Ein Buch wie eine Glasperle
Tracy Chevalier legt mit „Das Geheimnis der Glasmacherin“, erschienen 2024 bei Atlantik/Hoffmann und Canmpe, einen sehr besonderen historischen Roman vor, der insbesondere für Venedig-Liebhaber:innen ein ...
Tracy Chevalier legt mit „Das Geheimnis der Glasmacherin“, erschienen 2024 bei Atlantik/Hoffmann und Canmpe, einen sehr besonderen historischen Roman vor, der insbesondere für Venedig-Liebhaber:innen ein Must-Read ist. Das Buch kommt mit einem motivisch zauberhaften Schutzumschlag und ist zudem mit einem Farbschnitt versehen, der seinesgleichen sucht, eine Pracht im Bücherregal!
Erzählt wird die Geschichte von Orsola Rosso, Tochter einer Glasmacherfamilie auf der Insel Murano vor Venedig im Jahr 1486, die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters heimlich die Kunst des Glasmachens und der Glasperlenherstellung erlernt, um den Familienbetrieb zu retten. Der besondere Kniff dieses Romans, der sehr viele Informationen über die Kunst des Glasherstellens behält und einen tollen Einblick in die Historie und viel Lokalkolorit der Lagungenstadt Venedig und der Insel Murano bietet, ist, dass Chevalier dabei die Zeit auf der Insel Murano in einem anderen Tempo als auf dem Festland und in Venedig vergehen lässt – was ihr die Gelegenheit gibt, ein zeitliches Panorama vom 15. Jahrhundert bis in die heutige Zeit zu spannen – ein wirklich beeindruckendes Projekt. Dabei werden insbesondere die Ereignisse rund um die Lagunenstadt seziert und die Lesenden lernen viel über die besondere Beziehung der Lagunenbewohner zu den Festland-Italienern. Auch lässt Chevalier immer wieder italienische Worte einfließen, was als Stilmittel genutzt die Lesenden sehr das italienische Flair spüren lässt.
Ich fand es sehr spannend, über die strikten Regeln der Glasmacherkunst zu lesen, die eine ganz eigene Welt formen – und natürlich hat auch Orsolas Geschichte ihre Besonderheiten, über die ich nicht zu viel verraten will. Insgesamt war es mir manchmal fast ein bisschen viel der Information, weshalb ich mich nicht ganz zu 5 Sternen durchringen kann, aber ich habe diesen Roman insgesamt sehr genossen und bin vor allem von dem Formexperiment (diese lassen sich ja bei historischen Romanen doch eher selten finden) sehr begeistert. Eine klare Leseempfehlung für dieses Buch, das selbst wie ein wunderschönes Muranoglas schimmert.