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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2024

Zwischen Märchen und Horror - sehr ungewöhnlich

Der Fluch des Hasen
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Bora Chung lässt in insgesamt zehn Kurzgeschichten die Grenzen von Realität und Wahnsinn verschwimmen. Die Geschichten sind alle völlig unterschiedlich und unterschiedlich lang. Sie haben aber alle gemeinsam, ...

Bora Chung lässt in insgesamt zehn Kurzgeschichten die Grenzen von Realität und Wahnsinn verschwimmen. Die Geschichten sind alle völlig unterschiedlich und unterschiedlich lang. Sie haben aber alle gemeinsam, mehr als grotesk, mystisch und extrem zu sein.
Man möchte gar nicht so viel von den einzelnen Geschichten erzählen, weil man die Geschichten selbst lesen muss, es ist nicht einfach, die Geschichten, geschweige denn das ganze Buch einem Genre einzuordnen. Es ist ganz anders als andere Kurzgeschichtenbücher, die man normalerweise liest.
Der Schreibstil ist angenehm und einfach zu lesen. Mich hat jedoch nicht jede Geschichte überzeugt und abgeholt, gerade die erste schreckt einen ab wegen ihrer Horror-Elemente. Auch die Reihenfolge hätte ich deswegen vielleicht geändert.

Nichtsdestotrotz hat Bora Chung ein außergewöhnliches Werk geschaffen, das man gelesen haben sollte, wenn man Geschichten mag, in denen Menschen in Extremsituationen gezeigt werden und die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmen.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Moralisches Gedankenkarussell

Die Rassistin
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Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, Mitte vierzig und zu Beginn der Geschichte gerade zur Behandlung in einer Kinderwunschpraxis. Sie erhält eine E-Mail, in der ein Rassismus-Vorwurf an ihrer Universität ...

Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, Mitte vierzig und zu Beginn der Geschichte gerade zur Behandlung in einer Kinderwunschpraxis. Sie erhält eine E-Mail, in der ein Rassismus-Vorwurf an ihrer Universität im Raum steht. Sie fühlt sich sofort, auch wenn die Mail an alle Professoren gerichtet ist, angesprochen und erinnert sich an einen Vorfall mit ausländischen Studenten, den sie vor einiger Zeit in einer ihrer Vorlesung hatte. Sofort beginnt sich ihr Gedankenkarussell zu drehen und sie findet sich schnell in einem persönlichen Dilemma wieder.

Aufgrund des Covers hätte ich eine andere Geschichte erwartet. Auch der Klappentext hörte sich sehr interessant an, mich konnte die Geschichte jedoch nicht völlig abholen.
Das Besondere an dem Buch ist der Erzählstil: es wird ein Monolog im Kopf der Protagonistin wieder gegeben, in dem sie sowohl ihre Sicht der Dinge erörtert als auch andere fiktive Beobachter zu Wort kommen lässt. Immer wieder sind auch Aussagen ihres Umfelds eingebaut, beispielsweise ihrer Lebensgefährtin, ihrer Kollegen oder der Studierenden.
Es wird eine Fülle an Themen wie Rassismus, Alltagsdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit behandelt, mir war es oft zu viel des Guten und hat mich verwirrt und überladen zurück gelassen. Die Handlung und auch die Gedanken der Protagonistin sind sprunghaft, oft erschien es mühsam, dem Ganzen zu folgen.
Aus der Geschichte trieft geradezu der schwarze Humor und die Ironie, dies wird sprachlich gekonnt umgesetzt und die tiefgründige Bedeutung ist immer gut herauszulesen.
Die Idee des Buches finde ich sehr gut, weil es etwas ganz Anderes als das ist, was man normalerweise im Romanbereich liest. Auch sprachlich kann ich dem Ganzen etwas abgewinnen, aber es ist auch nicht wirklich meins, weil es oft mühsam zu lesen war.

Trotz einiger Schwachstellen kann man das Buch gut lesen, man muss sich an den Schreibstil jedoch erst gewöhnen. Empfehlenswert ist es für alle, die mal etwas anderes lesen wollen mit viel schwarzem Humor und einem einzigartigen Schreibstil.

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Veröffentlicht am 13.12.2024

Kommt leider nicht an die anderen Bücher von Glattauer heran

Die Wunderübung
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Joana und Valentin sind seit über 18 Jahren verheiratet und am Tiefpunkt angelangt. Sie gehen zu einem Paartherapeuten um ihre Ehe zu retten. Doch auch er verzweifelt an den den beiden, die immer wieder ...

Joana und Valentin sind seit über 18 Jahren verheiratet und am Tiefpunkt angelangt. Sie gehen zu einem Paartherapeuten um ihre Ehe zu retten. Doch auch er verzweifelt an den den beiden, die immer wieder aneinander geraten. Joana lässt Valentin nicht zu Wort kommen, Valentin hingegen ist gefühlskalt und sieht keinen Grund für Veränderung. Aber sie scheinen nicht die Einzigen mit Problemen zu sein - auch der Therapeut steckt in Schwierigkeiten und mitten in der Sitzung kommt es zum Höhepunkt. Bis schließlich alle anfangen zu reden.

Ich hatte bereits einige Bücher von Daniel Glattauer gelesen und war fast jedes Mal begeistert. Aufgrund der Kürze und der als Theaterstück angelegten Textform habe ich auch begeistert zu "Die Wunderübung" gegriffen. Leider kann das Buch aber nicht mit den anderen Büchern Daniel Glattauers mithalten.
Die Idee eines Theaterstücks, das von einem zerstrittenen Paar in einer Sitzung beim Paartherapeuten handelt, fand ich eine tolle Ausgangslage. Mir hat jedoch der Humor gefehlt. Sprachlich ist das Buch typisch Glattauer und pointiert und beobachtet sehr genau die Menschen in seinen Geschichten. Es liest sich leicht und lässt sich auch an einem Nachmittag beenden.
Die Handlung war leider oft vorhersehbar und auch das Ende konnte mich nicht mehr versöhnlicher stimmen.

Für mich leider die schwächste Geschichte des Autors. Schade!

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Letzter Band einer Reihe um den Ort Valentine und das Liebesglück

Sweet Valentine / Liebesglück in harter Schale
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In Valentine haben ist alle Singles die große Liebe gefunden - bis auf Joshua und Mackenzie. Joshua ist Sozialarbeiter, ruhig und wohnt noch bei seinen Eltern, weil das Gehalt kaum zum Leben reicht. Mackenzie ...

In Valentine haben ist alle Singles die große Liebe gefunden - bis auf Joshua und Mackenzie. Joshua ist Sozialarbeiter, ruhig und wohnt noch bei seinen Eltern, weil das Gehalt kaum zum Leben reicht. Mackenzie ist das genaue Gegenteil: sie hat Tattoos und Piercings, ist laut und rebellisch und lässt sich von keinem etwas sagen. Sie führt gemeinsam mit ihrer Mutter ein Hotel in Valentine, aber die beiden verstehen sich alles andere als gut. Nach einem Streit zieht sie kurzerhand bei ihrer Großmutter Elaine ein. Dort arbeitet auch Joshua und hilft Elaine bei allen Belangen. Joshua und Mackenzie treffen nach langer Zeit aufeinander und so unterschiedlich die beiden auch sind, verbringen sie doch immer mehr Zeit miteinander. Können sie mit diesen Unterschieden zusammenkommen und -bleiben?

Ich hatte vorher noch nichts von der "Sweet Valentine"-Reihe gelesen. Es ist wahrscheinlich von Vorteil, wenn man die vorigen neun Bände gelesen hat um die Entwicklung aller Figuren und des Städtchens Valentine mitverfolgen zu können. Das Cover lässt auf einen Wohlfühlroman schließen und ist eher einfach gehalten. Das Buch ist jeweils abwechselnd aus der Sicht von Joshua und Mackenzie geschrieben, was mir gut gefallen hat, da man so einen guten Einblick in die Gefühlswelt der beiden bekommt. Jedoch geht es mir gleich zu Beginn der Geschichte viel zu schnell mit den Ereignissen. Allgemein ist die Handlung sehr rasant und verläuft schnell, so verliert sie oft an Glaubwürdigkeit. Auch die Figuren konnten mich nicht überzeugen, wirken sie oft sehr konstruiert und überzogen.

Der Erzählstil ist einfach und gut, da komplett aus der Ich-Perspektive beschrieben wird, bekommt man einen guten Einblick in die Gefühle. Mir hat es allerdings an Tiefe der Charaktere gefehlt, aber das ist wahrscheinlich auch dem Genre geschuldet. Auch das Ende konnte mich nicht überzeugen, es wirkt wenig glaubwürdig. Ich habe gelesen, dass die Autorin die zehnteilige Reihe um "Sweet Valentine" in einem Jahr geschrieben hat, vielleicht hätte ein bisschen mehr Zeit dem Buch gut getan.

Wer einen klassischen Wohlfühlroman mit viel Liebe sucht, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Es lässt sich gut weg lesen, wird mir aber auch nicht lange im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Verwirrend und langatmig - konnte mich leider nicht überzeugen

So ist das nie passiert
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Willa ist ein Teenager als ihre kleine Schwester Laika spurlos verschwindet. Sie gibt nie die Hoffnung auf, Laika zu finden. Willa vernachlässigt ihre Beziehungen und ihr Umfeld immer mehr und sehnt sich ...

Willa ist ein Teenager als ihre kleine Schwester Laika spurlos verschwindet. Sie gibt nie die Hoffnung auf, Laika zu finden. Willa vernachlässigt ihre Beziehungen und ihr Umfeld immer mehr und sehnt sich nach einem Familienidyll, das sie so nie hatte. Heute, zwanzig Jahre später, trifft sie auf einer Dinnerparty eine Frau, von der sie glaubt, dass es Laika sein könnte. Das zwanglose Essen unter Freunden und Bekannten wird zu einem denkwürdigen Abend, der das Leben aller, vor allem Willis, für immer verändern wird.

Das Cover fand ich ansprechend, weil es so ungewöhnlich war, alltäglich und trotzdem sticht es ins Auge. Leider konnte mich dafür der Inhalt nicht überzeugen.
Die Geschichte wird kapitelweise aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt. An sich eine tolle Ausgangslage, aber hier fängt das Problem an: die unkontrollierten Zeitsprünge ohne Angabe zu Beginn des Kapitels machen das Lesen mühsam. Ich konnte den Beziehungen der Personen und den fehlenden Zeitangaben nicht folgen und musste gerade am Anfang oft zurückblättern und Passagen nochmal lesen. Obwohl Willa die Hauptfigur der Geschichte ist, erscheint oft Robyn, ihre Freundin und Gastgeberin der Party, eher im Zentrum. Sie ist mir von allen Figuren noch am sympathischsten, Willa wirkt meist emotionslos und anders, als ich sie vor dem Lesen eingeschätzt hätte.
Auch das Thema von Erinnerungen und wie diese im Laufe der Zeit immer weiter verfremden, fand ich sehr interessant. Das wurde für mich im Roman leider nicht gut umgesetzt und nur angerissen und geht im Chaos der Dinnerparty unter. Gerade dieses Thema und die Charaktere hätten mehr Aufmerksamkeit und Tiefe verdient, was dem Buch gut getan hätte. Die Auflösung und das Ende waren daher auch nicht wirklich fulminant und man hat es immer mehr vorhersehen können.

Für mich ein mittelmäßiges Buch, das wegen der vielen Zeitsprünge, undurchsichtigen Beziehungen und Charaktere und nicht zuletzt wegen der fehlenden Emotionen nicht wirklich überzeugen konnte! Schade!

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