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Veröffentlicht am 26.09.2024

Unnötige Fortsetzung

Das erste Licht des Sommers
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Den ersten Roman über die Familie Casadio "An den Ufern von Stellata" habe ich verschlungen. Die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder hatten mich in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. ...

Den ersten Roman über die Familie Casadio "An den Ufern von Stellata" habe ich verschlungen. Die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder hatten mich in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Umso schöner war die Verheißung, zu ihnen zurückkehren und sie weiter begleiten zu dürfen.

Doch irgendwie hat es diesmal nicht so richtig gefunkt. Vielleicht, weil sich die Autorin zu sehr mit Norma beschäftigt und auseinandergesetzt hat. das hin und herfließen zwischen den Generationen, was mir im ersten Band so gut gefallen hat, geht hier etwas unter. Auch wenn sie mit den zwei Zeitebenen einen interessanten neuen Twist eingebaut hat, bleibt das Ganze etwas bemüht und lässt die schwere Leichtigkeit (besser kann ich es einfach nicht beschreiben) vermissen.

Die Sprache jedoch ist gewohnt bezaubernd und gleichzeitig kraftvoll. Sie hat nichts von ihrer Power verloren. Wer also Stellata geliebt hat, kann dem Sommer gerne eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Zu wütend

Drei Kameradinnen
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Dass es in einem Buch, das sich den Alltagsrassismus in Deutschland zu Thema gemacht hat, nicht nur sonnig und freundlich zugeht, war mir von Vornherein klar.

Die erfolgreich promovierte und trotzdem ...

Dass es in einem Buch, das sich den Alltagsrassismus in Deutschland zu Thema gemacht hat, nicht nur sonnig und freundlich zugeht, war mir von Vornherein klar.

Die erfolgreich promovierte und trotzdem Hartz IV empfangende Kasih erzählt aus ihrer Sicht, wie sich das Leben in einer anonymen deutschen Großstadt für sie und ihre beiden Freundinnen Saya und Hani anfühlt.

Alle drei stammen aus sogenannten Flüchtlingsstaaten, sind ungewollte Einwanderer, die mit täglicher Ungleichbehandlung konfrontiert werden und darauf auf unterschiedliche Weise arrangieren.

Dass keine der drei damit glücklich wird, ist mir klar. Auch fand ich die Beschreibungen der teilweise doch sehr subjektiv wahrgenommenen Alltagssituationen drastisch und einleuchtend beschrieben. Ich habe dabei sehr viel gelernt, auch über mein eigenes Verhalten und wie gegensätzlich es bei meinem Gegenüber ankommen kann.

Allerdings vermittelt das Buch eine dermaßen unbequeme Daueraggressivität, die ich mir einfach nicht als real vorstellen kann und möchte. Dass die drei auch im gemeinsamen Beisammensein keine Ruhe, Entspannung oder Freude empfinden können, erscheint nur schwer vorstellbar.

Shida Bazyar möchte unserer Gesellschaft mit ihrem Buch einen Spiegel vorhalten, uns zum Nach- und Umdenken bewegen. Das funktioniert meiner Meinung nach aber nicht mit dieser Knüppel-Methode. Ihre Darstellung wirkt zu überspitzt und wenig feinfühlig um wirklich anzukommen.

Zudem ist der Erzählstil über weite Strecken einfach viel zu unstrukturiert, es fehlt der rote Faden (oder er blitzt zu selten auf). Es strengt an, am Ball zu bleiben, die Gedanken nicht abschweifen zu lassen.

Fazit:
So wie es für die drei Freundinnen ein Kampf ist, in Deutschland zu leben, hat es sich für mich auf jeder Seite angefühlt. Es war ein Kampf, bis zum Ende durchzuhalten.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Weich und kuschelig

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance
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Ich bin grundsätzlich eher in der Liga "bitte keine Romantik" zu finden, aber Ich.Will.Herbst! Und dieses Buch schreit so laut und stark nach meiner liebsten Jahreszeit, dass ich einfach nicht daran vorbeigehen ...

Ich bin grundsätzlich eher in der Liga "bitte keine Romantik" zu finden, aber Ich.Will.Herbst! Und dieses Buch schreit so laut und stark nach meiner liebsten Jahreszeit, dass ich einfach nicht daran vorbeigehen konnte.

Jeanie und Logan, wenn wir ehrlich sind eigentlich ganz Dream Harbor, haben mich diese unerträgliche Hitze zumindest für eine kurze Weile vergessen lassen. Die Geschichte des Großstadtmädchens, dass in die Kleinstadt zeiht, weil sie das Cafe ihrer Tante übernehmen soll, und dabei sofort ein Auge auf den netten Gemüsebauern von nebenan wirft, ist austauschbar, ja. Sie sprüht vor Klischees und plakativen Abläufen. Aber manchmal braucht man genau das. Bekannte Muster und Strukturen, von denen man sich auffangen lassen kann. Die einen umhüllen wie eine Kuscheldecke oder der liebste Wollpulli.

Da kann ich auch darüber hinwegsehen, dass die Geschichte vorhersehbar ist. Dass sich Jeanie und Logan im Kreis drehen und Reden manchmal wirklich viel hilft (aber dann wäre die Geschichte vielleicht schon nach 100 Seiten vorbei gewesen). Und dass vieles, was in Büchern geschieht, im wahren Leben einfach nicht so passiert.

Aber das ist okay, wenn ich dafür die volle Ladung Herbstgefühl bekomme!

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Zu gewollt

VIEWS
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Marc-Uwe Kling hat sich ein sehr aktuelles Thema vorgenommen, mit dem er genau den Nerv der (deutschen) Zeit trifft.

Die 16-jährige Lena ist verschwunden. Das fällt zunächst gar nicht auf, bis ein Live-Video ...

Marc-Uwe Kling hat sich ein sehr aktuelles Thema vorgenommen, mit dem er genau den Nerv der (deutschen) Zeit trifft.

Die 16-jährige Lena ist verschwunden. Das fällt zunächst gar nicht auf, bis ein Live-Video viral geht, dass ihre Vergewaltigung zeigt. Das allein könnte schon schlimm genug sein, doch dazu scheinen die Täter, die sich dabei zu erkennen geben, auch noch einen Migrationshintergrund zu haben. Der Aufschrei ist groß und fordert lauthals Selbstjustiz, da die eigens vom BKA eingesetzte Sonderermittlerin (aus Kalkül natürlich auch mit entsprechendem familiären Background) nicht schnell genug Ergebnisse liefert.

Der Autor ist bekannt für seine Känguru-Chroniken; dafür, unbequeme Themen anzusprechen und sie in tiefschwarzen Humor zu verpacken. Diesen hat er hier zuhause gelassen, was dem Roman einiges an Charme nimmt.

Klar, das Thema ist ernst und ja, er spricht den Leser auf einer tieferen Ebene an, aber es fühlt sich streckenweise einfach zu bemüht an. Die Figuren wirken teilweise dermaßen schablonenhaft und gefühlskalt. Dem Ermittlungsplot fehlt die Inspiration (die ist ja schon an das thematische Drumrum geflossen). Und über das Ende breiten wir einfach den Mantel des Schweigens aus, das hat für mich einfach nicht gepasst.

Sollte man das Buch lesen? Meiner Meinung nach ja, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Aber vielleicht gibt es dazu auch bessere Bücher.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Gedankenkarussell

Die Rassistin
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Jana Scheerer hat einen ziemlich originellen Ansatz für ein mittlerweile fast schon alltägliches Thema gefunden, der sich irgendwie trotzdem recht unbequem gelesen hat.

Nora Rischer, Dozentin am Lehrstuhl ...

Jana Scheerer hat einen ziemlich originellen Ansatz für ein mittlerweile fast schon alltägliches Thema gefunden, der sich irgendwie trotzdem recht unbequem gelesen hat.

Nora Rischer, Dozentin am Lehrstuhl für Sprachwissenschaft, liegt auf dem Behandlungsstuhl ihrer Babywunschpraxis, als sie eine Mail erreicht. An ihrem Lehrstuhl sind Rassismusvorwürfe laut geworden und sofort beginnen ihre Gedanken zu kreiseln. Ist sie damit gemeint?

Die Autorin fängt das Thema Alltagsrassismus sehr schön ein, inklusive der Zweifel, Unsicherheiten und Stolperfallen. Indem sie verschiedene Beteiligte zu Wort kommen lässt, führt sie sehr plastisch die verschiedenen Sichtweisen und Grautöne dieser Debatte ein. Es gibt kein Richtig und Falsch, Meinungen können verschwimmen und variieren.

Aber genau dieses Hin und Her hat es mir irgendwann sehr schwer gemacht, dieses Buch zu genießen. Es strotzt vor Wiederholungen, dreht sich wie ein Brummkreisel um immer wieder dieselben Fragen. Das ist ohne Frage realistisch, aber auch sehr enervierend.

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