Cover-Bild Heiligenbilder und Heuschrecken
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 31.05.2024
  • ISBN: 9783847901655
Layla Martínez

Heiligenbilder und Heuschrecken

Roman. "Eine sprachmächtige Analyse der spanischen Gesellschaft" DEUTSCHLANDFUNK KULTUR
Christiane Quandt (Übersetzer)

Ein abgelegenes Dorf in Südspanien: Eine Enkelin und ihre Großmutter leben in einfachsten Verhältnissen im alten Haus der Familie - mit Unbehagen beäugt von den restlichen Dorfbewohnern. Denn sie scheinen in einer unheimlichen Verbindung zu stehen mit dem Haus und den Seelen seiner Verstorbenen.

Dann verschwindet der Sohn der mächtigsten Familie des Ortes, unter Aufsicht der Enkelin. Nur ein Zufall? Bald schon fällt der Verdacht auf die beiden Frauen.

Eine feministische Rachegeschichte in der spanischen Provinz - rau im Ton, geschliffen in der Sprache und mit einem Schuss magischem Realismus.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2024

Schatten, Geister und starke Frauen

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Ein Dorfleben früher wie heute - wer nicht zu den anderen passt, wer sich nicht der Norm entsprechend verhält, wer nicht dem Trott der Gemeinschaft folgt, wird ausgegrenzt und geächtet. Da können Generationen ...

Ein Dorfleben früher wie heute - wer nicht zu den anderen passt, wer sich nicht der Norm entsprechend verhält, wer nicht dem Trott der Gemeinschaft folgt, wird ausgegrenzt und geächtet. Da können Generationen die vorherigen und die davor überleben, das wird sich niemals ändern.

So geht es auch einer jungen Frau und ihrer Großmutter in Südspanien. Sie haben nie dazu gehört, sie wurden schon immer gemieden, ihr Ruf eilt ihnen voraus. Doch sie werden sich rächen - mit ihren eigenen, unvergleichlichen Mitteln. Diejenigen, die Leid über die Familie gebracht haben, sollen dafür bezahlen.

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Schon ganz früh ist zu spüren, dass die Enkelin und die Großmutter über höhere Mächte verfügen. Doch, was sich zuerst nach einem Schauerroman anfühlt, nimmt für mich nach ein paar Kapiteln einen ganz besondere Entwicklung. Denn dass der Tod im Haus der beiden Frauen sein Unwesen treibt, wird von gruselig zu spannend zu magisch (im positivsten Sinne).

Es ist gar nicht schlimm, dass Geister, Schatten und übernatürliche Kräfte beteiligt sind am Alltag dieses Hauses. Im Gegenteil, ich fiebere mit, habe Spaß an den Ritualen, bin gespannt, wann die Heiligen sich als nächstes blicken lassen. Und ich wünsche mir, dass das Haus immer mächtiger wird, dass es die bösen Menschen im Dorf in die Mangel nimmt, die der Familie unrecht getan haben.

Es ist eine Geschichte über neu erstarkte Frauen, die sich rächen für ihr eigenes Schicksal und für die Frauen, die einst in diesem Dorf und in diesem Haus unterdrückt, verdammt und verstoßen, gequält und misshndelt wurden. Es ist eine Geschichte über Feminismus, über Machtmissbruch, über Misogynie, über Gerechtigkeit und Genugtuung und über die Hilfe von „oben“, die man sich im echten Leben so oft wünschen würde.

Die Sprache ist nah, authentisch und voller Emotionen – und auch grandios ins Deutsche übersetzt. Der wechselnde Blickwinkel zwischen Enkelin und Großmutter hat sehr gut zur Handlung gepasst und war für mich das i-Tüpfelchen.

Ich hatte eine wahre Freude am Lesen und ich habe die Paukenschläge geliebt, die das Dorf immer wieder zum Beben brachten.

Veröffentlicht am 02.06.2024

Hexerei und Heilige: die Risse in der Wirklichkeit

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Ein Haus voller Schatten, Engeln und Dämonen, ein Haus, das beschützt, bestraft und über dich wacht – in dieser Symbiose, Schutz und Bedrohung leben eine Enkelin und ihre Großmutter. Sie leben in Armut. ...

Ein Haus voller Schatten, Engeln und Dämonen, ein Haus, das beschützt, bestraft und über dich wacht – in dieser Symbiose, Schutz und Bedrohung leben eine Enkelin und ihre Großmutter. Sie leben in Armut. Sie leben ausgegrenzt von der Gesellschaft. Und sie leben gekettet an ein Haus, das Fluch und Segen zugleich für sie ist.
Doch nicht nur die Trennung nach sozialen Schichten und Milieus hat die Frauen der insgesamt drei Generationen in die Isolation getrieben, abgelegen hinter einem Gebirgskamm, getrennt von der weiteren Bevölkerung. Es ist auch die Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt, welche sie gerade durch die männlichen Dorfbewohner erfahren haben, sei es Ehemann, Partner oder Liebhaber, und das Frauenbild, das ihnen übergestülpt wird. Und es ist auch die hiermit einhergehende Zuschreibung der Hexerei und Verbindung zu übernatürlichen Kräften, welche die Menschen Furcht und Angst verspüren und Abstand zu ihnen halten lässt – ausgenommen die Momente, in denen sie sich die Fähigkeiten der beiden Magiebegabten für ihre eigenen Zwecke zunutze machen.
Ist das Haus mit seinem eigenen Innenleben Zuflucht und Gefängnis für deren Bewohnerinnen, so ist es auch Instrument für deren Rache und Waffe gegenüber den männlichen Peinigern. So wird es zugleich zum Bewahrer ihrer moralischen Abgründe und bindet die Frauen auch durch deren dunkle Geheimnisse an sich.
Dicht und intensiv wie die Erzählung selbst ist auch die Atmosphäre, die durch die klare, direkte Sprache und eine Handlung, welche eine verstörende und um Magie erweiterte Wirklichkeit beschreibt, geschaffen wird. Und so setzt sich das Büchlein mit seinem Reichtum an Motiven, Bedeutungsebenen und Kraft im eigenen Kopf fest, hallt in diesem nach und lässt die Leser*innen gestärkt zurück – wenn auch mit einer Gänsehaut über der eigenen Zufriedenheit.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Interessant

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Das Cover hatte mich direkt neugierig gemacht in Verbindung mit dem Titel. Es passt auch ausgesprochen gut, denn es wirkt etwas düster und die Verzerrung passt zur Geschichte. Ich mag es also.

Auch der ...

Das Cover hatte mich direkt neugierig gemacht in Verbindung mit dem Titel. Es passt auch ausgesprochen gut, denn es wirkt etwas düster und die Verzerrung passt zur Geschichte. Ich mag es also.

Auch der Schreibstil hat mir eigentlich ziemlich gut gefallen. Er ist durchaus rau, direkt und extrem, gleichzeitig aber auch voller Details und nur aus Andeutungen bestehend. Lange Zeit war ich mir nicht sicher, was mir da gerade erzählt wird. Nach und nach versteht man die Geschehnisse besser und kann die Wut besser zuordnen. Die Autorin hat es auch direkt geschafft diese Emotionen auf die Lesenden zu übertragen.

Die Charaktere sind definitiv speziell. Die namenlose Alte und ihre Enkelin verbindet nicht nur das Haus und so einige Geheimnisse, sondern auch die Wut und die Ungerechtigkeit. Die Leute aus dem Dorf haben entweder Angst vor ihnen, haben sie ausgenutzt oder finden sie seltsam. Hier und da habe ich etwas länger gebraucht, um zu verstehen, was da gerade angesprochen wird.

Insgesamt also ein wirklich interessantes und spezielles Buch, das ich so noch nie gelesen habe. Selten habe ich ein Buch mit so vielen Emotionen auf so wenigen Seiten gelesen. Ziemlich düster und voller Geheimnisse, etwas speziell und trotzdem wirklich gut. Hier und da hätte ich mir irgendwie gewünscht, dass es noch ein paar Kapitel gibt und doch war die Länge genau richtig.

3,75/5 Sterne