Unterhaltsam und regt zum Nachdenken an...
Lauren kommt nach dem Junggesellinnenabschied ihrer Freundin nach Hause und dort ist ein ihr vollkommen fremder Mann, der wohl ihr Ehemann ist - Bilder auf ihrem Handy und Hochzeitsfotos in der Wohnung ...
Lauren kommt nach dem Junggesellinnenabschied ihrer Freundin nach Hause und dort ist ein ihr vollkommen fremder Mann, der wohl ihr Ehemann ist - Bilder auf ihrem Handy und Hochzeitsfotos in der Wohnung beweisen das.
Es stellt sich heraus, dass es eine Art magischen Prozess gibt - wann immer der jeweilige "Ehemann" auf den Dachboden geht, verschwindet er und es erscheint ein neuer Ehemann. Jedes Mal verändert sich Laurens Leben leicht, jedes Mal gibt es andere Bilder, eine andere Geschichte und - typisch Butterfly Effect - es betrifft auch zumindest zum Teil ihre Familie und Freunde. Interessanterweise ist die Wirkung auf das Leben der anderen, das auch während der ganzen Zeit weitergeht, nicht sooo stark. Aber das macht auch Sinn - im Endeffekt hat es keinen Einfluss auf die Familienplanung meiner Geschwister, mit wem ich verheiratet bin...
Wie Lauren damit umgeht, auf einmal verheiratet zu sein, wie sie mit den Möglichkeiten, die sich ihr durch diese seltsame Magie eröffnen, umgeht und was das für ihr Leben bedeutet, das habe ich wirklich atemlos verfolgt.
Die Idee an sich ist schon mal richtig gut und hat mich neugierig auf den Roman gemacht. Die Umsetzung ist dann grandios!
Einige der Fragen, mit denen ich mich durch den Roman auseinander gesetzt habe, sind:
Wenn wir eine Art Amnesie hätten oder ein paar Jahre in die Zukunft springen könnten ohne die Zeit dazwischen zu erleben, was würde das an unserer Beziehung/Ehe ändern? Welche Art von schleichenden Prozessen nehmen wir hin und arrangieren uns damit, wären aber von einem anderen Standpunkt unseres Lebens her vollkommen irritierend? Ein Beispiel dafür ist, dass Lauren in einem ihrer Leben mit einem Ehemann Drogen nimmt, ein anderes ist, dass sie Partnertausch betreiben - diese extremen Dinge sind sicherlich Sachen, die man nicht von heute auf morgen akzeptieren würde, aber ihr fehlt die Entwicklung dahin und so schickt sie diese Ehemänner zurück und startet wieder neu.
Nicht ganz so drastische Beispiele aus dem Buch ist die immer wiederkehrende Sache mit ihrer Wohnung - sie sieht immer etwas anders aus als bei dem Ehemann davor - oder auch, welchen Beruf sie ausübt, wie sie ihr Haar trägt, welchen Kleidungsstil sie bevorzugt oder ob sie sich rasiert. Darüber musste ich manchmal sehr lachen - denn da konnte ich sehr mitgehen. Natürlich wird man beeinflusst von den Vorlieben seines Partners und möchte ihm gefallen, auch wenn man sich immer wieder vormacht, SOOOO viel macht das gar nicht aus...
Ebenfalls nachdenklich gemacht hat mich auf jeden Fall die Beliebigkeit der Ehemänner. Lauren wird klar, dass jeder der Ehemänner eine Geschichte mit ihr hat, die dazu geführt hat, dass sie heiraten wollten. Jede Ehe / Beziehung hat eine solche Geschichte und jede Geschichte enthält Zufälle, die dazu geführt haben, dass man sich gefunden hat. Ein bisschen wünschen wir uns bestimmt alle, dass das Schicksal ist, aber wissen tief in uns, es hätte auch anders laufen können - und vielleicht wären wir dann - trotzdem/auf andere Art und Weise? - auch glücklich oder sogar glücklicher? Manchmal allerdings spürt Lauren sofort, dass sie unglücklich ist in einer Variante und beendet das direkt - ein wiederkehrendes Motiv ist ein Exfreund von ihr, der mehrmals (!) als Ehemann auftaucht, sehr gruselig.
Ein weiterer Aspekt ist auch, dass durch das ständige Zurücksetzen ihrer Historie ihre Gegenwart, die seit der Dachboden-Magie-Sache weiterläuft, verändert wird. Ihre Freundin vom Junggesellinnenabschied heiratet und Lauren erlebt diese Hochzeit mit einem der Ehemänner Versionen. Sobald sie dann einen neuen hat, ist diese Erinnerung aber verloren und nur sie erinnert die alte Version. Für alle anderen aus ihrem Freundeskreis war nun ein anderer Mann an ihrer Seite und diese Erinnerung fehlt ihr. Ich fand es sehr spannend und auch traurig, mir vorzustellen, dass solche wichtigen Erlebnisse auf einmal weg sein könnten oder man etwas erlebt hat, was niemand anders erlebt hat - und es dadurch irgendwie auch weg ist.
Selbst Fotos sind nicht mehr da, weil auch jedes Mal ihre digitale Vergangenheit, abgebildet auf dem Handy, sich verändert. Wie echt ist ein Erlebnis, das man nicht erinnert, von dem es aber Fotos gibt?
Dass Lauren NICHT verheiratet ist, als es losgeht, macht es auf jeden Fall leichter für sie, sich der Ehemänner Flut zu stellen. Es ist süß, dass sie immer wieder auch versucht, die Gefühle, die eine Version von ihr für den jeweiligen Partner gehabt haben muss, zu finden und zu bewahren.
Auch, dass sie feststellt, wie viel leichter es ist, sich die ganze Datingsache zu sparen (Tinder spielt natürlich auch mal eine Rolle) und statt dessen direkt verheiratet zu sein, ist sehr erfrischend und mit Sicherheit sehr wahr!
Ich habe den Roman wirklich genossen und bin auch mit dem Ende absolut zufrieden! Volle Punktzahl und klare Leseempfehlung!!!