Profilbild von SusanD

SusanD

Lesejury Profi
offline

SusanD ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SusanD über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2018

Eine Verschwörungstheorie, die die Welt verändern wird...

Die Bücherjäger
0

Zu Beginn des 15 Jahrhunderts war das Heilige Römische Reich faktisch ein Verbund zahlreicher weltlicher und geistlicher Fürstentümer, kleiner Herrschaftsgebiete und Städte. König Sigismund sowie drei ...

Zu Beginn des 15 Jahrhunderts war das Heilige Römische Reich faktisch ein Verbund zahlreicher weltlicher und geistlicher Fürstentümer, kleiner Herrschaftsgebiete und Städte. König Sigismund sowie drei verschiedene Päpste bekriegten sich gegenseitig.
Poggio Bracciolini, Schreiber, engster Vertrauter und bester Freund des Papstes Johannes XXIII, macht sich auf zu einer geheimen Mission zu einem Kloster in den Alpen, während sein Dienstherr und Freund als Papst abgesetzt wird und fliehen muss. In der alten Klosterbibliothek findet er einen Folianten, das an eine Kette gelegt ist, und kurz nachdem er die ersten brisanten Zeilen entziffert hat, verschwindet das Buch. Kurzentschlossen macht sich Poggio gemeinsam mit Agnes und auch dem ehemaligen Papst auf, das Buch zu finden und zurückzubringen. Doch während Poggio die gesamte abendländische Welt vor dem großen Geheimnis schützen will, haben seine Begleiter eigene Interessen an dem Inhalt….

Zunächst einmal ist auffallend, wie großartig der Autor die historischen Begebenheiten, Orte und Persönlichkeiten mit der fiktiven Handlung verbunden hat. Die Geschichte zeichnet – zusammen mit den Erläuterungen am Ende des Buches – ein lebhaftes Bild der Welt zur Zeit des Übergangs zu Renaissance und Humanismus. So lässt sich mit der Lektüre tatsächlich Geschichte erlernen, und zwar auf die angenehmste Art.

Die weltverändernde Verschwörungstheorie, um die es geht, ist für mich absolut glaubhaft und lebendig dargestellt und ich hatte viel Spaß damit, mich mit dem Kontext zu beschäftigen.
Auch, wenn nicht alles historisch korrekt ist, so nimmt dieser Umstand dem Roman keinesfalls den Unterhaltungswert – und dass „Die Bücherjäger“ überaus unterhaltsam ist, steht außer Frage.

Die Handlung ist plausibel und verständlich, die Jagd nach dem Buch spannend, wobei immer wieder interessante Rückblenden auf frühere Ereignisse eingefügt sind, die das Handeln der Protagonisten näher erklären und abrunden.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet; die vier Protagonisten (neben Poggio und dem Papst sind das Agnes von Mähren und Oswald von Wolkenstein, alle vier historische Persönlichkeiten) lernt der Leser mit all ihren Stärken und Schwächen sehr gut kennen. Alle wirken authentisch und so fühlt man mit ihnen mit oder hadert mit ihnen. Schon bald meint man diese Charaktere persönlich zu kennen und hat ein klares Bild vor Augen.

Orte werden genau beschrieben, hervorzuheben ist hier das Kloster Beuron, das heute tatsächlich im Donautal zu besichtigen ist.

Sprache und Stil sind außergewöhnlich gut; häufig finden sich bemerkenswerte Sätze – neben netten inhaltlichen Ideen (wie die mittelalterliche Wellness-Oase im Bodensee).

Mich haben „Die Bücherjäger“ in jeder Hinsicht überzeugt und ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen an alle Leser, die Spaß an gut durchdachten und geschriebenen Historischen Romanen haben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Originalität
Veröffentlicht am 13.10.2024

Fulminanter Auftakt mit kleinen Schwächen

Kein Land in Sicht
0

Sie wacht nach einer durchzechten Nacht in einer engen Kabine eines Kreuzfahrtschiffes auf und kann sich an nichts erinnern: Der Name auf ihrem Ausweis, "Stephanie Mayrhofer" scheint ihr genauso fremd ...

Sie wacht nach einer durchzechten Nacht in einer engen Kabine eines Kreuzfahrtschiffes auf und kann sich an nichts erinnern: Der Name auf ihrem Ausweis, "Stephanie Mayrhofer" scheint ihr genauso fremd wie ihr Job als Animateurin auf einem Schiff - gerade, weil sie doch Angst vor Wasser hat! Nach und nach tauchen bruchstückhafte Erinnerungen auf und sie weiß wieder, dass ihr richtiger Name Sarah lautet und sie, gemeinsam mit ihrem Partner Michael, eine schwierige MIssion hat. Doch wo ist MIchael und was hat sie alles vergessen? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

"Kein Land in Sicht" ist das Debut der österreichischem Journalistin und Autorin Christina Pertl und zugleich Auftakt einer neuen Reihe um die Kriminalkommissarin Sarah Peters, die mit einem richtigen Knaller beginnt.

Ungewöhnlich und absolut bemerkenswert ist schon das 3D-Cover des Buches, in dem durch ein (ausgeschnittenes) Bullauge das Meer zu sehen ist und perfekt zur Handlung passt.

Die beklemmende Atmosphäre und Stephanies bzw. Sarahs Not ist von Beginn an sofort greifbar und die Erinnerungslücken, der ihr fremde Name und die merkwürdigen Kleidungsstücke sowie die Kollegen, deren Verhalten Sarah nicht einschätzen kann, schufen eine atemlose Spannung, die es unmöglich machte, das Buch aus der Hand zu legen. Überhaupt ist die Handlung großartig aufgebaut, in der sich immer mehr Puzzlestückchen für Sarah und die LeserInnen finden und zusammengesetzt werden müssen.
So gerne hätte ich diesen Thriller als mein Jahreshighlight bezeichnet, wenn sich nicht im zweiten Teil unrunde bis unlogische Passagen eingeschlichen hätten sowie ein in meinen Augen unnötiger Todesfall. So Schade bei dieser ansonsten bestechenden Idee!

Das ungewöhnliche Setting auf einem Kreuzfahrtschiff konnte mich dagegen beeindrucken, ohne dass diese Reisebranche hier übermäßig kritisiert wurde. Es handelte sich bei diesem aber nicht um eine Locked Room Mystery - Geschichte, im Gegenteil war das Schiff ein Mittel zum Zweck. Aktuelle kriminelle Machenschaften (die ich nicht im Einzelnen aufführen möchte um nicht zu spoilern) wurden aufgezeigt und sollten unbedingt zum Nachdenken anregen.

Der bestechende Schreibstil mit anschaulichen Beschreibungen und pointiert eingesetztem Humor konnte mich überzeugen. Pertl erzählt ihre Geschichte aus wechselnden Perspektiven und mit eingestreuten Rückblenden, so dass wirklich immer mehr Einzelheiten sichtbar wurden und die Spannung hochhielten bis zum groß angelegten Show-down.

DIe Hauptfiguren sind authentisch und nachvollziehbar bis ins Detail beschrieben und ich konnte mich uneingeschränkt mit Sarah und ihrer anfänglichen Hilflosigkeit identifizieren. Dass weitere Figuren meist eindimensional und zunächst nicht nur für Sarah rätselhaft blieben, tat der Handlung absolut keinen Abbruch.

Trotz meiner Kritik am zweiten Teil des Buches ist der Auftakt der Reihe um die ermittelnde Sarah Peters , die sich hier in eienr besonderen Rolle wiederfindet, gelungen und ich freue mich auf die - hoffentlich baldige - Fortsetzung! Ich bin gespannt, ob Christina Pertl wieder ein so außergewöhnliches Umfeld zu erschaffen vermag.

Abschließend möchte ich eine Triggerwarnung hinzufügen, da nicht jede
r Leser*in KInder als Opfer ertragen kann.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2024

Very british

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bürgermeister
0

Während der Sitzung des Bauauschusses wird der allseits beliebte Bürgermeister des Örtchens Marlow, Geoffrey Lushington , ermordet - durch einen vergifteten Kaffee. Judith Potts und ihre Freundinnen Suzie ...

Während der Sitzung des Bauauschusses wird der allseits beliebte Bürgermeister des Örtchens Marlow, Geoffrey Lushington , ermordet - durch einen vergifteten Kaffee. Judith Potts und ihre Freundinnen Suzie und Becks werden von der Polizei zu Beraterinnen ernannt und fühlen den Beteiligten auf den Zahn, ohne sich um Regeln zu kümmern. Und natürlich stoßen sie dabei auf viele streng gehütete Geheimnisse und nicht wenige Tatverdächtige, von denen doch einer der Mörder sein muss ....

Der britische Roman- und Drehbuchautor Robert Thorogood, der mit den nicht mehr jungen Damen Judith Potts, Becks Starling und Suzie Harris einen liebenswerten "Mordclub" erschaffen hat, der im dritten Band der Reihe "Mord ist Potts' Hobby" nun den Tod des Bürgermeisters aufklären muss. Dabei agieren sie diesmal nicht allein auf eigene Faust, sondern werden von der örtlichen Polizei sogar offiziell zu Beraterinnen ernannt.

Schauplatz ist wieder einmal die beschauliche Kleinstadt Marlow in Buckinghamshire, an der Themse gelegen, in der Judith wie immer ihr (fast) tägliches Bad nimmt. Und nicht nur der Ort des Geschehens und die geschilderten Figuren sind typisch britisch, auch der feine, oftmals schwarze Humor passt ins Bild und Eisenmacht Spaß.

Die locker leichte Schreibweise, in der die frechen unkonventionellen Ermittlungen geschildert werden, erinnert an die große Agatha Christie. Ein jeder Beteiligter hat seine sprichwörtlichen Leichen im Keller und ist sofort tatverdächtig. Es macht Spaß mitzurätseln und trotz aller Informationen ist das Ende überraschend und gut konstruiert.

Während es viel Freude macht, den Marlow Murder Club bei seinen neuesten Ermittlungen zu begleiten und ich mich schon sehr auf das Wiedersehen mit den sympathischen, schrulligen Damen gefreut hatte, sind die weiteren Figuren oft klischeehaft dargestellt, was bei diesem Wohlfühlkrimi aber in keinster Weise stört. Und so spielen Eisenhut, die “Königin der Gifte” , der "fette Nerd", die alleinstehende Buchhalterin, der erfolgreiche, gestresste Unternehmer und weitere alle ihre Rollen.

"Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister" hat mir wieder viel Lese-Vergnügen bereitet und ich freue mich schon auf den nächsten Band!, der hoffentlich im kommenden Jahr auch auf Deutsch erscheinen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.09.2024

Mord im Schauspielmilieu

Falsche Masken
0

Der Privatdetektiv Edgar Brehm und die Schauspielschülerin Toni Lorenz werden von dem Psychologen der HIgh-Society, Alfred Strömer, beauftragt, einen EInbruchdiebstahl in seiner Praxis aufzuklären, bei ...

Der Privatdetektiv Edgar Brehm und die Schauspielschülerin Toni Lorenz werden von dem Psychologen der HIgh-Society, Alfred Strömer, beauftragt, einen EInbruchdiebstahl in seiner Praxis aufzuklären, bei dem wichtige Patientenunterlagen entwendet wurden. Patienten bei ihm waren auch das Ehepaar Didier, und Julia Didier hat in einem Fernsehinterview vor laufender Kamera gestanden, ihren Mann umgebracht zu haben. Doch dann passierte ein Unfall, seitdem sie im Koma liegt und nicht weiter befragt werden kann. Edgar und Toni beginnen die Suche nach der Wahrheit.

DIe österrische Autorin Theresa Prammerlegt mit "Falsche Masken" den dritten Band um das ungleiche Duo, den Privatdetektiv Edagr Brehm und die bei ihm nebenberuflich angestellte Schauspielschülerin Toni Lorenz vor. DIe Autorin, die ihren Lebensunterhalt früher selbst als Schauspielerin verdiente, weiß, von was sie schreibt, wenn ihre Hauptfiguren im mehr oder weniger schillernden Leben von FIlm-, Fernseh- und Theaterschuaspielern ermitteln. Mein fehlendes Wissen aus den beiden Vorgängerbänden stellte kein Problem dar; wichtiges wurde erwähnt.

Das Setting liegt im wunderschönen WIen und Prammer nimmt ihre Leser*Innen mit quer durch die Stadt.

Theresa Prammer schreibt überaus flüssig und hochspannend, zahlreiche Wendungen geben immer neue Rätsel auf und das Spannungsniveau ist durchgehend hoch, bis es zu einem überraschenden Ende kommt, in dem alle losen Stränge sich verbinden. Völlig in den Bann gezogen, vermochte ich den Krimi nicht aus der Hand zu legen und arbeitete mich durch kleine Lügen und große Dramen.

"Falsche Masken" ist jedoch nur zum Teil ein Krimi, denn das Privatleben und - lieben der beiden Hauptfiguren nimmt einen sehr großen Raum ein und insbesondere die Wirren um Edgars Liebe Ralph waren mir dann irgendwann zu viel. Hier blieb letztlich noch etwas offen, das möglicherweise in einem nächsten Fall geklärt werden könnte.

Besonders hervorzuheben sind die lebensnahen Figuren, die glaubhaft geschildert wurden und die ich tatsächlich zu kennen glaubte. Edagr und Toni sind mir sehr ans Herz gewachsen, doch bis in die kleinste Nebenrolle waren die Figuren authentisch.

Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2024

Formidables Ermittlerduo in einem brisanten Fall

Tode, die wir sterben
0

Vor einer Pizzeria in Malmö wird ein dreizehnjähriger Junge erschossen, weitere Jugendliche überleben dank eines blitzschnell handelnden Rentners. John Nordh, frisch verwitwet und völlig überfordert mit ...

Vor einer Pizzeria in Malmö wird ein dreizehnjähriger Junge erschossen, weitere Jugendliche überleben dank eines blitzschnell handelnden Rentners. John Nordh, frisch verwitwet und völlig überfordert mit seiner privaten Situation, und die junge Svea Karhuu aus Nodrschweden, deren vorheriger Undercover-Einsatz ein schreckliches Ende nahm, sollen die Tat aufklären und stoßen auf überraschende Erkenntnisse ....

"Tode, die wir sterben" ist der Auftaktband einer neuen Krimi-Reihe aus Schweden eines schon höchst erfolgreichen Autorenehepaares bestehend aus dem Norddeutschen Roman Voosen und der Südschwedin Kerstin Danielsson.

Tatort der Reihe ist Malmö, Schwedens drittgrößte Stadt und südliches „Eingangstor“ des Landes mit Altstadt und schicken Vierteln, aber auch 50erjahre Mietskasernen, Alternativkultur und Multi-Kulti-Flair, was gut beschrieben wird.

Die Bestseller Autoren schreiben flüssig aus wechselnden Perspektiven und einigen Rückblicken und schnell wird klar, dass der Fall aus weiteren Elementen als einem brutalen Bandenkrieg besteht, zwischen deren Fronten die Ermittelnden geraten. Meiner Meinung nach ist ein gut konstruierter Fall entstanden, der mit einigen Überraschungen aufwartet und hochspannend sowie politisch bis zu einem grandiosen Ende ist.

Voosen und Danielsson schrecken nicht zurück vor zahlreichen aktuellen brisanten Themen wie Rassismus, Migration, Armut, Drogen, Russland, Mobbing, Trauer, Erziehung und Betreuung und vielen mehr und der Leser ist hier besonders gefordert abseits der Krimihandlung. Manche Schilderungen waren durchaus schwer auszuhalten.

Wenn ich es auch normalerweise nicht allzu sehr schätze, wenn mehr oder weniger "kaputte Typen" im Zentrum der Krimihandlung stehen, deren Privatleben wichtiger als der Krimi selbst ist, besticht dieses Buch durch die Figuren Svea und John. Obwohl insbesondere John nicht gerade sympathisch erscheint und das Miteinander der beiden Ermittelnden alles andere als reibungslos funktioniert, haben beide eine interessante Vita, die ihr Handeln prägt. Sie sind mehrdimensional angelegt, immer authentisch und nachvollziehbar und weisen bereits in diesem Band eine Entwicklung auf, der ich gerne gefolgt bin.

"Tode, die wir sterben" hat mich sehr gut unterhalten und mich gezwungen, mich auch mit Themen abseits meiner Komfortzone auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dieses Autorenduo endlich kennengelernt zu haben und auf den Folgeband "Schwüre, die wir brechen", der für August 2025 angekündigt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere