Medusa
Dieser Roman befasst sich mit dem Schicksal zweier Frauen ganz unterschiedlicher Epochen. Beide Zeitstränge sind dabei auf ganz unterschiedliche Weise äußerst interessant, wobei keine der Handlungen zu ...
Dieser Roman befasst sich mit dem Schicksal zweier Frauen ganz unterschiedlicher Epochen. Beide Zeitstränge sind dabei auf ganz unterschiedliche Weise äußerst interessant, wobei keine der Handlungen zu Gunsten der anderen vernachlässigt wurde. Lange Zeit blieb offen welchen Bezug beide Zeitebenen zueinander haben. Klar ist zwar, dass ein versunkenes Schiff Bindeglied von Nes und Tillas Geschichte bildet, wie oder warum es jedoch verunglückte blieb lange unklar. Stattdessen begibt sich der Leser mit Nes auf eine abenteuerliche Suche nach verschwundenen Kindern, während, die einige hundert Jahre später lebende Tilla ihre Leidenschaft fürs Tauchen entwickelt, eine akademische Laufbahn in Früh- und Vorgeschichte anstrebt und sich in einer patriarchalischen Ordnung behaupten lernen muss.
Beide Handlungsstränge habe ich mit Spannung verfolgt. Die unterschiedlichen Zeiten und Charaktere wurden wunderbar herausgearbeitet, wobei auch deren Werdegang und Denkweise beeinflussenden Ereignisse geschickt in die Geschichte eingewebt wurden. Die Handlungweisen der beiden Protagonistinnen wurden dadurch gut nachvollziehbar und glaubhaft. Auch wurden viele weitere, sehr interessante Themen darin verarbeitet. Historische Begebenheiten wurden frei verändert und dienten als Grundlage für diesen Roman (mehr dazu im Anhang des Buches). Daraus entstand sowohl eine eher düster wirkende Schilderung einer Epoche, deren Zeitgenossen voller Abneigung dem Leben der Beginen gegenüberstehen und angestachelt durch ein grausames Verbrechen in ihnen die Schuldigen suchen. Aber auch die Archäologie, das Tauchen, und das Patriarchat in der Wissenschaft mit dem daraus resultierenden Problemen für Frauen wurde äußerst interessant und vor allem sehr glaubhaft wiedergegeben. Einzig die Taucherei wurde mir (aber scheinbar war dies in dieser Zeit so üblich) sehr leichtsinnig dargestellt und praktiziert. Hier scheint aus Unglücken kaum Fazit gezogen zu und immer wieder heikle Situationen heraufbeschworen zu werden.
Mir hat dieses Werk sehr gut gefallen. Ich habe mit Spannung und Freude das Leben der Frauen verfolgt, konnte mich gut mit ihnen identifizieren und habe mich problemlos zwischen den verschiedenen Zeitebenen zurecht gefunden.
Ein ganz tolles Buch, welches ich nur wärmstens empfehlen kann.