Profilbild von KittyCatina

KittyCatina

Lesejury Star
offline

KittyCatina ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit KittyCatina über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2024

Ein richtig tolles Lesehighlight

Tokioregen
0

Ich kann es kaum glauben, aber dieser Young Adult Roman hat mich trotz seiner jungen Protagonisten und des doch etwas anderen Settings absolut umgehauen. Dieser ist nämlich nicht nur überragend gut geschrieben, ...

Ich kann es kaum glauben, aber dieser Young Adult Roman hat mich trotz seiner jungen Protagonisten und des doch etwas anderen Settings absolut umgehauen. Dieser ist nämlich nicht nur überragend gut geschrieben, sondern von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur großartig.

Dabei hat es mir die Autorin mit ihrem überragenden, außergewöhnlich schönen und bildlichen Schreibstil wahnsinnig leicht gemacht, mich sofort selbst wie in Tokio zu fühlen, mein Herz an die Charaktere zu binden und die Geschichte durchweg zu genießen. Der Schreibstil ist lebendig, mitreißend und einfach nur unvergleichlich. Und obwohl dieses Buch wahrscheinlich hauptsächlich an Jugendliche gerichtet ist, hatte es einige Weisheiten und richtig tolle Zitate für jedermann zu bieten. Jedenfalls habe ich selten so viele schöne Sätze in einem Buch, noch dazu einem Jugendbuch, markiert.

Und ebenfalls die wundervolle, emotionale Geschichte, welche aber auch einiges an Witz zu bieten hat, hat mir einfach großartig gefallen. Das Setting war zwar anders, aber wunderschön, bunt und vielseitig. Gleichzeitig lernt man noch richtig viel über Tokio, die japanischen Sitten und die Sprache. Außerdem wusste ich oftmals nicht, ob ich beim Lesen Lachen oder Heulen soll, weil es hier so viele wunderschöne, emotionale Szenen gibt und das nicht nur zwischen Malu und Ketaro, deren Liebesgeschichte zwar relativ langsam und mit vielen frechen Dialogen beginnt, aber sehr intensiv ist. Ansonsten gibt es da natürlich noch die große Katastrophe und damit echt tragische Szenen, die aber auch für ein riesiges Abenteuer sorgt. Das Ende ist herzzerreißend und passend zum ganzen Roman ebenfalls wunderschön und emotional.

Obendrein sind da noch die vielen verschiedenen, facettenreich geschriebenen Charaktere. Es gibt die Gastfamilie, die einfach nur herzlich ist, vor allem Malus Gastgeschwister Aya, die anfangs noch etwas unterkühlt wirkt, aber sich schon bald aufopferungsvoll um ihre Gastschwester kümmert und Haruto, der einfach nur wahnsinnig süß ist. Dann gibt es Yamamoto und seine Leute, zwielichtige, aber einzigartige, schrullige und liebenswerte Figuren, es gibt eine fette, nackte Katze namens Bratto Pitto und einen nudellockigen Pudel mit Stressdurchfall, namens Pomom. Alle diese Charaktere und Figuren sind so großartig geschrieben, dass ich sie allesamt ins Herz geschlossen habe.

Im Mittelpunkt stehen aber natürlich Malu und Kentaro, zwischen denen vom ersten Aufeinandertreffen an spürbar die Funken fliegen. Malu allerdings hat Bedenken, weil Aya auch auf Kentaro steht, was etwas Spannung in die ganze Sache bringt. Trotzdem gehören die beiden einfach zusammen. Dabei ist Malu ein richtiger Tollpatsch, verfressen und schlecht darin Gespräche zu führen, allerdings auf eine super liebenswerte Art und Weise. Man muss sie einfach lieben. Sie hat aber auch ein schweres Schicksal hinter sich. Kentaro hingegen wirkt bereits super erwachsen, selbstständig und kreativ, hat aber dennoch auch noch etwas kindlich verspieltes an sich. Er hat zudem eine recht schlechte Beziehung zu seinem Vater, weil er mit seiner recht lockeren Art, den Tattoos und all dem, nicht der Sohn ist, den dieser gerne haben wollen würde. Ihn mochte ich ebenfalls richtig gerne.

Alles in allem ist dieses Buch für mich ein echtes Highlight. Es ist perfekt, mit einem perfekten, wunderschönen Schreibstil, richtig lebendigen und liebenswerten Charakteren und einer Geschichte, die mich nicht nur unterhalten hat, sondern auch mitgerissen und durchweg beeindruckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2024

Dreckig, gefährlich und sexy

Bedlam Brotherhood - Er wird dich finden
0

Ich mag ja Liebesromane, in denen es um Motorradclubs geht und auch, wenn die Bedlam Brotherhood nicht direkt als ein solcher durchgeht, mochte ich das Buch super gern, denn hier bekommt man alles geboten, ...

Ich mag ja Liebesromane, in denen es um Motorradclubs geht und auch, wenn die Bedlam Brotherhood nicht direkt als ein solcher durchgeht, mochte ich das Buch super gern, denn hier bekommt man alles geboten, was solch einen dreckigen und dennoch sexy Liebesroman ausmacht. Auf gerade einmal weit unter dreihundert Seiten bekommt man nämlich eine super spannende, intensive, rasante, und oftmals auch sehr brutale Geschichte geboten. Eine Geschichte, in der gerade Emma Jean und ihre Freundin Gabby einiges durchmachen müssen, die sich sexualisierter Gewalt entgegenstellen müssen, die jeden neuen Tag fürchten müssen. Und doch gibt es auch viele Gefühle, eine echt gut geschriebene Liebesgeschichte, mit erfrischenden Wortwechseln, einigen sexy Szenen, aber nicht übertrieben viel Spice. Diese bringt einige Romeo und Julia Vibes mit sich und wirkte, obwohl sie sich recht schnell entwickelt, echt authentisch und nachvollziehbar. Für mich passen die beiden einfach von Anfang an zusammen, was sich auch in dem echt witzigen Kennenlernen zwischen ihnen zeigt, welches mich übrigens gleich an die Geschichte hat glauben lassen.

Auch die beiden Welten, in denen Emma Jean und Grim leben, hat die Autorin richtig gut und eindrucksvoll beschrieben. Dieses dreckige und kriminelle Umfeld haben die Organisationen zwar gleich und dennoch sind sie grundverschieden. Die Brotherhood ist nämlich Familie, Zusammenhalt und Loyalität, während die Los Muertos einfach nur eine ekelhafte und brutale Bande sind, was auch deren Mitglieder widerspiegeln, denn Grim und seine Leute sind zwar auch gefährlich und sicher nicht unschuldig, haben aber Prinzipien, sind auf ihre ganz eigene Art herzlich und irgendwie sogar liebenswert. Marco und seine Leute hingegen sind jedoch einfach nur bösartig, kennen keine Skrupel und ich habe sie alle einfach nur gehasst.

Die beiden Protagonisten, Emma Jean und Grim aber habe ich beide geliebt. Ich mochte sie einzeln super gern, denn sie ist mutig und selbstbewusst, er loyal und beschützend. Und vor allem zusammen ergeben sie einfach ein Feuerwerk, sind voller Energie, sexy und sogar romantisch.

Richtig toll fand ich auch wieder den gewohnt flüssigen, bildlichen und auch recht expliziten Schreibstil der Autorin. Sie nimmt in ihrer Geschichte kein Blatt vor den Mund, schreibt voller Leidenschaft und vergisst nicht, trotz all der Gewalt auch viel Gefühl einzufügen. Die Sprecher des Hörbuches fand ich zudem auch richtig gut und überzeugend.

Alles in allem bekommt man hier eine großartige, mitreißende und teils sogar witzige Liebesgeschichte in einer Umgebung voller Hass und Brutalität, die sich super schnell weglesen, beziehungsweise hören lässt und die am Ende noch einmal mit einem Knall aufwartet, der einfach danach schreit, die Reihe sofort fortsetzen zu wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2024

Unter jedem Dach ein Ach

Das Geflüster
0

Gerade heute erst habe ich dieses Buch beendet und kann einfach nicht länger warten, gleich meine Eindrücke darüber niederzuschreiben, denn wie schon der erste Roman der Autorin, hat mich auch dieser wieder ...

Gerade heute erst habe ich dieses Buch beendet und kann einfach nicht länger warten, gleich meine Eindrücke darüber niederzuschreiben, denn wie schon der erste Roman der Autorin, hat mich auch dieser wieder mit seinen sehr pikanten und lebensnahen Themen tief beeindruckt.

Dabei bekommt man hier ein Vorstadtdrama geliefert, welches sich durchaus mit der Serie „Desperate Housewives“ messen kann, sogar noch intensiver ist und ohne jeglichen Humor. Dafür sind die Themen, die hier angesprochen werden, nämlich auch viel zu ernst.

Im Vordergrund steht hier zum Beispiel die Rolle der Frau, beziehungsweise Mutter, in ihrer jeweiligen Familie und jede der vier Frauen in diesem Roman spiegelt einen anderen Typ Frau und Mutter wider. So ist Whitney die Karrierefrau ohne finanzielle Probleme, welche jedoch mit ihrer Mutterrolle extrem überfordert ist, wogegen deren beste Freundin Blair die etwas biedere, zweifelnde Ehefrau und Mutter ist, die ihre Tochter aber über alles liebt und alles für sie tun würde. Rebecca ist eine junge Ärztin, welche ungewollt kinderlos ist und unter ständigen Fehlgeburten leidet, deren unerfüllter Kinderwunsch aber auch ihre Ehe gefährdet. Und dann ist da noch Mara, über achtzig Jahre alt und eine Beobachterin, die sich aus allem eher heraushält. Was diese vier Frauen verbindet, ist nicht nur, dass sie zusammen in der ruhigen Vorstadt leben und Nachbarinnen sind, sondern auch, dass eine jede ihr eigenes Drama durchlebt, während ihr Leben nach außen hin perfekt wirkt.

Allerdings wird nach und nach klar, welche Abgründe tatsächlich hinter jeder einzelnen Frau und ihrer Familie lauern, egal, ob es heimliche Affären sind, Krankheiten oder Tod. Im Mittelpunkt dessen steht aber Whitney, der Vorfall mit Xavier auf dem Gartenfest und ein Unfall Monate später, der dafür sorgt, dass einige Geheimnisse ans Licht kommen, welche das Leben der Frauen allesamt verändern, denn eine jede Entscheidung hat auch Auswirkungen auf das Leben eines oder mehrere andere.

Das alles wird recht ruhig, aber dennoch intensiv aus den Perspektiven der jeweiligen Frauen erzählt, wodurch man einen guten Eindruck von deren Gefühlen und Gedanken bekommt. Außerdem ist der Schreibstil super gut und flüssig, die Kapitel sind sehr kurz und prägnant, sodass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte.

Mich hat dieser Roman jedenfalls sofort in seinen Bann gezogen und regelrecht fertig gemacht. Ich wusste bei manchen Charakteren einfach nicht, was ich von ihnen halten soll. Ich konnte sie teilweise echt gut verstehen, schließlich gibt es weder die perfekte Mutter, noch die perfekte Ehefrau und jeder Mensch macht Fehler. Dennoch gingen mir persönlich manche Sachen einfach zu weit, konnte ich einige Taten nicht verstehen, denn es werden Grenzen überschritten, die nicht überschritten werden dürften. Andererseits habe ich vor allem mit Rebecca und Mara extrem mitgelitten und hätte mir für die beiden ein anderes Schicksal erhofft.

Alles in allem bekommt man hier einen Roman, der tief in die Abgründe von scheinbar glücklichen Familien schaut, der aufzeigt, dass es unter jedem Dach Probleme gibt, von denen kaum einer weiß. Ein Roman, der die Mutterrolle anspricht, ohne zu urteilen und der mir am Ende gezeigt hat, dass die Liebe von Kindern beinahe alles verzeiht. Für mich war es auf jeden Fall ein Highlight und ich kann es nur weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2024

Ein richtig tolles Wohlfühlbuch

Wolkenschloss
0

Ein altes Hotel in den Bergen, viele interessante Charaktere und eine charmante Protagonistin, welche als Jahrespraktikantin einige Abenteuer erlebt, bilden den Rahmen dieser wirklich charmanten Geschichte, ...

Ein altes Hotel in den Bergen, viele interessante Charaktere und eine charmante Protagonistin, welche als Jahrespraktikantin einige Abenteuer erlebt, bilden den Rahmen dieser wirklich charmanten Geschichte, die nicht nur für Jugendliche schön zu lesen ist, sondern auch für Erwachsene.

Man wird hier nämlich mit einem richtig schönen, nicht zu strengen Schreibstil, durch eine echt tolle, teils spannende Handlung geführt, die mich von Anfang bis Ende richtig gut unterhalten hat. Dabei begleitet man die siebzehnjährige Fanny Funke durch die Weihnachtszeit im ehrwürdigen Wolkenschloss, erlebt sie als Aufpasserin für teils echt freche und verwöhnte Kinder, als Helferin im Spa-Bereich oder auch als Zimmermädchen. Eigentlich ist sie das Mädchen für alles, beklagt sich aber kaum darüber und ist zufrieden. Allerdings trügt die fröhliche und ausgelassene Stimmung im Hotel, denn etwas geht nicht mit rechten Dingen zu, was dazu führt, dass aus dem unbedarften Mädchen Fanny schon bald eine mutige, junge Frau wird, die sich einer unerwarteten Gefahr gegenüber sieht. Außerdem geht es noch um die Liebe, wie sollte es anders sein, denn natürlich gibt es einen süßen Jungen, der nach und nach Fannys Herz stiehlt. Das alles ist super süß geschrieben, oftmals auch humorvoll, eben eine richtige Wohlfühlgeschichte mit ein bisschen Liebe, ein bisschen Abenteuer und ein bisschen Krimi. Zudem gab es auch einige unerwartete Wendungen.

Auch die Charaktere sind einfach nur herzallerliebst gezeichnet, allen voran Fanny, die mir sofort ans Herz gewachsen ist, die nicht auf den Mund gefallen ist, aufgeschlossen und neugierig, aber dennoch ein typischer Teenager. Dann gibt es da noch den aberwitzigen, neunjährigen Don, der immer eine flotte Erwiderung auf der Zunge hat. Oder Ben, einen liebenswerten, jungen Mann mit Verantwortungsgefühl und einer sehr sympathischen Art. Aber auch alle anderen Charaktere, egal wie wichtig sie auch für die Geschichte sind, sind wirklich toll und durchweg individuell geschrieben.

Alles in allem fand ich dieses Buch einfach nur toll und habe mich super wohl mit der Geschichte als auch den Charakteren gefühlt. Obendrein ist das Hörbuch echt gut vertont und die Sprecherin hat einen großartigen Job gemacht. Auf jeden Fall werde ich irgendwann noch einmal ein Buch von Kerstin Gier lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2024

Man braucht Nerven, aber es lohnt sich

Das Haus /House of Leaves
0

Irgendwie habe ich mich ein bisschen vor dieser Rezension gefürchtet, genauso, wie ich mich bereits vor diesem Buch gefürchtet habe. Vielleicht ist es gerade auch deshalb, nachdem ich es schon einmal besessen ...

Irgendwie habe ich mich ein bisschen vor dieser Rezension gefürchtet, genauso, wie ich mich bereits vor diesem Buch gefürchtet habe. Vielleicht ist es gerade auch deshalb, nachdem ich es schon einmal besessen habe, erst einmal wieder ausgezogen. Aber ich konnte nicht widerstehen und habe es mir deshalb noch einmal bestellt und dann Augen zu und durch, auch gleich angefangen und es nicht bereut, obwohl ich dieses Buch für eine literarische Vollkatastrophe halte. Dieses Buch ist nämlich, mal ganz abgesehen von der total verrückten und einzigartigen Typografie, nicht so richtig in Worte zu fassen. Trotzdem will ich es versuchen.

Erst einmal eine kleine Erklärung zur Geschichte, denn diese setzt sich aus verschiedenen Perspektiven und Erzählern zusammen, ebenso aus ganz unterschiedlichen Stilen. So gibt es einerseits den Navidson Record, einen dokumentarischen Film, der zeigt, was sich über einen bestimmten Zeitraum im Haus von Will Navidson, seiner Lebensgefährtin Karen Green und deren gemeinsamen zwei Kindern abspielt und das ist nicht nur seltsam, sondern durchaus düster und gefährlich. Zwischen den Zeilen gibt es hier ebenso eine Liebesgeschichte, die meiner Meinung nach sogar ziemlich wichtig für das Buch ist. Dieser Part wurde von einem Beobachter des Films aufgeschrieben und von mehreren verschiedenen Leuten, Wissenschaftlern, Therapeuten und so weiter analysiert und kommentiert.

Wenn davon erzählt wird, was im Film geschieht, dann geschieht das eher sachlich und nüchtern, ohne große Gefühlsregungen, aber dennoch ist dieser Part dafür umso spannender und mitreißender. Allerdings werden diese Szenen von oben genannten Analysen und Kommentaren immer wieder unterbrochen. Diese sind dann sehr durchwachsen, mal echt interessant, mal nichtssagend und manchmal auch echt anstrengend. Dennoch sollte man sie durchaus mitlesen, weil manch wichtige Fakten (oder ist doch alles nur ein Mythos) darunter versteckt sind, die zum Verständnis beitragen könnten.

Dann gibt es noch die Geschichte von Johnny Truant, welcher sämtliche Aufzeichnungen, Bilder, Zeitungsartikel und mehr über den Navidson Record aus der Wohnung des alten, blinden Zampanò mitnimmt. Diese arbeitet er selbst auch noch einmal durch und scheint dadurch eine grausige Veränderung durchzumachen. Er wird ängstlicher, paranoider und rutscht immer mehr ab. Ob das an den Unterlagen liegt, wird allerdings nie ganz klar. Jedenfalls erzählt Johnny in der Ich-Perspektive davon, wie er an die Unterlagen gelangt und dann immer wieder zwischendurch, durch eigene Kommentare zum Navidson Record, von seinen Erfahrungen und seinem Leben, nachdem er diese gefunden hat. Das geschieht in einem wirren Durcheinander, mit Gedankensprüngen und manchmal auch einer kruden Sinnlosigkeit, wobei er immer wieder die vierte Wand durchbricht und sich direkt an den Leser wendet. Vor diesen Abschnitten habe ich mich, ehrlich gesagt, immer am meisten gefürchtet. Inwieweit Johnnys psychische Probleme aber mit dem Film zu tun haben, bleibt bis zuletzt offen.

Überhaupt lässt dieses Buch viel Spekulationsspielraum. Man kann am Ende alles so stehen lassen, sich aber auch eigene Gedanken darüber machen, wobei ich stark davon ausgehe, dass wohl letzteres der Fall sein wird, wenn man sich auf das Buch einlassen kann. Dann gibt es viel zu interpretieren, was ich, neben vielen Dingen, echt herausragend fand. So anstrengend das Buch nämlich auch zu lesen war, so sehr hat es mich tatsächlich gepackt. Die bösen Cliffhanger haben mich dazu gebracht, weiter und weiterzulesen, auch, wenn ich manchmal das Gefühl hatte, gar nichts zu verstehen. Und natürlich hat mich das Mysteriöse und Unverständliche an diesem Buch wahnsinnig fasziniert, selbst, wenn man am Ende eben nicht auf alle Fragen eine Antwort bekommt, erst recht nicht auf die wohl wichtigste Frage, die ich hier aber nicht verraten möchte.

Bleiben zuletzt noch die einzelnen Charaktere, auf die ich etwas näher eingehen möchte. Für mich waren Will Navidson sowie Johnny Truant auf jeden Fall die wichtigsten Figuren, einmal, weil Wills Erlebnisse im Haus im Mittelpunkt des Buches stehen und einmal, weil all das scheinbar Auswirkungen auf Johnny hat. Will ist dabei ein sehr bodenständiger Typ, der aber auch einen gewissen Abenteuerdrang und Neugier aufweist. Er liebt seine Familie, kann sich der Geschehnisse im Haus aber auch nicht erwehren. Anders ist da Johnny, denn ihn konnte ich bis zum Ende nicht ganz fassen. Er ist auf jeden Fall noch recht jung, hat aber auch schon einiges mitgemacht. Manchmal wirkt er recht abgehalftert, hat einen Hang zu Frauen und Drogen, oft wirkt er aber auch verrückt, wie jemand, der irgendwie nicht in diese Welt passt. Trotz allem scheint Truant aber sehr intellektuell und wortgewandt zu sein, weshalb seine Parts auch recht interessant und dennoch schwer zu lesen sind. Dazu kommen noch einige Nebencharaktere, die allesamt sehr dynamisch gezeichnet sind. Am Ende des Buches ist keiner mehr so, wie noch am Anfang und überhaupt fand ich, hätten sie alle einem echt gut gemachten Film entsprungen sein können. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, was mich daran, wie sie geschrieben sind, gestört hätte, so mysteriös sie auch teilweise waren.

Alles in allem, fand ich dieses Buch, trotz der Besonderheiten und der Tatsache, dass es nicht leicht zu lesen war, absolut genial. Zwar hätte ich hier und da etwas mehr Horror erwartet, aber tatsächlich steckt dieser eher zwischen den Zeilen und dem, was man aus der Geschichte macht. Allerdings muss man sich auch erst einmal auf das Buch einlassen können, sonst könnte es schnell langweilig werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere