Ein gelungener Auftakt - aber auch nicht mehr
Francis Ackerman junior, der berühmteste Serienmörder der Welt, wird zum Exportschlager. Nachdem er bisher nur in den USA gemordet und anschließend für das FBI Mörder gefangen hat, wirkt er in diesem Band ...
Francis Ackerman junior, der berühmteste Serienmörder der Welt, wird zum Exportschlager. Nachdem er bisher nur in den USA gemordet und anschließend für das FBI Mörder gefangen hat, wirkt er in diesem Band erstmals außerhalb der USA.
Auch seine Jobbeschreibung ist eine neue: Die Arbeitsstelle als Serienmörder hat er sowieso seit einiger Zeit gekündigt, aber auch die Anstellung beim FBI ist nicht mehr aktuell: Nachdem Demon, sein Gegenspieler aus dem letzten Ackerman-Band, in den Medien enthüllt hat, dass ein Kapitalverbrecher dem FBI zuarbeitet, muss Ackerman jr. flüchten.
Ebendieser Demon, seines Zeichens Vorsitzender eines kriminellen Imperiums, ist nicht mehr am Leben. Er hat jedoch ein heiß begehrtes digitales Büchlein hinterlassen, in dem die Namen und Untaten zahlreicher Verbrecher verzeichnet sind. Francis und Demons Tochter können nur gemeinsam den Zugriff auf die Liste erlangen. Genau das ist das Ziel von Ackermans Reise nach Glasgow, die gleichzeitig den Auftakt der neuen Hüter-Reihe bildet.
Man merkt dem Band durchaus an, dass er ein Auftakt sein soll: Ein ganzes Kaleidoskop von Figuren wird eingeführt oder wieder aufgefrischt. Und als Leser oder Leserin kann man sich nicht sicher sein, wer in den nächsten Bänden eine Rolle spielen wird. Der ominöse Hüter dagegen spielt zunächst kaum eine Rolle. Erst gegen Ende betritt er die Bühne.
Diese Vielzahl von Handlungsfäden und Personen bremst meiner Meinung nach anfangs den Spannungsbogen etwas aus, dann aber entwickelt sich die gewohnte Ethan-Cross-Dynamik. Ackerman und seine Team entwickeln originelle Einfälle, um die kniffligen und meist lebensbedrohlichen Situationen zu lösen. Geschickt eingesetzt werden hier unter anderem ein Ohrring samt einem Teil des Ohrläppchens und ein Bagger, der mit Gaffer-Tape effektiv aufgerüstet wird. Im erwähnten Team befindet sich Markus, Ackermans Bruder im Krankenstand und trotzdem im Einsatz, sowie der zum Teil wie ein Agenten-Praktikant anmutende Jesse Gibson. Von den USA aus arbeitet Nadia Shirazi zu.
Nadia und Francis sind noch nicht lange Zeit ein Paar. In einer Beziehung zu sein, stellt Francis fast vor größere Herausforderungen als sein Job in Glasgow. Die Dialoge zwischen Nadia und dem beziehungsunerfahrenen Francis entlocken einem das eine oder andere Schmunzeln. Generell ist die Sprache eine Stärke des Romans: Der Gegensatz zwischen brutalsten Aktionen und einer sehr gewählten Ausdrucksweise von Francis machen einfach Spaß.
Gewöhnungsbedürftig ist dagegen das in meinen Augen etwas zu offene Ende. Hoffen wir auf ein baldiges Erscheinen des nächsten Hüter-Bandes: Denn dramaturgisches Potenzial für eine Fortsetzung ist mit „Im Labyrinth der Rache“ mehr als angelegt.