Wenige Tage bevor die "Eras"-Tour auch Deutschland überrollt und Gelsenkirchen in "Swiftkirchen", den Olympiaberg in "Taylor Mountain" verwandelt und Millionen im Swift-Fieber zurückgelassen hat, hat Anne Sauer ihre Essaysammlung "Look What She Made Us Do" veröffentlicht, in der es um ihre persönliche Beziehung zur Künstlerin und das Phänomen Taylor Swift geht. Ich selbst bin kein bekennender Swiftie, auch wenn ich natürlich einige ihrer Songs kenne und an ihrer Musik in den letzten Jahren nicht vorbeigekommen bin. Angesichts der kürzlichen schmerzhaften Absage der Konzerte in Wien und den hohen Wellen auf Social Media habe ich nun beschlossen, das Sachbuch zu nutzen, um tiefer in den Swift-Kosmos einzusteigen und zu versuchen, die enormen Emotionen und die Community zu verstehen, die sich hinter der Künstlerin versammeln. Denn auch als Außenstehende war der Enthusiasmus der Swifties, den ich in den letzten Monaten beobachtet habe, ansteckend und inspirierend, während der sexistische Hass in den Medien in mir das Bedürfnis geweckt hat, die Fans zu verteidigen. Genau wie erhofft bietet "Look What She Made Us Do" auf 141 Seiten einen umfassenden Einblick in das Phänomen Taylor Swift, das Fandom und färbte beim Hören ziemlich viel Begeisterung auf mich ab.
"Wer einer Kunst, in der sich so viele Menschen gesehen und verstanden fühlen, ihre Relevanz abspricht, erklärt auch die Emotionen dieser Menschen für nichtig."
Dabei hat Anne Sauer statt eines klassischen Sachbuchs eine lockere Essay-Form gewählt, die sowohl sachliche als auch eher persönliche Passagen enthält. Inhaltlich ist das Buch gegliedert in 13 Kapitel, in denen es um unterschiedliche Themen wie ihren Songwritingprozess, die verschiedenen "Eras" ihrer Musik, die Fankultur, Misogynie in den Medien oder die Tour als Safespace und Ausdruck von Girlhood geht. So lernt man als Swift-Neuling beispielsweise auch alles über die Bedeutung der Zahl 13, den Ursprung des Freundschaftsarmbänder-Tauschs, erfährt den Hintergrund zur (Taylor´s Version) und die Symbolik der einzelnen Eras.
Allerdings hätte ich mir noch ein paar weitere Worte zur tatsächlichen Musik der Künstlerin gewünscht, die über Auflistungen von Songtiteln und gelegentliche Zitate leider nicht hinausgehen. Klar sind PR-Stunts, die Kommunikation mit Fans, persönliche Lyrics sowie durchdachte Outfits und Kostüme wichtige Stellschrauben für ihren Erfolg, hauptverantwortlich für den großen Hype um Taylor Swift ist aber dennoch ihre tatsächliche Musik, auf die hier fast gar nicht eingegangen wird.
Gut finde ich hingegen, dass die Autorin zwar ihren eigenen Gefühlen Luft macht, allerdings auch kritische Stimmen zu Wort kommen lässt und ihre eigenen Einstellungen zur Künstlerin reflektiert. So geht es neben den Stellschrauben für Taylors Erfolg auch um weißen Feminismus, Kapitalismus, die Geldmaschine "Eras Tour" und ökologischen Bedenken bezüglich ihres Privatjets. Alles in allem hat mich das Buch dazu gebracht, meine Sicht auf die Errungenschaften der Künstlerin, aber vor allem auf die Fans zu verändern, sodass ich mich dem Zitat einer Kollegin der Autorin anschließen würde:
"Ich fühl nach wie vor nicht das, was Fans und Swifties fühlen, aber ich bin ein großer Fan von den Swifties"
Fazit
Anne Sauers Essaysammlung "Look What She Made Us Do" bietet einen umfassenden Einblick in das Phänomen Taylor Swift sowie die Fankultur der Swifties und lässt auch kritische Stimmen zu Wort kommen. Zwar hätte ich mir noch eine intensivere Beschäftigung mit Swifts tatsächlicher Musik gewünscht, doch insgesamt lädt das Buch dazu ein, die Begeisterung der Fans besser zu verstehen.