Better late than never - Endlich gelesen & wurde nicht enttäuscht! LESEEMPFEHLUNG
"So wie Frauen eher an einem Herzinfarkt sterben, wenn sie von einem Arzt behandelt werden - so geraten sie eher in Vergessenheit, wenn es die Männer sind, die für die Erinnerung zuständig sind." Buchzitat, ...
"So wie Frauen eher an einem Herzinfarkt sterben, wenn sie von einem Arzt behandelt werden - so geraten sie eher in Vergessenheit, wenn es die Männer sind, die für die Erinnerung zuständig sind." Buchzitat, S. 50
In ihrem Buch "Frauen Literatur" stellt Nicole Seifert die Frage, warum Literatur von Frauen oft abgewertet und vergessen wird. Sie ist Autorin, Herausgeberin und Übersetzerin und studierte nach einer Ausbildung im S. Fischer Verlag Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften und Amerikanistik in Berlin. Nach ihrer Promotion arbeitete sie zunächst als Lektorin, bevor sie ihren ersten Übersetzungsauftrag erhielt. Sie hat u.a. Werke von Sarah Moss, Torrey Peters, Shirley Jackson, Julia Strachey, Adrienne Brodeur und Frances Cha übersetzt. Sie lebt in Hamburg.
2021 erschien Nicole Seiferts Buch "Frauen Literatur: Abgewertet, Vergessen, Wiederentdeckt". Darin zeigt sie auf, dass die sogenannte »Qualität« nicht das Problem ist, sondern dass wir das Beste verpassen, wenn wir nicht eine Frauenquote in unseren Bücherregalen einführen. Seifert argumentiert, dass Frauenliteratur oft als banal, kitschig oder trivial abgestempelt wird, während Männer für ähnliche Themen gefeiert werden. Sie beleuchtet, wie die Strukturen des Literaturbetriebs, von Verlagen bis zu Medien und Bildungseinrichtungen, Frauen benachteiligen und erklärt, warum der Anteil von Autorinnen in der Literaturwissenschaft immer noch gering ist.
Nicole Seifert beginnt ihr Buch mit einer persönlichen Einleitung, in der sie ihre Motivation erklärt und von ihren eigenen Erlebnissen berichtet. Das Buch ist leicht zu lesen und der Schreibstil unkompliziert und nicht verschnörkelt. Seifert bezieht sich auf zahlreiche Studien und zeigt, wie das Patriarchat auch heute noch in der Literaturbranche wirkmächtig ist. Besonders eindrucksvoll ist, wie sie neben der Kritik auch Lösungsansätze aufzeigt, wie das Patriarchat überwunden und eine diverse Autor:innenschaft gefördert werden könnte. Ihr Werk ist ein für mich ein echter Klassiker der Literaturgeschichte, der wunderbar aufzeigt, was in der Literaturbranche schief läuft und was getan werden muss, um Veränderungen zu bewirken.
"Frauen Literatur" ist ein wunderbares Buch, das jede:r gelesen haben sollte. Es bietet eine tiefgehende und zugleich leicht verständliche Analyse der Geschlechterungleichheit in der Literaturbranche. Eine uneingeschränkte 5-Sterne-Empfehlung.
"Wer als Kritiker:in, als Programmleitung in einem belletristischen Verlag oder bei einem Veranstaltungsort tätig ist, hat eine der Schlüsselpositionen, um daran mitzuwirken, dass sich das ändert. Auch als Multiplikator:in, als Buchhändler:in und selbst als Leser:in hat man die Wahl: Wem möchte man seine Aufmerksamkeit schenken, auf wen die Aufmerksamkeit lenken, wen mit seinem Geld unterstützen? Es ist keine Entscheidung gegen die Bücher von Männern, es ist eine Entscheidung für die Bücher von Frauen." Buchzitat, S. 169