Schatten, Geister und starke Frauen
Ein Dorfleben früher wie heute - wer nicht zu den anderen passt, wer sich nicht der Norm entsprechend verhält, wer nicht dem Trott der Gemeinschaft folgt, wird ausgegrenzt und geächtet. Da können Generationen ...
Ein Dorfleben früher wie heute - wer nicht zu den anderen passt, wer sich nicht der Norm entsprechend verhält, wer nicht dem Trott der Gemeinschaft folgt, wird ausgegrenzt und geächtet. Da können Generationen die vorherigen und die davor überleben, das wird sich niemals ändern.
So geht es auch einer jungen Frau und ihrer Großmutter in Südspanien. Sie haben nie dazu gehört, sie wurden schon immer gemieden, ihr Ruf eilt ihnen voraus. Doch sie werden sich rächen - mit ihren eigenen, unvergleichlichen Mitteln. Diejenigen, die Leid über die Familie gebracht haben, sollen dafür bezahlen.
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Schon ganz früh ist zu spüren, dass die Enkelin und die Großmutter über höhere Mächte verfügen. Doch, was sich zuerst nach einem Schauerroman anfühlt, nimmt für mich nach ein paar Kapiteln einen ganz besondere Entwicklung. Denn dass der Tod im Haus der beiden Frauen sein Unwesen treibt, wird von gruselig zu spannend zu magisch (im positivsten Sinne).
Es ist gar nicht schlimm, dass Geister, Schatten und übernatürliche Kräfte beteiligt sind am Alltag dieses Hauses. Im Gegenteil, ich fiebere mit, habe Spaß an den Ritualen, bin gespannt, wann die Heiligen sich als nächstes blicken lassen. Und ich wünsche mir, dass das Haus immer mächtiger wird, dass es die bösen Menschen im Dorf in die Mangel nimmt, die der Familie unrecht getan haben.
Es ist eine Geschichte über neu erstarkte Frauen, die sich rächen für ihr eigenes Schicksal und für die Frauen, die einst in diesem Dorf und in diesem Haus unterdrückt, verdammt und verstoßen, gequält und misshndelt wurden. Es ist eine Geschichte über Feminismus, über Machtmissbruch, über Misogynie, über Gerechtigkeit und Genugtuung und über die Hilfe von „oben“, die man sich im echten Leben so oft wünschen würde.
Die Sprache ist nah, authentisch und voller Emotionen – und auch grandios ins Deutsche übersetzt. Der wechselnde Blickwinkel zwischen Enkelin und Großmutter hat sehr gut zur Handlung gepasst und war für mich das i-Tüpfelchen.
Ich hatte eine wahre Freude am Lesen und ich habe die Paukenschläge geliebt, die das Dorf immer wieder zum Beben brachten.