Roman | Geheimnisvoll, düster, wendungsreich – das literarische Spannungs-Highlight der Bestsellerautorin
Birgit Schmitz (Übersetzer)
Die blaue Stunde - wem kannst du noch trauen?
Geheimnisvoll, düster, wendungsreich – ein literarisches Spannungs-Highlight
Die geheimnisumwitterte Künstlerin Vanessa Chapman ist schon lange tot, doch ihre Werke sind berühmter denn je und werden in den renommiertesten Häusern ausgestellt. Als eines Tages ein menschlicher Knochen in einer der Skulpturen Chapmans entdeckt wird, ist die Aufregung groß: Woher stammt der Knochen und wie konnte er Teil eines gefeierten Kunstwerks werden?
James Becker, der Kurator des Museums, begibt sich auf Spurensuche und reist dafür auf die abgeschiedene Gezeiteninsel Eris Island, die nur eine einzige Bewohnerin hat und weit mehr als nur
eine
dunkle Wahrheit verbirgt.
»Mit großem Abstand die beste Paula Hawkins, die ich je gelesen habe.« LEE CHILD
»Die blaue Stunde hat mich mitgerissen wie eine Flut, die so unbarmherzig und so unwiderstehlich ist wie die um Eris Island.« VAL MCDERMID
"Die blaue Stunde" von Paula Hawkins ist ihr neuester Roman, ein Thriller, auf den ich mich sehr gefreut habe. Dementsprechend waren hier auch die Erwartungen sehr hoch. Ich wurde nicht enttäuscht, es ...
"Die blaue Stunde" von Paula Hawkins ist ihr neuester Roman, ein Thriller, auf den ich mich sehr gefreut habe. Dementsprechend waren hier auch die Erwartungen sehr hoch. Ich wurde nicht enttäuscht, es war für mich nur nicht das Highlight, mit dem ich gerechnet habe.
James Becker ist Kurator einer privaten Stiftung, der jetzt auch das Erbe der Künstlerin Vanessa Chapman zufällt, sie hat es der Stiftung vererbt. Becker ist aber auch seit vielen Jahren Bewunderer und Kenner der Künstlerin und deshalb besonders engagiert.
Er reist auf die kleine Privatinsel, auf der Grace, eine Freundin und Mitbewohnerin der Künstlerin noch lebt, um das Erbe zu sichten und für die Stiftung zu bergen.
Allerdings ist hier bei weitem nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint und auch der zweite scheint da zu trügen. Nach und nach schält sich die wahre Geschichte heraus, die von Vanessa, die von Grace und auch die von Becker selbst.
Erzählt wir aus mehreren Perspektiven und Zeitebenen, auch Vanessa selbst kommt in Briefen und Tagebüchern zu Wort. Allerdings wird es nie verwirrend, es liest sich sehr gut und flüssig.
Mir hat gefallen, dass es hier nicht nur um gut und böse geht, sondern wirklich die Abstufungen der menschlichen Schwächen und Stärken. Hauptfiguren werden nebensächlich und umgekehrt.
Das Buch ist spannend, es hat aber auch seine Längen, man muss sich beim Lesen darauf einlassen können. Leider habe ich viel zu früh erahnt, worauf alles hinausläuft.
Vermeintlich die Geschichte einer längst verstorbenen Malerin, in der in einer ihrer Skulpturen ein menschlicher Knochen gefunden wird. Das womöglich skandalträchtige Ereignis löst in Folge verheerende ...
Vermeintlich die Geschichte einer längst verstorbenen Malerin, in der in einer ihrer Skulpturen ein menschlicher Knochen gefunden wird. Das womöglich skandalträchtige Ereignis löst in Folge verheerende Folgeereignisse aus. Für James Becker geradezu fatal. In einem ruhigen Erzählstil, vielen Retrospektiven und wechselnden Sichtweisen wird aber letztlich die Geschichte von Grace erzählt, die über lange Jahre das Leben der Künstlerin begleitete. Auch wenn in vielen Passagen aus den Tagebüchern und Notizen über das Leben der ego- und exzentrischen Person Vanessa Chapman und ihre Sichtweise auf ihr Leben berichtet wird, geht es doch im Kern um die Lebenserfahrungen von Grace und was die aus ihr machten. Eigentlich ein literarisches Buch, weniger Spannungsliteratur. Atmosphärisch dicht erzählt.
Hand aufs Herz: „Girl on the Train“ war Paula Hawkins‘ bestes Buch. Es war ihr erstes, weshalb alle folgenden sich immer an diesem famosen Werk messen lassen müssen – und enttäuschen. Das ist fast schon ...
Hand aufs Herz: „Girl on the Train“ war Paula Hawkins‘ bestes Buch. Es war ihr erstes, weshalb alle folgenden sich immer an diesem famosen Werk messen lassen müssen – und enttäuschen. Das ist fast schon tragisch für Hawkins, denn ihre Bücher sind gut. Nur nicht so gut wie ihr Erstling.
Was fehlt der „Blauen Stunde“? Gar nichts, das Buch hat zu viel: zu viel Kunstgeschwätz, zu viel freie Zeit auf einer einsamen Insel, zu viel Landschaft und Wetter und zu viel unverbundene Geheimnisse.
Was hat das Buch? Ein gelungenes handelndes Personal: James Becker, die Kunstsachverständige eben der Stiftung, die alle Kunstwerke der verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman geerbt hat, dieser Becker ist sympathisch und vielschichtig. Er ist der „Ermittler“ innerhalb der Geschichte und deckt die Zusammenhänge auch für die Leser auf. Dann sind in der Stifutng Sebastian, sein Biest von Mutter und Helena, seine Ex-Verlobte, die heute mit Becker verheiratet ist. Eine Ménage à quatre, die es in sich hat und scheinbar gar nichts mit Vanessa Chapman zu tun hat. Und schließlich Grace auf Vanessa Insel. Ihre Pflegerin, Ärztin, Vertraute, Freundin, Nicht-Freundin und … nicht ihre Erbin. Mit Grace betritt die interessanteste Figur des Romans die Bühne, in der sich alles bündelt. Sie ist der Autorin so gut gelungen, dass sie mir zu unsympathisch wurde, um ihre folgen zu wollen. Im Laufe des Romans bekommt die Insel noch eine eigene Rolle zugewiesen als ein Ort, an dem sich Schicksale kreuzen und Wind und Wogen Einfluss auf das Geschick der Personen nimmt.
Im Roman hat Chapman unterschiedliche Zeitebenen miteinander verbunden und sie zu einem mehrfach verschlungenen Pfad durch die Handlung komponiert. Das ist auf der einen Seite eine bequeme Erzählpraxis, weil auf diese Weise in ganz vielen Erzählmomenten innegehalten und Spannung aufgebaut werden kann. Es funktioniert aber nur, wenn es auch gut gemacht ist, und hierin liegt die grö0te Schwäche des Romans: Die Tagebucheinträge und Briefe Vanessas, die als Intarsien in den Text gepflegt wurden, sind zum Teil gähnend langweilig. Zu viel muss zunächst über den Kunstbetrieb, über Kunstrichtungen, über längst Vergangenes nachgetragen werden, damit man als Leser ausreichend im Bild ist, um das Künstlersetting zu verstehen, dass es mir deutlich zu viel wurde. Mein Interesse an Gemälden oder Skulpturen aus Strandgut ist in den vielen Absätzen des Romans keineswegs gewachsen. Zwar sind elementare Informationen in diesen Texten verborgen, aber echten Leseflow konnte ich hier nicht erleben.
Was hat mir am besten gefallen? Der Anfang: Ein menschlicher Knochen, eine Rippe, wird in einem von Vanessas Kunstwerken entdeckt. Ist das der sterbliche Überrest ihres verschollenen Gatten? Spannend und ein wirklich cooler Einstieg ins Geschehen. Umso mehr hat es mich genervt, dass dieser Knochen, den uns die Autorin zu Anfang hingeworfen hat, bis fast zum Schluss gar keine Rolle mehr spielt. War vielleicht Absicht, um die Leseerwartung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Immerhin gelingt es Hawkins, alle Stränge zum Ende hin wieder in die Hand zu bekommen und zu einem sehr vorhersehbaren Ende zusammenzudrehen, das die Lektüre mit einem positiven Fazit beendet. Hier spielt dann der Knochen doch noch eine Rolle, nämlich die der unerwarteten Auflösung.
Alles in allem also ein recht gelungenes Werk, das trotz seiner Längen durch die Figuren und das Plotarrangement überzeugt.
Das Vermächtnis der Künstlerin Vanessa Chapman sorgt für Überraschungen und viel Ärger. Selbst jetzt so viele Jahre nach ihrem Tod noch. Diese erfolgreiche Frau, die auf Gezeiteninsel Eris Island ein sehr ...
Das Vermächtnis der Künstlerin Vanessa Chapman sorgt für Überraschungen und viel Ärger. Selbst jetzt so viele Jahre nach ihrem Tod noch. Diese erfolgreiche Frau, die auf Gezeiteninsel Eris Island ein sehr zurückgezogenes Leben führte, hat sich hier in der Abgeschiedenheit als Künstlerin ausprobiert. Nicht nur Malerei, auch Töpferkunst und Skulpturen sind auf der Insel entstanden. Ihr Division II-Kunstwerk sorgt aktuell für Unruhe, denn in ihm hat sie eine menschliche Rippe mitverarbeitet. Die Stiftung, der Vanessa ihr Kunstschaffen vererbt hat, ist in heller Aufregung wegen eines möglichen Skandals…
Mit dem Einstieg in die Geschichte habe ich mich etwas schwergetan. Zwar versucht die Autorin mit Tagebucheinträgen und Rückblicken Abwechslung in die Handlung zu bringen, jedoch den roten Faden und damit das Eintauchen in die Geschichte von Vanessa und Grace habe ich erst nach einem Drittel des Buchs geschafft. Stück für Stück wird Grace, die Vanessa bis zu ihrem qualvollen Krebstod hingebungsvoll gepflegt hat, immer mehr zur Hauptfigur. Einmal der Tatsache geschuldet, dass sie laut Testament nun die Besitzerin des Anwesens auf der Insel ist und zum anderen, weil in den Rückblenden immer mehr aus ihrem Leben und ihrem Tun verraten wird. Das zu erfahren war für mich mit sehr vielen Überraschungen verbunden und hat meinen Blick auf Grace verändert. Doch verurteilen konnte ich sie nicht. Denn Vanessa, der glamouröse Stern hat es mit ihren Mitmenschen manchmal arg getrieben, besser gesagt hintertrieben.
Genau wie Grace hat auch James Becker, Kurator der Stiftung die die Kunstwerke geerbt hat, diese Künstlerin seit seiner Jugend verehrt. Darum kann er auch verstehen, dass Grace, selbst jetzt so viele Jahre nach Vanessas Tod, sich noch immer sperrt die noch auf der Insel gelagerten Werke und Notizen an die Stiftung zu übergeben. Er besucht Grace auf der Insel, geht dort auf Spurensuche nach weiteren Werken und Hintergründen für die Kunstwerke, ohne zu merken in welche Gefahr er sich damit begibt.
Insgesamt kann ich wegen des schwierigen Einstiegs jedoch nur 3,5 Lese-Sterne geben, denn dadurch kam bei mir erst sehr spät Spannung auf.
Ein klassischer Krimi ist das nicht, aber ein spannendes Drama aus dem Kunstmilieu, eine Charakterstudie von Menschen aus dem Umfeld der berühmten, vor einiger Zeit an Krebs verstorbenen, Malerin und Bildhauerin ...
Ein klassischer Krimi ist das nicht, aber ein spannendes Drama aus dem Kunstmilieu, eine Charakterstudie von Menschen aus dem Umfeld der berühmten, vor einiger Zeit an Krebs verstorbenen, Malerin und Bildhauerin Vanessa Chapman. Als in einer ihrer Installationen ein menschlicher Knochen entdeckt wird, werden alte Gerüchte wieder laut, nämlich: Wo ist Vanessas Exmann, der irgendwann spurlos verschwunden ist?
Der Kurator James Becker fährt nach Eris Island, dem langjährgen, letzten Domizil von Vanessa. Dort trifft er auf die Ärztin Grace, Vanessas Freundin und Lebensgefährtin, die viel über Vanessa weiß und sich immer noch an Vanessas Erbe klammert, obwohl diese es der Galerie überschrieben hat, für die James arbeitet. James ist der Chapman-Experte schlechthin, ein sozialer Aufsteiger, der mit Helena verheiratet ist, der adligen Exfreundin des Galeristen Sebastian.
Der Roman bewegt sich also innerhalb eines komplexen Beziehungsgeflechts, in dem immer wieder dunkle Geheimnisse zum Vorschein kommen. James begibt sich auf eine spannende Spurensuche, bei der ihm Briefe und Tagebücher aus Vanessas Nachlass helfen, die Grace ihm ausgehändigt hat.
Gegen Ende ahnt man schon die Auflösung, der inzwischen auch James gefährlich nahegekommen ist.
Die Einblicke in die Welt der Kunst sind sehr Interessant und die Geschichte ist sehr stimmungsvoll und gegen Ende auch ziemlich spannend geschrieben. Ich will nichts weiter verraten, aber das Ende hat mir persönlich gar nicht gepasst. Kein wirklicher Krimi, aber doch eine spannende, dramatische Geschichte!