sein könnten. Eine von ihnen, Liv, ist Psychologin und macht ihr mit einer Übung klar, wie sich Erinnerungen im Laufe der Zeit verändern: „Es ist tatsächlich erstaunlich, wie leicht das menschliche Gehirn getäuscht und dazu gebracht werden kann, sich an etwas zu erinnern, dass nie passiert ist.“ (S. 38)

„So ist das nie passiert“ erinnert an ein Sternfahrt, alle Handlungsstränge und Geschichten beginnen und enden mit dem Essen der Freunde und wird überwiegend aus Robyns und Willas Sicht erzählt.
Robyn hat Willa direkt nach Laikas Verschwinden kennengelernt, weil Willa „danach“ auf eine andere Schule geschickt wurde, um Abstand zu gewinnen und von der Presse ferngehaltem zu werden. Sie teilten sich ein Zimmer, wurden Freundinnen und Partnerinnen, aber mit dem Schulabschluss hat Willa die Beziehung beendet – sie stehe eigentlich gar nicht auf Frauen. Trotzdem sind sie Freundinnen geblieben. Robyn erinnert sich u.a. an den Sommer, den sie zusammen bei ihren Eltern verbracht haben und indem ihr Vater, ein berühmter Tonkünstler, ihnen Kintsugi näher gebracht hat. „Man kann alles heil machen, so lange man das richtige Werkzeug hat.“ (S. 19) Aber Willa kann auch er nicht heilen, denn obwohl sie viel aus der Zeit vor Laikas Verschwinden erzählt, hält sie noch mehr – oder hat es verdrängt.
Wenn sich Willa an die Zeit vor Laikas Verschwinden erinnert, dann sieht sie eine glückliche Familie, in der es an nichts mangelte. Aber Livs Worte über Erinnerungen geben ihr zu denken. Sie gesteht sich immer mehr ein, wie es wirklich war und warum sie sich auch so viele Jahre nach Laikas Verschwinden noch die Schuld daran gibt: „… ich war so damit beschäftigt, sie vor sich selbst zu schützen, dass ich vergaß, sie vor der Außenwelt zu warnen. Ich hätte ihr sagen sollen, dass es da draußen Menschen gab, Männer, sogar Frauen, die ihr etwas antun konnten.“ (S. 73)

Sarah Easter Collins Roman ist eine psychologisch komplexe, extrem spannende Familiengeschichte. Sie dreht sich um Willas und Laikas Kindheit und Jugend, um Willas verdrängte oder beschönigte Erinnerungen und hat mich sehr berührt. Willa scheint nämlich zu vergessen, dass sie damals beide noch Kinder bzw. Teenager waren und sie gar nicht so viel hätten machen können. Eine aufwühlende Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Ein grundsolides Debüt, das ich gerne gelesen habe.

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Willa ist achtunddreißig und hat zwei Wünsche, dass ihre Schwester Laika zurückkommt, die mit dreizehn spurlos verschwand und Kinder. Seit einundzwanzig Jahren glaubt Willa immer wieder ihre kleine Schwester ...

Willa ist achtunddreißig und hat zwei Wünsche, dass ihre Schwester Laika zurückkommt, die mit dreizehn spurlos verschwand und Kinder. Seit einundzwanzig Jahren glaubt Willa immer wieder ihre kleine Schwester zu sehen. Ihr Verlust hat Willa zerrissen.

Damals hatten die Eltern Willa aufs Internat geschickt. Dort wurde sie einem anderen Mädchen Robyn zugeteilt, die sie alles wissen ließ was sie für das Leben im Internat brauchte. Die Trauer über Laikas Verlusst ließ Willa nicht schlafen, so dass sie Robyn bat, sich zu ihr zu legen. Willa fand Trost bei Robyn und sie wurden ein Paar. Die Sommerferien verbrachte Willa bei Robyn, während ihr Vater sich der Presse stellte und ihre Mutter in Gin ertrank. Robyns Dad brachte ihr stundenlang das Töpfern bei und ermutigte sie, als sie schon aufgeben wollte. Sie erschuf eine Schale, die gebrannt und glasiert wurde und war sehr stolz. Er war so anders als ihr eigener Vater, der von irgendwas beherrscht wurde und immer Druck erzeugte.

Sie erinnert sich an den Tag, als Laika am elterlichen Tisch saß und das Fleisch nicht essen wollte. Ihr Vater legte ihnen vor und der rote Fleischsaft vermischte sich mit Laikas Erbsen. Ihr Vater aß das Fleisch gerne englisch und so aßen es dann alle. Laik versuchte die Erbsen vor dem Saft zu retten, da sah er sie schon komisch an. Was los sei, wollte er wissen und Laika sagte es ihm. Sie sprach im Gegenteil zu Willa immer alles aus, was ihn zur Weißglut brachte. Da erzählte er die Geschichte dieses Lämmchens, wie es getötet wurde und forderte Laika auf zu essen. Er ließ sie vierundzwanzig Stunden vor ihrem Teller sitzen, dann warf ihre Mutter im Foyer mit den Jadefiguren und Vasen aus der Xing-Dynastie um sich. Laika durfte ihren Platz verlassen und Mutter trug am nächsten Tag wieder das langärmelige Kleid.

Fazit: Sarah Easter Collins hat ein grundsolides Debüt geschaffen. Sie hat mich kapitelweise aus der Gegenwart in die Vergangenheit geführt und mir die Sichtweisen von Willa, Laika und Robyn nahegebracht. Ich erkannte Stück für Stück welche Geheimnisse in Willas Familie schlummern. Der tyrannische, narzistische Vater, der Frau und Töchter beherrscht. Wie er die anpassungsfähigere Willa benutzt um Laika zu strafen. Willas Schuldgefühle sind riesig als Laika verschwindet. Alle Charaktere sind überzeugend gezeichnet, so hätte es sein können, doch so ist es nie passiert. Obwohl ich lange Geschichten nicht so mag, bin ich problemlos durch dieses fesselnde Buch geflogen. Das habe ich sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Erinnerungen

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Meine Meinung und Inhalt

»Das hier sollte ein Familien-, ein Geschwister treffen sein.
Es ist fast unmöglich, Michael und Nate zur genau gleichen Zeit in London zu erwischen.«
»Willa gehört ...

Meine Meinung und Inhalt

»Das hier sollte ein Familien-, ein Geschwister treffen sein.
Es ist fast unmöglich, Michael und Nate zur genau gleichen Zeit in London zu erwischen.«
»Willa gehört praktisch zur Familie.«
»Aha.«
»Sie hat so viel durchgemacht.«
»Sicher.« Cat durchbohrt mich mit Blicken, ist dann aber
gleich wieder freundlich. »Ich weiß.« (ZITAT)


Die mysteriös und geheimnisumwobene Geschichte beginnt mit einem Abendessen und hier sind sofort Spannungen der einzelnen Protagonisten sichtbar. Beim Nachtisch erzählt uns Liv von ihrer Erinnerungsforschung und spätestens ab hier hat mich das Buch fesseln können.

Zu meinem Erstaunen erzählt sie uns, wie fehlbar unsere Erinnerungen sein können, wie unser Verstand Dinge überdenkt und wie wichtige Dinge, an die wir uns aus unserer Kindheit erinnern, möglicherweise nicht einmal wahr sind. Ein wirklich toller Gedankengang.

Man denkt dann als Leser selbst, was man als Kind erlebt hat, ob die Erinnerungen der Wahrheit entsprechen.

Für mich ist "So ist das nie passiert" ein äußerst gelungenes Debüt, das auch zeitlich zum Nachdenken anregt.


Als Willa ein Teenager war, verschwand ihre kleine Schwester Laika spurlos. Auch über zwanzig Jahre später hat Willa die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Laika noch lebt. Hartnäckig sucht sie weiter nach ihr. Sie sehnt sich nach der Familienidylle, die mit Laika verloren zu sein scheint. Darüber vernachlässigt sie die Beziehungen zu den Menschen, die tatsächlich noch Teil ihres Lebens sind. Dann trifft sie auf einer Dinnerparty eine Frau, in der sie endlich ihre verlorene Schwester zu erkennen glaubt. Was als zwangloses Essen beginnt, wird zu einem denkwürdigen Abend, der alles verändert, was Willa von ihrem Leben zu wissen meinte.


"Mit der Zeit wird die übertriebene Geschichte die Version, die wir tatsächlich glauben, und in unseren Köpfen ist sie nicht mehr vom Original zu unterscheiden. Und ich habe noch ein anderes Beispiel, das müsst ihr nicht laut sagen, aber wart ihr jemals mit jemandem zusammen, den ihr rückblickend total nervig findet?« (ZITAT)



Sarah Easter Collins ist in Kent, England, aufgewachsen und hat in Exeter studiert, bevor sie nach Botswana und später nach Thailand und Malawi zog, um dort Kunstunterricht zu geben. Ihre große Leidenschaft neben dem Schreiben ist die Malerei. Für ihre Bilder lässt sie sich von Erinnerungen an Orte inspirieren, die ihr viel bedeuten, sowie von der Landschaft um sich herum: das wunderschöne Exmoor, eine faszinierende Heidelandschaft voller Moore und Wälder, wo sie mit ihrem Sohn Luke, ihrem Mann und ihren Hunden lebt. Hier liebt sie es, durch die unberührte Natur zu laufen und in den wilden Flüssen und Seen schwimmen zu gehen.


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Veröffentlicht am 23.06.2024

Laika ist weg!

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Willa hat es nicht leicht im Leben, schon als Kind nicht. Sie hat zwar eine liebevolle Mutter und mit ihrer jüngeren Schwester Laika pflegt sie ein so warmherziges Verhältnis, dass andere sie beneiden. ...

Willa hat es nicht leicht im Leben, schon als Kind nicht. Sie hat zwar eine liebevolle Mutter und mit ihrer jüngeren Schwester Laika pflegt sie ein so warmherziges Verhältnis, dass andere sie beneiden. Doch der Vater macht vor allem den beiden letzteren das Leben so zur Hölle, dass auch für Willa nichts mehr schön ist. Denn es ist ihr nicht möglich, den beiden zu helfen.

Und eines Tages verschwindet Laika einfach - sie ist gerade mal dreizehn Jahre alt. Und kommt auch nicht mehr wieder - erst vergehen Monate, dann Jahre. Weder für Willa noch für ihre Mutter ist das Leben noch lebenswert.

Wobei es für Willa noch einigermaßen erträglich ist, denn sie kommt auf ein Internat und teilt sich ein Zimmer mit ihrer bald besten Freundin. Doch zu Hause ist es brutal öde wie eh und je.

Kein Tag vergeht, ohne das Willa und ihre Mutter an Laika denken - was mag wohl mit ihr geschehen sein.

Dies ist wirklich ein sehr gelungener Spannungsroman, denn auch der Leser hat bis weit über die Hälfte des Buches keine Idee, was da passiert sein könnte.

Und die Autorin entwickelt einen so originellen Plot, dass ich glatt die volle Sternenzahl gegeben hätte, wenn sich die Zufälle nicht ein wenig zu sehr gehäuft und die Entwicklungen nicht teilweise einfach wahnwitzig geworden wären. Das ist schade, aber die Lektüre lohnt sich trotzdem!

Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein gelungenes Debüt

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Zusammen mit ihrem Verlobten James „Jamie“ Casteele besucht Willa Martenwood die Dinnerparty ihrer ehemaligen Internatszimmergenossin und Freundin Robyn Bee und deren Frau Cal. Am Tisch sitzen neben Robyns ...

Zusammen mit ihrem Verlobten James „Jamie“ Casteele besucht Willa Martenwood die Dinnerparty ihrer ehemaligen Internatszimmergenossin und Freundin Robyn Bee und deren Frau Cal. Am Tisch sitzen neben Robyns Bruder Michael und seiner Frau Liv auch Cals Bruder Nate und seine Freundin Claudette, eine Französin. Und plötzlich ist sich Willa sicher in Claudette ihre seit über 20 Jahren verschwundene Schwester Laika zu erkennen…

Schon der Titel hat bei mir zusammen mit dem Klappentext, der einen interessanten Familienroman verspricht, großes Interesse geweckt. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Autorin Sarah Easter Collins schreibt, bzw. Beate und Ute Brammertz und Carola Fischer übersetzen, in einer so leichten und doch eindrücklichen Sprache, die mich ganz schnell in die Geschichte hinein gezogen hat. Willa und Robyn erzählen die Geschichte seit ihrem Kennenlernen aus ihrem jeweiligen Blickwinkel. Und von Claudette erfahre ich ihre Sicht auf die Vergangenheit, ihren Werdegang und wie es zu ihrem Verschwinden gekommen ist. Es war für mich interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die verschiedenen Situationen wahrgenommen wurden. An manchen Stellen war es für mich schwer zu ertragen, zu lesen, wie brutal und widerwärtig Vater Bryce gehandelt hat. Und wie Mutter Bianka dazu schweigt und die Familienidylle aufrecht erhält. Das alles kommt nach und nach heraus, die vermeintliche Idylle bricht auf und mir hat Willa richtig leid getan, als sie merkt, dass eigentlich nichts so passiert ist, wie sie immer geglaubt hat.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne, finde ich alle gut ausgearbeitet. Ihre Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten kommen gut bei mir an und mein Kopfkino hatte allerhand zu tun. Ihre Gedanken und ihr Handeln konnte ich zum großen Teil gut nachvollziehen. Nur das Ende, die Auflösung, die war mir ein bisserl zu einfach bzw. irreal.

Eine fesselnde, gefühlvolle Familiengeschichte voller Geheimnisse, Verletzungen und Hoffnung, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich hoffe, dass ich bald mehr von der Autorin zu lesen bekomme.

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