Cover-Bild Kleine Monster
(83)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 22.07.2024
  • ISBN: 9783446281448
Jessica Lind

Kleine Monster

Roman
Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2024
Ein soghafter Roman über die zerstörerische Kraft des Ungesagten. »Einzigartig und nervenzerfetzend.« Doris Knecht

Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel. Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird. Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein fesselndes psychologisches Drama über die Illusion einer heilen Kindheit.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein Buch, das man nicht vergisst

0

Inhalt:
Eigentlich sind Pia, ihr Ehemann Jakob und ihr siebenjähriger Sohn Luca eine ganz normale Familie. Doch als die Eltern eines Tages mit einem Vorfall in der Schule ihres Sohnes konfrontiert werden, ...

Inhalt:
Eigentlich sind Pia, ihr Ehemann Jakob und ihr siebenjähriger Sohn Luca eine ganz normale Familie. Doch als die Eltern eines Tages mit einem Vorfall in der Schule ihres Sohnes konfrontiert werden, scheint in Pia etwas zu zerbrechen. Denn Luca wird etwas vorgeworfen, das im Zusammenhang mit einem kleinen Mädchen steht. Während für die Lehrer der Schuldige feststeht und die anderen Eltern der Klassenkammeraden die Familie zu meiden beginnen, verändert sich etwas unausweichliches in Pia. Denn während sie zunächst genauso wie ihr Mann von der Unschuld ihres klugen und lieben Sohnes überzeugt ist, bemerkt sie nach und nach immer mehr Veränderungen an diesem und es scheint als sei dieser berechnender als erwartet. Während sie die inneren Abgründe ihres Sohnes immer mehr vor Augen hat, verliert sie sich selbst im größten Trauma ihrer Vergangenheit. Einem Trauma das bis in die Gegenwart reicht...

Meine Meinung:
Bisher habe ich noch nichts von der österreichischen Autorin Jessica Lind gelesen, doch ihr zweiter Roman "Kleine Monster" klang sehr interessant, weshalb ich dieser schließlich zur Hand nahm und definitiv nicht enttäuscht wurde.
Denn was die Autorin mit diesem Buch geschaffen hat, zeugt von großem schriftstellerischen Können und bereitete mir sogar manches Mal eine Gänsehaut.

Wie es die Autorin schafft eine Szenerie innerhalb eines beinahe Kammerspiels zu erschaffen und zu beschreiben, ist während des Lesens nicht nur unglaublich bedrückend, sondern auch so spannend, wie es kaum ein Thriller sein könnte. Wie es die Autorin schafft das Innere der Mutter zu beleuchten und die kleinen Details der Mutter-Sohn-Beziehung war psychologisch spitzfindig und feinfühlig, wie ich es auf solch intelligente Weise selten erzählt bekommen habe.
Dieses Buch gleicht in seiner Darstellung manchmal sogar einem Horrorroman, bei dem man sich ständig atemlos fragt, was als nächstes passiert. Wie aus der Vergangenheit und dem Trauma eines Verlustes eine Hetzjagd ein Verdacht gegen das eigene Kind erwächst, dies wurde hier brillant geschildert.

Eine Charakterstudie wie ich es selten lesen durfte, so durchdacht und präzise, wirklich vom Feinsten. Ein Buch, welches fehlerlos ist.

Mein Fazit:
Ein Roman der im positivsten Sinne sprachlos macht und der so viele Qualitäten besitzt, dass man diese gar nicht alle aufzählen kann. Ein innovatives und einzigartiges Buch, welches man gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 24.07.2024

"Wir drei sind eins"

0

Pia, Jakob und Luca: eigentlich leben sie als glückliche Familie zusammen – bis eines Tages ein Vorfall in der Schule ihre heile Welt erschüttert. Der siebenjährige Luca soll einer Klassenkameradin etwas ...

Pia, Jakob und Luca: eigentlich leben sie als glückliche Familie zusammen – bis eines Tages ein Vorfall in der Schule ihre heile Welt erschüttert. Der siebenjährige Luca soll einer Klassenkameradin etwas angetan haben.Was genau passiert ist, bleibt allerdings im Ungewissen. Luca bestreitet die Beschuldigungen, seine Eltern wollen ihn schützen, doch bei Pia schleichen sich leise Zweifel ein. Ist er wirklich unschuldig? Oder können nicht auch Kinder hinterhältig und "kleine Monster" sein?
Auf raffinierte Weise schildert die Autorin, wie sich Stück für Stück Pias Misstrauen aufbaut,
die Harmonie in der Familie Risse bekommt. Sie nutzt dazu zwei Handlungsebenen; die Ereignisse der Gegenwart lassen in Pia dramatische Erinnerungen an ihre eigene Kindheit wach werden. Aus der Sicht der Erwachsenen, die nun selbst Mutter ist, bewertet sie die Geschehnisse (und ihre eigene Rolle darin) neu. Sind Linds Formulierungen anfangs nur vage, so werden sie im Verlauf der Geschichte immer deutlicher und erzeugen eindrucksvolle Bilder der vergangenen und aktuellen Geschehnisse. Dabei erzählt sie in einem schlichten Stil, ohne jedes Pathos, und lässt den Leser einen tiefen Blick in Pias Psyche und die Familienstrukturen werfen.
„Wir drei sind eins“ - das galt für Pia und ihre zwei Schwestern in der Vergangenheit. Auch für ihre kleine Familie in der Gegenwart erwartet sie das. „Eine glückliche Familie. Bis wir es nicht mehr sind."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2024

Bauchweh-Thema

0

Auf das Buch „Kleine Monster“ von Jessica Lind bin ich allein schon wegen des wunderschönen Covers und des Titels neugierig geworden. Auch der Klappentext klang sehr spannend. Es geht um ein Thema, das ...

Auf das Buch „Kleine Monster“ von Jessica Lind bin ich allein schon wegen des wunderschönen Covers und des Titels neugierig geworden. Auch der Klappentext klang sehr spannend. Es geht um ein Thema, das einem direkt Bauchschmerzen bereitet: Pia und Jakob werden in die Schule ihres Sohnes Luca geladen. Luca, der in die zweite Klasse geht, soll in einen Vorfall mit einem gleichaltrigen Mädchen verwickelt sein. Luca schweigt, und seine Mutter möchte glauben, dass an dem Vorfall nichts dran ist. Sein Vater hingegen ist überzeugt, dass sein Sohn nichts Unrechtes getan hat. Doch Pias Zweifel wachsen, besonders da auch in ihrer eigenen Vergangenheit Themen und Geschehnisse verschwiegen wurden, die die Wahrheit verdeckten.

Dieses Buch lässt sich einerseits sehr rasch und flüssig lesen, andererseits ist das Thema so schwierig, dass ich immer wieder unterbrechen musste, um über das Geschriebene nachzudenken. Jessica Lind hat einen sehr mitreißenden Schreibstil, der noch dadurch verstärkt wird, dass die Geschichte aus der Sicht der Mutter erzählt wird. Diese taucht immer wieder in ihre eigene Vergangenheit ein, wodurch man tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Emotionen erhält.

Auch die Charaktere sind sehr lebensecht und authentisch dargestellt. Alles hat sich sehr „echt“ angefühlt.

Eine klare Leseempfehlung von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2024

Wer sind hier die Monster?

0

Da ist sie, die große Ungewissheit. Pia soll darauf vertrauen, dass ihr Kind ein gutes Kind ist, obwohl es schweigt, obwohl es etwas zu verheimlichen scheint. Nach einem Vorfall werden Pia und ihr Mann ...

Da ist sie, die große Ungewissheit. Pia soll darauf vertrauen, dass ihr Kind ein gutes Kind ist, obwohl es schweigt, obwohl es etwas zu verheimlichen scheint. Nach einem Vorfall werden Pia und ihr Mann Jakob in die Schule bestellt. Dort werden sie konfrontiert mit einer ganz anderen Seite ihres Kindes. Nun liegt es an ihnen, die Wahrheit herauszufinden, mit dem Gesagten umzugehen, Luca zur Rede zu stellen oder ihm Raum zu geben, sich von selbst zu öffnen. Was ist richtig, was ist falsch? Luca ist doch ein gutes Kind?

🚪🚪🚪

Ungemein spannend beginnt der Einblick in Pias kleine Familie, doch was ich erst gar nicht erwartet hätte, die Geschichte nimmt zunehmend an Fahrt auf. Alles spitzt sich zu und Pias Anspannung schwappt immer mehr auf mich über. Zuerst hätte ich ihr vielleicht noch ein paar Ratschläge geben wollen, doch dann beginnt ein zweiter Handlungsstrang.

Wir reisen in die Vergangenheit, in Pias eigene Kindheit mit ihren beiden Schwestern. Und schnell ist klar, dass ein schreckliches Ereignis seinen Schatten auf die Kinderseelen legt - und dieser Schatten streckt seine unheimlichen Finger bis in die Gegenwart, bis in Pias Erwachsenenleben und bis in ihre eigene Erziehung.

Auf faszinierende Weise ist es Jessica Lind gelungen, die beiden Plots miteinander zu verknüpfen. Denn genau wie wir alle unsere eigene Kindheit mit in die Gegenwart nehmen, so glaubhaft und authentisch ist auch Pias Zerrissenheit in „Kleine Monster“. Sie kämpft mit dem Geschehenen, mit der Aufarbeitung ihres eigenen Traumas. Sie kämpft mit dem Wissen und mit den Schlüssen, die sie aus ihrer Kindheit gezogen hat.

Für mich war der Roman von der ersten bis zur letzten Seite aufregend und fesselnd. Immer wieder lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn die kleinen Monster aus unschuldigen Augen blitzten oder wenn aus Müttern Monster wurden.

Große Leseeempfehlung von mir für ein hautnahes, greifbares und äußerst realistisches Wechselbad zwischen Familienglück und Alptraum!

Veröffentlicht am 22.07.2024

Ein Schweigen, das schreit vor Sehnsucht

0

Pia und Jakob werden wegen ihres Sohnes zu einem Gespräch in die Schule gebeten. Ihr Sohn Luca soll etwas mit einem Mädchen gemacht haben, als er mit ihr allein war. Die Eltern versuchen, Lucas Version ...

Pia und Jakob werden wegen ihres Sohnes zu einem Gespräch in die Schule gebeten. Ihr Sohn Luca soll etwas mit einem Mädchen gemacht haben, als er mit ihr allein war. Die Eltern versuchen, Lucas Version der Geschichte von ihm zu erfahren. Er schweigt. Pia und Jakob werden aus dem Elternchat der Klasse entfernt. Mit dem Vorfall beginnt Pia, sich an ihre Kindheit zu erinnern. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass das Verhalten von Kindern widersprüchlich sein kann.
Ihr kommt eine Vorahnung, die in ihrem eigenen Trauma und das ihrer Herkunftsfamilie begründet liegt. Ihre kleine Schwester Linda ist bei einem Unfall oder dessen Folgen gestorben. Pias Eltern schweigen darüber.
Lindas Tod hinterlässt viele Fragen um die Todesursache, die ambivalente Beziehung zu ihrer Adoptivschwester Romi und deren Rolle bei Lindas Tod. Es baut sich ein Gedankenstrudelstrudel um Pia auf, der ihren Mann, ihren Sohn und ihre Eltern immer weiter mit hineinzieht. Vor diesem Hintergrund wird Pia gegenüber Luca immer misstrauischer.
Der Roman thematisiert keine einfachen Themen: Trauer, Ungewissheit, Schuld, Widersprüchlichkeit von Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen, unverständliches Verhalten von Kindern und Trauma Verarbeitung. Es zeigt sich, wie Schweigen über etwas Unbegreifliches im Inneren eines Menschen weiterarbeitet und zerstörerisch wirkt. Sogar in den Abgrund ziehen kann. Es geht um die Illusion einer heilen Kindheit. Ein Verlust, der ein Leben begleitet und aus dem sich ein Verdacht aufbaut. Man spürt deutlich das Misstrauen, dass sich wie ein dunkler und nicht greifbarer Faden durch die Geschichte zieht.
Als Lesende:r muss man aushalten, dass es keine eindeutigen Antworten auf alle Fragen gibt. Manchmal gibt es keine Antworten. Vieles bleibt ungesagt, wie im richtigen Leben. Es ist meisterlich, wie die Autorin ein psychologisches Drama entwirft. Nichts ist schwarz oder weiß in dieser Geschichte. Sie erarbeitet die Gedanken oder vielmehr das Gedankenkarussell der Familie, dass einem der Atem stehen bleibt.
Da ist Luca, der erstmal schweigt. Pia, die als Kind ihre beiden Schwestern über alles geliebt hat. Sie verzeiht lange Romis unerklärliche Verhaltensweisen. Pias Schwester Romi ist ein Adoptivkind aus einem Heim. Auch sie will als Kind Fragen beantwortet haben: Ob man sie bedingungslos liebt und ob sie sich der Liebe und Aufmerksamkeit der Mutter sicher sein kann.
Das Ungesagte und das Schweigen um Lindas Tod und Romis damaliges Verhalten holt Pia durch Luca und der Zwischenfall in der Schule wieder ein. Man fragt sich beim Lesen des Romans: Was passiert gerade mit Luca und was mit Pia? Was ist wirklich mit Linda passiert? Was hat Romi getan und was Luca? Oder was haben sie nicht getan?
Pias Mutter wollte einem Kind ohne Familie eine Chance geben. Nach Lindas Tod ändert sich ihr Verhalten und ihre Einstellung gegenüber Romi. Sie sieht in ihr das Dunkle, genauso wie Pia später in Luca. Pias Vater, der seinen Anteil daran sieht, dass er gearbeitet hat, die Kinder ein Dach über dem Kopf hatten, etwas zum Anziehen, zum Essen und Spielzeug. Und Pias Mann Jakob, der in der Situation mit Luca scheinbar ruhig und umsichtig reagiert. Aber auch er ist nicht ganz gefeit, von der subtilen Illusion seiner heilen Kindheit.
Der Roman ist gefühlvoll und poetisch geschrieben, direkt aus dem Leben und dem Alltag mit Kindern. Die Reflektiertheit mit der sich Pia gegen Ende der Geschichte entwickelt, hat mir gefallen. Dennoch gibt es nicht die einzige Wahrheit auf die Fragen in der Geschichte. Vieles bleibt offen und ungeklärt. Trotzdem ist die Geschichte für mich rund. Unbedingte Lesempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere