Wie wir unsere Haltung finden, Menschlichkeit zeigen und Wandel gestalten
Gerade in krisenhaften Zeiten ist es wichtig, einen klaren moralischen Kompass zu haben, die eigenen Werte zu kennen und auch zu ihnen zu stehen. Kristina Lunz ist überzeugt: Empathie und Widerstand sind hilfreiche Hebel, um die eigene Haltung zu finden, Menschlichkeit zu zeigen und Wandel zu gestalten. Was zunächst nach einem Gegensatzpaar klingt, passt perfekt in die schwierige Zeit und ist der Schlüssel für sozialen, kulturellen, politischen Fortschritt.
Basierend auf persönlichen Eindrücken, Erfahrungen und Gedanken zeigt Kristina, wie wir auf eine gerechtere Welt hinwirken und was jede:r einzelne dafür tun kann.
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Auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen und durch den Blick auf bekannte Aktivistinnen, zeigt Kristina Lunz in „Empathie und Widerstand“ praxisnah, wie man sich Empathie und Widerstand gleichzeitig bewahren ...
Auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen und durch den Blick auf bekannte Aktivistinnen, zeigt Kristina Lunz in „Empathie und Widerstand“ praxisnah, wie man sich Empathie und Widerstand gleichzeitig bewahren kann und wie beides sich gegenseitig ergänzt. Die Autorin bezieht sich dabei immer wieder auf ihr erstes Buch, eine Einführung in feministische Außenpolitik, die ich ebenfalls sehr gerne gelesen habe. Wer erneut ein ähnlich analytisches und politisches Werk erwartet, könnte hier jedoch enttäuscht werden: Im Vergleich zu ihrem ersten Buch ist dieses schmale Büchlein persönlicher und ratgeberhafter. Es gibt zwar auch einige weiterführende Lektüretipps, im Vergleich jedoch deutlich weniger. Doch gerade in dieser veränderten Herangehensweise liegt für mich der Wert dieses Buches: Es ist nicht nur eine intellektuelle Analyse, sondern eine praktische Ermutigung für all jene, die angesichts der aktuellen Weltlage nicht verzweifelt und trotzdem aktiv werden wollen.
Für mich kam diese Ermutigung von Aktivistin Kristina Lunz, angesichts der Weltlage weder aufzugeben noch zynisch zu werden oder abzustumpfen, genau zum richtigen Zeitpunkt. Sicherlich ist Vieles, was sie über die klare Haltung gegenüber den gesellschaftlichen Entwicklungen, die man für sich finden muss, nicht neu oder besonders überraschend. Aber ab und zu von Menschen, die sich für Ähnliches einsetzen, wie man selbst, zu hören oder zu lesen, dass es okay ist, Ambivalenz und Empathie zuzulassen, während man gleichzeitig Grenzen setzt, tut manchmal einfach gut. Ein Buch für alle, die aktiv sind, um die Hoffnung nicht zu verlieren!
Disclaimer: Gerade gibt es Kritik an Lunz bzw. ihrer Organisation CFFP, in der ihr White Feminism vorgeworfen wird. Ich habe das nur am Rand mitbekommen und sie scheint sich auf ein Panel Ende Oktober ...
Disclaimer: Gerade gibt es Kritik an Lunz bzw. ihrer Organisation CFFP, in der ihr White Feminism vorgeworfen wird. Ich habe das nur am Rand mitbekommen und sie scheint sich auf ein Panel Ende Oktober zu beziehen. Obwohl das Buch vorher geschrieben wurde, geht Lunz auf diese grundlegende Kritik an ihrer Arbeit auch im Text ein, ohne sie zu negieren. Anhand allem, was sie im Buch schreibt, sehe ich zumindest hier keinen Grund, ihr White Feminism vorzuwerfen, wenngleich ich den Kritisierenden ihren Eindruck nicht absprechen werde.
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Ein Buch, von dem ich nicht wusste, dass ich es brauche. Und ich bin skeptisch in die Lektüre gegangen, weil Kristina Lunz in meiner Blase auch immer mal für einen neoliberalen Feminismus kritisiert wird. Doch die Autorin konnte mich mit ihrer Reflektiertheit sehr schnell überzeugen.
Den Einstieg findet sie über ihre Vergangenheit bzw. ihren Karriereweg. Sie listet ihre aktivistischen Errungenschaften selbstbewusst auf und ich musste mich selbst fragen, warum ich da widerständige Gefühle hatte. Sie hat viel feministische Arbeit geleistet und tut es noch - warum sollte sie das nicht teilen dürfen? Hier wurde ich mit meiner internalisierten Misogynie konfrontiert, die Frauen als bescheiden und leise klassifizieren will.
Lunz widmet sich dann den beiden Komponenten, auf denen sie guten Aktivismus begründet sieht. Empathie sei dabei wichtig, muss aber regelmäßig geprüft werden. Empathie wird sich ungesteuert nämlich immer vor allem auf unsere In-Group richten und damit selektiv sein. Als Basis dessen sollten wir Menschen offen und vorurteilsfrei begegnen, auch oder gerade wenn sie eine andere Meinung vertreten und mit Methoden des Peacebuildings Brücken schlagen. Genau diese daraus entstehenden Allianzen sind es schließlich, die der linken Bewegung inhärent sein sollte - und es leider immer weniger sind.
Empathie sollte aber dort ihre Grenze haben, wo das Gegenüber grundlegende Werte missachtet. Wo diese Grenze liegt, muss jeder Mensch für sich herausfinden und stetig neu überprüfen. Wie schwierig es ist, diese Balance zu halten - sich weder vorzumachen, alles zu wissen, noch sich von unmenschlichen Ideen korrumpieren zu lassen - beschreibt Lunz sehr greifbar. Sie unterscheidet in ihrem Vorgehen auch hinsichtlich der Macht, die eine Person hält. Ein mächtiger Minister bekommt weniger Empathie, wenn er wichtige Gesetzesänderungen blockiert, als ein Privatmensch, der durch eine Veränderung Nachteile befürchtet. Diesen Ansatz finde ich so herausfordernd wie schön.
Beim Lesen habe ich mich mehrfach selbst ertappt. Ich neige zu schneller Meinungsbildung und befeuere somit selbst Lagerdenken. Statt immer nur zu dekonstruieren, so Lunz, sollte der anschließende Schritt immer die Konstruktion einer besseren Alternative sein. Einzelpersonen, z. B. erfolgreiche Autoren, für ihren Erfolg anzugreifen, trifft oft die falsche Stelle. Konstruktive Kritik ist angemessen, Schuldzuschreibung für die Wirkweisen eines jahrtausendealten Systems eher nicht.
Kristina Lunz schreibt auf eine extrem reflektierte Weise, thematisiert Kritik an ihrer Form des Aktivismus (von innen heraus verändern) und respektiert sie, ohne den anderen Ansatz zu diffamieren. Sie meidet hochkomplexe Themen nicht und schreibt so wiederholt über die Situation in Nahost seit dem 7. Oktober 2023, besonders über den Stellvertreterkrīeg hier bei uns. Ihre Forderungen sind dabei so klar, dass sich mir nicht erschließt, wie ihr vorgeworfen werden kann, sie würde sich nicht an die Seite der Palästinenser*innen stellen. Ich bewundere ihre Fähigkeit, Grenzen zu setzen, ohne in Dogmatismus und vereinfachte Dichotomien zu verfallen. Und das kann ich, obwohl ich ihren gewählten aktivistischen Weg nicht unbedingt teile.
Der letzte Abschnitt, welcher aktivistische Frauen porträtiert, kam mir an manchen Stellen etwas zu gewollt vor. Es sollte hier gezeigt werden, wie diese Empathie und Widerstand in ihrem Aktivismus praktizieren, doch dafür waren mir die Texte zu kurz. Daher ziehe ich einen halben Stern ab, bewerte das Buch aber noch immer sehr gut.
Ich habe mich von diesem Werk in meinem Universalismus bestärkt gefühlt und gleichzeitig gemerkt, wie herausfordernd es ist, nicht einem ideologischen Denken zu verfallen, das uns vorgaukelt, wir hätten die einzige Wahrheit für uns gepachtet. Damit hat „Empathie und Widerstand“ es geschafft, dass ich mich weiter im Aushalten verschiedener Perspektiven üben möchte (Stichwort: Ambiguitätstoleranz), ohne dabei meinen Widerstand gegen Unmenschlichkeit aufzugeben.
Kristina Lunz war mir zwar ein Begriff, aber ich hatte ihr anderes Buch trotz großer Bekanntheit nicht gelesen. Das werde ich nach diesem Buch definitiv nachholen, schon allein wegen der ganzen Erwähnungen ...
Kristina Lunz war mir zwar ein Begriff, aber ich hatte ihr anderes Buch trotz großer Bekanntheit nicht gelesen. Das werde ich nach diesem Buch definitiv nachholen, schon allein wegen der ganzen Erwähnungen der feministischen Außenpolitik.
Was mich bei Empathie und Widerstand direkt gefesselt hat, war die Einleitung. Hier lernt man eine Menge über die Autorin und ich bin absolut begeistert von dieser phantastischen Frau. Da kann ich wirklich nur den Hut ziehen. Aber nun zum Buch: Empathie und Widerstand sind eine Kombination, die in vielen Köpfen nicht so ganz zusammenpasst. Dieses Buch macht Mut, genau das zu ändern und zeigt auf, wie wichtig es ist, beides zu verkörpern. Gerade in online Diskussionen ist Empathie ein Fremdwort geworden. Wer nicht 100% eine Meinung teilt, wird zerrissen. Man traut sich also kaum, etwas zu schreiben, obwohl die eigene Meinung so wichtig ist und man so viel zu sagen hat. Dieses Buch zeigt, dass man empathisch sein kann und trotzdem aufstehen kann und muss.
Es liest sich wirklich gut und flüssig und obwohl ich eigentlich jeden Abschnitt einzeln lesen wollte, habe ich es doch in 2 Sitzungen verschlungen. Es ist ein dünnes Buch, dafür aber wirklich gespickt mit einer Fülle wertvoller Anregungen. Die Autorin brennt für dieses Buch. Das spürt man wirklich in jeder Zeile.
Ein kleines Buch, welches Mut macht, doch aufzustehen und besonders, sich zu vernetzen.
"Empathie und Widerstand" ist ein Buch, das dazu anregen möchte, in schwierigen Zeiten Haltung zu zeigen und Wandel mit Menschlichkeit und Standhaftigkeit zu gestalten. Kristina Lunz, Mitgründerin des ...
"Empathie und Widerstand" ist ein Buch, das dazu anregen möchte, in schwierigen Zeiten Haltung zu zeigen und Wandel mit Menschlichkeit und Standhaftigkeit zu gestalten. Kristina Lunz, Mitgründerin des Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP), hat sich durch ihre vielfältigen Tätigkeiten als Aktivistin, Autorin und Unternehmerin einen Namen gemacht. Mit beeindruckendem Lebenslauf und klarem Engagement ist sie eine der einflussreichsten jungen Stimmen für feministische Außenpolitik und soziale Gerechtigkeit.
Worum geht's genau?
Das Buch ist eine Mischung aus persönlicher Reflexion, Ratgeber und Aufruf zum Handeln. In einer einleitenden Passage erläutert Lunz ihre Motivation und Perspektive, aus der sie schreibt. Danach widmet sie sich den beiden zentralen Themen des Buches: Empathie und Widerstand. Sie beschreibt, wie wichtig es ist, Mitgefühl zu entwickeln und gleichzeitig zu wissen, wann man Widerstand leisten muss, um Wandel zu schaffen. Ihre Argumente untermauert sie mit zahlreichen Beispielen aus ihrer eigenen politischen Arbeit und Erfahrungen, die sie in verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten gesammelt hat. Dabei legt sie einen starken Fokus auf Menschlichkeit, Kompromissfähigkeit und die Bedeutung von Schwesterlichkeit („Sisterhood“) im aktivistischen Kontext.
Meine Meinung
"Empathie und Widerstand" war das erste Buch von Kristina Lunz, das ich gelesen habe, obwohl sie mir schon länger durch Social Media und Beiträge wie ihren Text im Essay-Sammelband "Unlearn Patriarchy" bekannt war. Meine Erwartungen waren hoch, da ich ihre Arbeit schätze – und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Buch liest sich sehr flüssig, und ihr Sprachstil ist klar und verständlich, selbst für Menschen, die sich noch nicht intensiv mit den angesprochenen Themen beschäftigt haben. Fremdwörter oder komplexere Begriffe werden direkt im Text erklärt, was den Zugang erleichtert. Mit nur 160 Seiten ist das Buch kompakt und gut zu bewältigen, ohne dass es an Substanz fehlt. Besonders die einleitenden Kapitel, in denen Lunz ihre Motivation für das Buch erläutert, haben mir gefallen. Es gibt dem Buch eine klare Richtung und vermittelt ihre Perspektive als Autorin deutlich.
Die Gliederung in die Themen Empathie und Widerstand ist sinnvoll, und ihre Praxisbeispiele nachvollziehbar und hilfreich zur besseren Einordnung. Sie fordert ihre Leser:innen dazu auf, immer wieder neu abzuwägen, wann Mitgefühl der richtige Ansatz ist und wann es Zeit wird, Widerstand zu leisten. Ihre Reflexionen über die Herausforderungen politischer Arbeit, die oft mit schwierigen Kompromissen verbunden ist, sind besonders wertvoll. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Grautöne auszuhalten und dabei nie aus den Augen zu verlieren, was uns alle verbindet: Das Mensch-Sein mit all den Rechten und Pflichten, die dazugehören (Menschenrechte).
Ein Aspekt, der mich besonders überzeugt hat, ist ihre Betonung von Sisterhood und der Raum, den sie in ihrem Buch anderen Autorinnen und Aktivistinnen bietet. Dieser solidarische Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und gibt ihm zusätzliche Tiefe.
Allerdings gab es auch einige Schwächen. Es gab zahlreiche Wiederholungen, die das Lesen an manchen Stellen ein wenig monoton machten. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass manche Punkte pointierter ausgearbeitet wären. Das Buch wirkt insgesamt eher wie ein persönlicher Ratgeber als ein Sachbuch, weshalb ich mir mehr Fakten und analytische Tiefe erwartet hätte. Nichtsdestotrotz kann ich es auf jeden Fall empfehlen und bin jetzt auch neugierig auf ihr erstes Buch "Die Zukunft der Außenpolitik", das ich auf jeden Fall noch lesen werde.
Fazit
"Empathie und Widerstand" ist ein inspirierendes und wichtiges Buch, das mit klarer Sprache und lebendigen Beispielen dazu anregt, Menschlichkeit und Standhaftigkeit in schwierigen Zeiten zu verbinden. Zwar bleibt es stellenweise etwas oberflächlich, doch der persönliche Ansatz und die authentische Perspektive machen es lesenswert. 4 von 5 Sternen.
Kristina Lunz redet nicht um den heißen Brei, sondern kommt schnell zum Punkt und erörtert in ihrem Buch "Empathie und Widerstand", warum besonders diese beiden Eigenschaften für einen dauerhaften positiven ...
Kristina Lunz redet nicht um den heißen Brei, sondern kommt schnell zum Punkt und erörtert in ihrem Buch "Empathie und Widerstand", warum besonders diese beiden Eigenschaften für einen dauerhaften positiven Frieden unablässig sind.
Ein sehr interessanter Aspekt im ersten Teil zur Empathie war zum Beispiel, dass Empathie auch eine sehr dunkle Seite hat, die tödlich enden kann. Darüber habe ich nie nachgedacht, aber es ist logisch, dass wenn ich besonders viel Empathie mit einer Gruppe habe, ich weitaus weniger Empathie oder Verständnis für andere Gruppen hege.
Menschlichkeit, Offenheit und Peacebuilding gehören zur Empathie und sind wichtige Eigenschaften, die ein Mensch haben sollte, wenn er empathisch in einen Austausch mit anderen Menschen geht.
Im Kapitel Widerstand ist vor allem Dekonstruieren und Konstruieren wichtig, d.h. nach der Analyse muss auch eine Gestaltung erfolgen. Es bringt sonst nichts, wenn wir nur analysieren und Themen Auseinandernehmen, aber nichts für die Gestaltung und Verbesserung beitragen. Ich stimme Kristina Lunz voll zu.
Nach diesen beiden interessanten Kapiteln wird das Buch allerdings manchmal recht schwammig. Mir kommen die drei Handwerkszeuge eindeutig zu kurz und Lunz wiederholt sich einige Male. Dadurch entsteht bei mir der Eindruck, dass sich der rote Faden im weiteren Verlauf verliert.
Abschließend stellt sie einige Feministinnen und Aktivistinnen wie Enissa Amani vor.
Mein Fazit: Lesenswert und interessant, aber Lunz verliert sich leider in der zweiten Hälfte etwas.