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Veröffentlicht am 05.09.2024

Seichter Auftakt einer Cosy Crime-Reihe mit Luft nach oben

Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi
4

Die deutsche Auswanderin Linn Sommer zieht nach einer gescheiterten Ehe ins beschauliche Örtchen Kitchener-Waterloo in Kanada. Doch der Schein der Idylle trügt: an ihrem ersten Arbeitstag in einer deutschen ...

Die deutsche Auswanderin Linn Sommer zieht nach einer gescheiterten Ehe ins beschauliche Örtchen Kitchener-Waterloo in Kanada. Doch der Schein der Idylle trügt: an ihrem ersten Arbeitstag in einer deutschen Bäckerei findet sie eine Leiche hinter dem Haus. Die unbeliebte Stadträtin Sydney Stark ist tot, neben ihr liegt eine Nussecke. Sofort geraten die Besitzer der Bäckerei Marianne und Rainer in Verdacht. Linns Ermittlungsinstinkt ist geweckt und sie ermittelt auf eigene Faust. Beim Ermitteln stößt sie außerdem auf zwei Männer, die ihr Interesse wecken.

Mich hat das Cover direkt angesprochen, es vermittelt einerseits gut die Idylle in der Kleinstadt, verrät aber auf den zweiten Blick auch anhand des blutigen Messers, dass es um einen Mord geht. Direkt zu Beginn gibt es eine Auflistung und kurze Beschreibung der einzelnen Charaktere im Buch als Übersicht, was ich sehr gut als Orientierung finde. Auch der Einstieg fällt einem als Leser leicht, man ist direkt in der Geschichte drin, als Linn die Leiche findet. Das Buch ist aus ihrer Sicht geschrieben. Man erfährt so viel über ihre Gefühlslage und Eindrücke, jedoch bleibt auch alles sehr subjektiv. Vielleicht hätte mir ein außenstehender Erzähler hier besser gefallen.
Linn ist einem sympathisch, sie ist oft tollpatschig und unbedarft, hilft aber auch, wo sie kann und ist bemüht, den wahren Mörder Sydneys zu finden. Oft hat mich aber auch ihre Art in Bezug auf Männer genervt. Sie ist Single und gerade frisch getrennt, deshalb setzt anscheinend ihr Verstand komplett aus, sobald sie ein männliches Wesen sieht, das ihr zusagt. Das war mir oft zu viel des Guten.
Das Setting und die Kleinstadt an sich werden gut beschrieben, auch über die Charaktere erfährt man Einiges. Aber z.B. ihre Mitbewohner waren mir zu gewollt unterschiedlich und deshalb wirkten sie oft unglaubwürdig und überzogen. Zudem gibt es aufgrund von Sydneys Unbeliebtheit mehr als viele Verdächtige, für mich ein paar zu viel, da sich für fast jeden ein Motiv und einige Indizien finden lassen.
Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen, für mich mutete es zu unrealistisch an.
Positiv allerdings sind die Rezepte auf den letzten Seiten, die man Nachbacken kann, sehr passend zum Thema der Bäckerei.

Alles in allem ein Cosy Crime, der sich gut weg lesen lässt, ich hätte mir allerdings mehr Tiefe der Figuren gewünscht und einige Dinge waren für mich unrealistisch und überzogen dargestellt. Da es jedoch noch mehr Teile der "Hansel & Pretzel" Reihe geben wird, wird auf Einiges vielleicht in den Folgebänden näher eingegangen. Fans von locker-leichtem Cosy Crime werden bei dem Krimi sicher auf ihre Kosten kommen.

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  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 02.09.2024

Eine Freundschaft zwischen zwei Außenseiterinnen

Alte Sorten
0

Sally steht kurz vor dem Abitur und will eigentlich nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die Regeln und Verbote ihrer Eltern und der Gesellschaft gehen ihr gegen den Strich, sie fühlt sich schnell bevormundet ...

Sally steht kurz vor dem Abitur und will eigentlich nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die Regeln und Verbote ihrer Eltern und der Gesellschaft gehen ihr gegen den Strich, sie fühlt sich schnell bevormundet und in die Ecke gedrängt, gerade wegen ihres Aussehens. Sie ist gerade in einer Klinik für Essstörungen als sie abhaut. Dem gegenüber steht Liss, 50 Jahre alt, die auf einem Hof mitten auf dem Land allein wohnt. Sie führt doch ein einfaches Leben und bewirtschaftet den Hof fast komplett allein. Wie Sally fühlt auch sie sich von Menschen genervt und bevormundet, sodass sie lieber allein bleibt und den Kontakt zu Menschen meidet. So unterschiedlich die Frauen auf den ersten Blick auch sind, finden sie doch zusammen, als Sally auf ihrer Flucht auf Liss trifft und diese sie auf unbestimmte Zeit bei sich aufnimmt. Sally hilft ihr dafür auf dem Hof. Die beiden Frauen merken, dass es doch nicht verkehrt ist, Beziehungen zu anderen zu haben, aber sie wissen auch, dass sie nicht ewig zusammen wohnen können, denn Sally wird bereits gesucht.

Ich hatte zuvor noch nichts von Ewald Arenz gelesen. Da das Buch sehr gelobt wurde, waren meine Erwartungen sehr hoch und konnten nur teilweise erfüllt werden.
Es ist ein stiller Roman, der keine besonderen Höhepunkte hat und mehr vor sich hin plätschert. Auch die Handlung ist vorhersehbar. Ich denke aber, dass genau das viele Leser mögen.
Vor allem haben mir die vielen Naturbeschreibungen gefallen und die Atmosphäre, die der Autor hier erzeugt. Man findet sich immer in der jeweiligen Situation wieder, da alles gut und genau beschrieben wird. Man erfährt einiges über das Landleben und die Arbeit dort, z.B. die Kartoffelernte, das Brot backen oder wie man Schnaps brennt. An manchen Stellen waren mir die Tätigkeiten aber auch etwas zu detailliert, da ansonsten der Roman eher keine Spannung aufgebaut wird und auch die Handlung eher träge ist. Die Hintergründe der beiden Frauen, warum sie so geworden sind und lieber allein bleiben, werden erst im letzten Drittel angerissen. Für meinen Geschmack hätte man das noch weiter ausführen können. Die beiden Figuren wirkten die meiste Zeit unnahbar und undurchsichtig.

"Alte Sorten" ist ein netter Roman, der sprachlich und handwerklich gut gearbeitet ist, aber inhaltlich noch Luft nach oben hat. Wer gerne Geschichten über das Landleben und die Natur liest, ist mit dem Buch sicher gut bedient.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Zwischen Märchen und Horror - sehr ungewöhnlich

Der Fluch des Hasen
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Bora Chung lässt in insgesamt zehn Kurzgeschichten die Grenzen von Realität und Wahnsinn verschwimmen. Die Geschichten sind alle völlig unterschiedlich und unterschiedlich lang. Sie haben aber alle gemeinsam, ...

Bora Chung lässt in insgesamt zehn Kurzgeschichten die Grenzen von Realität und Wahnsinn verschwimmen. Die Geschichten sind alle völlig unterschiedlich und unterschiedlich lang. Sie haben aber alle gemeinsam, mehr als grotesk, mystisch und extrem zu sein.
Man möchte gar nicht so viel von den einzelnen Geschichten erzählen, weil man die Geschichten selbst lesen muss, es ist nicht einfach, die Geschichten, geschweige denn das ganze Buch einem Genre einzuordnen. Es ist ganz anders als andere Kurzgeschichtenbücher, die man normalerweise liest.
Der Schreibstil ist angenehm und einfach zu lesen. Mich hat jedoch nicht jede Geschichte überzeugt und abgeholt, gerade die erste schreckt einen ab wegen ihrer Horror-Elemente. Auch die Reihenfolge hätte ich deswegen vielleicht geändert.

Nichtsdestotrotz hat Bora Chung ein außergewöhnliches Werk geschaffen, das man gelesen haben sollte, wenn man Geschichten mag, in denen Menschen in Extremsituationen gezeigt werden und die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmen.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Moralisches Gedankenkarussell

Die Rassistin
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Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, Mitte vierzig und zu Beginn der Geschichte gerade zur Behandlung in einer Kinderwunschpraxis. Sie erhält eine E-Mail, in der ein Rassismus-Vorwurf an ihrer Universität ...

Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, Mitte vierzig und zu Beginn der Geschichte gerade zur Behandlung in einer Kinderwunschpraxis. Sie erhält eine E-Mail, in der ein Rassismus-Vorwurf an ihrer Universität im Raum steht. Sie fühlt sich sofort, auch wenn die Mail an alle Professoren gerichtet ist, angesprochen und erinnert sich an einen Vorfall mit ausländischen Studenten, den sie vor einiger Zeit in einer ihrer Vorlesung hatte. Sofort beginnt sich ihr Gedankenkarussell zu drehen und sie findet sich schnell in einem persönlichen Dilemma wieder.

Aufgrund des Covers hätte ich eine andere Geschichte erwartet. Auch der Klappentext hörte sich sehr interessant an, mich konnte die Geschichte jedoch nicht völlig abholen.
Das Besondere an dem Buch ist der Erzählstil: es wird ein Monolog im Kopf der Protagonistin wieder gegeben, in dem sie sowohl ihre Sicht der Dinge erörtert als auch andere fiktive Beobachter zu Wort kommen lässt. Immer wieder sind auch Aussagen ihres Umfelds eingebaut, beispielsweise ihrer Lebensgefährtin, ihrer Kollegen oder der Studierenden.
Es wird eine Fülle an Themen wie Rassismus, Alltagsdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit behandelt, mir war es oft zu viel des Guten und hat mich verwirrt und überladen zurück gelassen. Die Handlung und auch die Gedanken der Protagonistin sind sprunghaft, oft erschien es mühsam, dem Ganzen zu folgen.
Aus der Geschichte trieft geradezu der schwarze Humor und die Ironie, dies wird sprachlich gekonnt umgesetzt und die tiefgründige Bedeutung ist immer gut herauszulesen.
Die Idee des Buches finde ich sehr gut, weil es etwas ganz Anderes als das ist, was man normalerweise im Romanbereich liest. Auch sprachlich kann ich dem Ganzen etwas abgewinnen, aber es ist auch nicht wirklich meins, weil es oft mühsam zu lesen war.

Trotz einiger Schwachstellen kann man das Buch gut lesen, man muss sich an den Schreibstil jedoch erst gewöhnen. Empfehlenswert ist es für alle, die mal etwas anderes lesen wollen mit viel schwarzem Humor und einem einzigartigen Schreibstil.

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Veröffentlicht am 13.12.2024

Kommt leider nicht an die anderen Bücher von Glattauer heran

Die Wunderübung
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Joana und Valentin sind seit über 18 Jahren verheiratet und am Tiefpunkt angelangt. Sie gehen zu einem Paartherapeuten um ihre Ehe zu retten. Doch auch er verzweifelt an den den beiden, die immer wieder ...

Joana und Valentin sind seit über 18 Jahren verheiratet und am Tiefpunkt angelangt. Sie gehen zu einem Paartherapeuten um ihre Ehe zu retten. Doch auch er verzweifelt an den den beiden, die immer wieder aneinander geraten. Joana lässt Valentin nicht zu Wort kommen, Valentin hingegen ist gefühlskalt und sieht keinen Grund für Veränderung. Aber sie scheinen nicht die Einzigen mit Problemen zu sein - auch der Therapeut steckt in Schwierigkeiten und mitten in der Sitzung kommt es zum Höhepunkt. Bis schließlich alle anfangen zu reden.

Ich hatte bereits einige Bücher von Daniel Glattauer gelesen und war fast jedes Mal begeistert. Aufgrund der Kürze und der als Theaterstück angelegten Textform habe ich auch begeistert zu "Die Wunderübung" gegriffen. Leider kann das Buch aber nicht mit den anderen Büchern Daniel Glattauers mithalten.
Die Idee eines Theaterstücks, das von einem zerstrittenen Paar in einer Sitzung beim Paartherapeuten handelt, fand ich eine tolle Ausgangslage. Mir hat jedoch der Humor gefehlt. Sprachlich ist das Buch typisch Glattauer und pointiert und beobachtet sehr genau die Menschen in seinen Geschichten. Es liest sich leicht und lässt sich auch an einem Nachmittag beenden.
Die Handlung war leider oft vorhersehbar und auch das Ende konnte mich nicht mehr versöhnlicher stimmen.

Für mich leider die schwächste Geschichte des Autors. Schade!

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