Was ein toller Read!
„Murder in the Family“ war für mich ein Leseerlebnis der anderen Art - und das nicht nur aufgrund der interessanten Aufmachung, welche aber natürlich an sich schon eine Erwähnung verdient, denn wer nach ...
„Murder in the Family“ war für mich ein Leseerlebnis der anderen Art - und das nicht nur aufgrund der interessanten Aufmachung, welche aber natürlich an sich schon eine Erwähnung verdient, denn wer nach einem normalen Roman im Fließtext-Format sucht, wird hier nicht fündig. Stattdessen erhalten Leser:innen eine Art Drehbuch mit kurzen Szenenbeschreibungen und ansonsten vornehmlich Dialogsequenzen. Ergänzt wird diese Erzählweise von Einschüben wie Zeitungsartikeln, Chatnachrichten oder ähnlichem.
Einerseits hat diese aufgelockerte und interessante Erzählstruktur dafür gesorgt, dass ich regelrecht durch die Story geflogen bin; von einem verbalem Schlagabtausch zum Nächsten. Andererseits kann ich aber nicht bestreiten, dass mir durch das Fehlen von Beschreibungen sowie nonverbalen Handlungen der Einstieg in das Buch etwas schwerer gefallen ist. Ich hatte das Gefühl, die vielen verschiedenen Personen dadurch schwerer auseinanderhalten zu können. Im Laufe der Geschichte konnte ich auch keine richtige Bindung zu ihnen aufbauen, da ich ihre Charaktere lediglich basierend auf den Dialogen nicht greifen konnte. Darüber hinaus fiel es mir durch die Erzählstruktur auch schwerer, die vielen verschachtelten, relevanten Details begreifen zu können. Was nun allerdings sehr negativ klingt, waren am Ende nur Randerscheinungen, die mich nicht daran hinderten, an der Aufmachung des Buchs trotzdem Spaß zu haben!
Aber zurück zum Anfang, denn wie gesagt war der Grund für meine etwas anderes Leseerlebnis gar nicht die Aufmachung. Stattdessen hängt diese Aussage damit zusammen, dass „Murder in the Family“ es geschafft hat, mich mit der Story nicht hundertprozentig zu kriegen und TROTZDEM absolut an die Seiten zu fesseln. Ich habe selten unter 50 Seiten gelesen, weil ich immer noch eine Seite mehr lesen wollte, einen Plot Twist mehr erleben wollte, eine Frage mehr beantwortet haben wollte (obwohl meistens nur zehn neue Fragen hinzukamen, haha).
Am Ende glaube ich tatsächlich, dass meine fehlende Verbindung zu den Charakteren dafür gesorgt hat, dass der Fall mich nicht ganz gehooked hat. Außerdem fand ich es schade, dass für mich ein recht wesentlicher Punkt für größere Plot Twists und auch die Auflösung am Ende schon recht früh am Anfang angedeutet wurde. Das heißt nicht, dass ich alles hervorgesehen hätte – definitiv nicht! Die Inhalte der Plot Twists konnten mich durchaus überraschen, nur kam ich aufgrund des anfänglichen Hinweises nicht ganz umhin, die Dramaturgie der kleineren und größeren Auflösungen zu erahnen.
Trotz jeglicher Kritik und auch wenn das Buch für mich kein Highlight sowie der Fall nicht auf allen Ebenen mindblowing war, hat „Murder in the Family“ mir durchaus Spaß bereitet. Wer Lust hat, ein wenig zu rätseln, und sich im Lesesog durch einen Cold-Case-Fall tragen lassen möchte, ist hier genau richtig!
Übrigens, an alle, die das Buch gelesen haben: Hat noch jemand das Gefühl, dass am Ende ein möglicher Nachfolger angeteast wurde? (Und keine Sorge, falls ihr das Buch nicht kennt und jetzt verwirrt seid: Die Erzählung ist durchaus in sich abgeschlossen!)