Über Bücher und Menschen
Bevor man mit dem Lesen beginnt, sollte man sich bewusstwerden, dass dieses Buch kein fiktionaler, sondern ein autobiographischer Roman ist.
Nanako Hanada beschreibt in eindrucksvoller und sehr verständlicherweise ...
Bevor man mit dem Lesen beginnt, sollte man sich bewusstwerden, dass dieses Buch kein fiktionaler, sondern ein autobiographischer Roman ist.
Nanako Hanada beschreibt in eindrucksvoller und sehr verständlicherweise die wahrscheinlich herausforderndste Zeit ihres Lebens; unglücklich mit ihrem Job und gerade frisch von ihrem Mann getrennt. Bedingt durch den Titel und dem Wissen, worum es in dem Buch geht, war ich auf eine sehr traurige und schwere Geschichte eingestellt. Natürlich gibt es Passagen im Buch die genau dies sind, aber große Teile des Buches sind zwar durchaus tiefsinnig, aber weit entfernt von Schwermut.
Der Großteil des Buches widmet sich den Treffen und Bekanntschaften die Nanako über die App „Thirty Minutes“ erlebt. Bei der ersten Erwähnung der App dachte ich an ein japanisches Pendant der Datingapp Tinder. Doch bei Thirty Minutes geht es nicht (nur) um das Finden eines Partners, sondern wirklich um das Schließen von Bekanntschaften und guten Gesprächen.
Nanako Hanada beschreibt diese Treffen in sehr sympathischer Art und Weise und wenn auch nicht jedes Treffen so abläuft wie sie sich das vorstellt, bleibt sie in ihren Beschreibungen immer sehr respektvoll. Nanakos Versprechen an jeden der Menschen, die sie trifft, ist, dass sie ihnen ein Buch empfehlen wird. Wobei sie nicht irgendein Buch empfiehlt, sondern das Buch wirklich speziell für die Person auswählt. Dies ist ein zweiter Schwerpunkt des Buches, die Empfehlungen und Beschreibungen der Bücher die Nanako empfiehlt. Verständlicherweise sind hierbei viele japanische Autoren und Autorinnen dabei. Die meisten Bücher waren für mich unbekannt, aber interessant war schon allein zu lesen wie Nanako zu ihren Empfehlungen kommt.
Die einsame Buchhändlerin von Tokio bietet einen wunderbaren Einblick in die japanische Kultur, ohne dabei langweilig oder langatmig zu werden. Für mich eines der Lesehighlights meines heurigen Jahres.