Nicht ganz so stark wie Band 1
Nachdem Smilla die neue Anführerin der Wilden Jagd, der berüchtigten Söldnertruppe Middangarts, geworden ist, hat sie nur ein Ziel: sie will die gefährlichen Walküren vernichten. Doch dabei bemerkt sie ...
Nachdem Smilla die neue Anführerin der Wilden Jagd, der berüchtigten Söldnertruppe Middangarts, geworden ist, hat sie nur ein Ziel: sie will die gefährlichen Walküren vernichten. Doch dabei bemerkt sie nicht, wie sehr sie davon besessen ist und sich immer wieder verzettelt. Als sie eine Prophezeiung erhält, dass ihr die erste Suche beim Kampf gegen die Walküren helfen kann, machen sie sich auf die Suche nach genau dieser. Dabei hätte niemand von ihnen damit gerechnet, dass ihre Reise noch ganz andere Ausmaße annimmt, denn die Hexe hat für ihre Hilfe Bedingungen. Sie schickt die Wilde Jagd nach Addangart, direkt in Odins Hallen. Was die Gefährten allerdings hier vorfinden, rückt alles bisher Geschehene in ein ganz anderes Licht.
Nachdem A Breath of Winter im vergangenen Jahr ein wahres Highlight war, war ich absolut gespannt auf die Fortsetzung dieser düsteren Geschichte, vor allem auch wegen des wirklich heftigen Cliffhangers von Band 1.
Der Einstieg fiel mir allerdings gar nicht so leicht, denn auch wenn die Ereignisse recht schnell ans Ende von Band 1 anknüpfen, hat es für mich ein wenig gedauert, bis ich mich wieder zurechtfand. Ohne Frage ist der Schreibstil der Autorin sehr detailreich und bildlich, aber hier waren es unzählige, teils zwar wichtige Dialoge, die für mich aber den Beginn in die Länge zogen.
Dieses Mal tauchen wir deutlich tiefer in die nordische Mythologie rund um Odin, den Weltenbaum und Asgard, hier Addangard, ein. Es gibt viele Verbindungen zur Saga, gerade auch was die Figuren angeht, allerdings interpretiert die Autorin die Ereignisse auf ganz eigene Art, was mir wirklich gut gefallen hat. Bis auf ein paar kleinere Ausnahmen, die in meinem Kopf etwas absurde Bilder entstehen ließen, um nicht zu spoilern erwähne ich nur den Namen Loki, für alle die es schon gelesen haben.
Die Welt ist also weiterhin sehr düster, gefährlich und kalt und es gilt das ein oder andere Abenteuer für die Gefährten zu bestehen, bis hin zu epischen Schlachten. Allerdings empfand ich es oft als langatmig, denn die actionreichen Momente wurden immer wieder durch lange Dialoge unterbrochen, die mir das Vorankommen in der Handlung oftmals erschwerten.
Wir treffen hier auf viele Figuren des ersten Bandes und auch ein Wiedersehen mit Leif habe ich als sehr wertvoll gehalten, da es zwischen ihm und Smilla zu eine wirklich interessanten Gespräch kam, dass viele Widrigkeiten des ersten Bandes wieder auflösten.
Smilla fand ich sehr authentisch und glaubhaft dargestellt. Ich konnte zu jederzeit ihre Gefühle und ihre absolute Zerrissenheit nachempfinden. Auch ihre Handlungen fand ich absolut gelungen dargestellt, denn nach dem, was sie in Band 1 erlebt hat, hätte ich alles andere nicht nachvollziehen können. Trotzdem hat mich ihre Art auch irgendwie runtergezogen, sogar etwas genervt, was mich in Bezug auf ihren Charakter zwiegespalten zurücklässt.
Die Wilde Jagd mag ich sehr gerne, ihre wirklich facettenreichen Charaktere haben mich im Großen und Ganzen wieder überzeugt, wobei ich eine ganz bestimmte Handlung ebenfalls zwiegespalten zurücklässt. Auch darauf kann ich leider nur bedingt eingehen, da es sonst zu sehr spoilern würde.
Daneben treffen wir hier wirklich auf eine absolute Vielzahl an Charakteren, von Odin und der Götterwelt, über Hel und die erste Hexe und noch mehr. Hier braucht man auf jeden Fall etwas Aufmerksamkeit beim Lesen, um es nicht durcheinander zu bringen, wer die Göttersaga ein wenig kennt, dürfte aber keine Schwierigkeiten haben.
Mein Fazit: Mich lässt der Abschluss der Dilogie ein wenig zwiegespalten zurück und irgendwie wäre es für mich fast schon sinniger gewesen, wenn Band 1 allein stehen geblieben wäre. Für mich waren verschiedene Ereignisse nicht ganz schlüssig und mir fehlte es zwischendurch an Spannung. Smilla fand ich glaubwürdig, aber auch ein wenig nervig, auch wenn ich es durchaus nachempfinden konnte, warum sie so voller Hass und Rachewünsche steckte. Letzten Endes kann der zweite Band für mich leider nicht an Band 1 anknüpfen.