Cover-Bild Wünschen
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER E-Books
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 24.04.2024
  • ISBN: 9783104919546
Chukwuebuka Ibeh

Wünschen

Roman
Cornelius Reiber (Übersetzer)

Für den jungen Obiefuna, der im Nigeria der 2010er-Jahre aufwächst, sind Liebe und Verlangen untrennbar mit Schuld und Ablehnung verwoben. Als sein Vater Zeuge eines intimen Moments zwischen ihm und einem anderen Jungen wird, verbannt er den Sohn in ein christliches Internat, das von strenger Hierarchie und Gewalt geprägt ist. Allem Vertrauten entfremdet, begibt sich Obiefuna auf die Suche nach Verbundenheit. Seine Mutter Uzoamaka ringt indessen darum, ihn, den wichtigsten Menschen in ihrem Leben, nicht zu verlieren.
Chukwuebuka Ibeh, der Shootingstar der nigerianischen Literatur, lässt mit »Wünschen« ein aufwühlendes und feinsinniges Porträt unserer Gegenwart entstehen – eine vielschichtige Geschichte über Liebe, Einsamkeit und die Frage, ob ein freies Leben möglich ist, wenn Politik tief in unser Herz und Bewusstsein gedrungen ist.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2024

"Ich habe mein ganzes Leben lang in einem Gefängnis gelebt..."

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"Wünschen" von Chukwuebuka Ibeh ist ein sehr beeindruckendes und bewegendes Romandebüt. Erzählt wird die Geschichte von Obiefuna, der in den 2000er-/2010er Jahren in Nigeria aufwächst. Er ist kein "typischer" ...

"Wünschen" von Chukwuebuka Ibeh ist ein sehr beeindruckendes und bewegendes Romandebüt. Erzählt wird die Geschichte von Obiefuna, der in den 2000er-/2010er Jahren in Nigeria aufwächst. Er ist kein "typischer" Junge, ist klug, schüchtern und tanzbegeistert. Als sein Vater in einer intimen Situation mit einem anderen Jungen, Aboy, erwischt, schickt er ihn auf ein strenges christliches Internat. Fern von seiner Mutter, die es sehr vermisst, gewöhnt er sich dennoch an die strengen Regeln und Hierarchien des Internatslebens, aber es ist auch ein Überlebenskampf.
Nach seinen Abschlussprüfungen beginnt Obiefuna ein Studium und verliebt sich. Mit Miebi und dessen lieberalem Freundeskreis fühlt er sich sehr wohl und glücklich. Doch die glückliche Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt - mit den politischen Entwicklungen im erzkonservativen Nigeria und dem 2014 verabschiedeten Gesetz über die Strafbarkeit gleichgeschlechtlicher Beziehungen ist sein Wunsch nach Liebe und einem selbstbestimmten Leben in Gefahr.
Das Buch zeigt auf sehr eindrücklich Weise, was es bedeutet, schwul in Nigeria aufzuwachsen und zu leben.
Mir hat der Schreibstil und die Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn das Ende dann etwas zu abrupt kam für meinen Geschmack. Dennoch vergebe ich aufgrund der Wichtigkeit des Themas und der Emotionalität des Buchs mit guten Gewissen 5 Sterne.

"Wie lächerlich, wie gefühllos und absurd diese Erwartungen an ein Kind waren. Er war erst acht und wusste nicht, was »angemessenes« Verhalten bedeutete. Doch als sie das Licht in seinem Zimmer ausmachte, nachdem es ihr gelungen war, seine Tränen zu trocknen, und er eingeschlafen war, wünschte sie sich, dass er nur ein ganz kleines bisschen gewöhnlicher wäre."

"Wir können nicht alle in denselben Dingen gut sein. Das Leben besteht aus Vielfalt. Es ist ein Grundprinzip", setzte Uzoamaka nach.

"Es ist eine Sache, ein Kind zu lieben, aber eine ganz andere ist es, ob sich dieses Kind auch geliebt fühlt. Unser Sohn ist noch jung. Er wird in seinem Leben noch vielen Widerständen begegnen. Ein Zuhause ist der letzte Ort, an dem sich ein Kind nur bedingt geliebt fühlen sollte."

"Ich muss oft daran denken, wie viel Liebe verloren geht, während schwule Kinder groß werden. Man beraubt uns der Möglichkeit, die Unschuld jugendlicher Verliebtheit zu erleben, weil man die ganze Zeit Angst hat und mit dem Stress beschäftigt ist, die Fassade aufrechtzuerhalten."

"Wie konnte er Miebi begreiflich machen, dass es schwierig war, die Nachrichten zu ignorieren, wenn der Hass wie ein riesiger, unverrückbarer Felsen direkt vor einem lag?"

"Wie kann man etwas Schönes beginnen, wenn man schon vorher um seine Endlichkeit weiß? Man gab sich der Liebe hin und wusste, dass man keine Chance haben würde..."

"Ich habe das alles nur zu deinem Besten getan ", sagte Anozie. "Es ist nicht normal, so zu leben. Es gibt mittlerweile sogar ein Gesetz dagegen. Du kannst ins Gefängnis kommen, wenn du so was tust." - "Ich habe mein ganzes Leben lang in einem Gefängnis gelebt, Papa."

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Coming of Age und Coming Out

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In seinem Coming of Age-Roman "Wünschen" schildert der nigerianische Autor Chukwuebuka Ibeh die Entwicklung eines jungen Mannes aus einer Igbo-Familie in Port Harcourt, der mit dem Erkennen seiner Homosexualität ...

In seinem Coming of Age-Roman "Wünschen" schildert der nigerianische Autor Chukwuebuka Ibeh die Entwicklung eines jungen Mannes aus einer Igbo-Familie in Port Harcourt, der mit dem Erkennen seiner Homosexualität auch ein Leben voller Angst, Repression und Versteckspielens erlebt. Dass Obiefuna ganz anders als sein jüngerer, aber dominanter Bruder ist, ist allen in der Familie früh klar. Obiefuna ist beim Fußballspielen ein Versager, aber ein guter Tänzer. Doch je älter er wird, desto mehr stört sich sein Vater daran, wenn Obiefuna Tanzschritte probt. Was für ein Kind noch in Ordnung war, schickt sich für einen jungen Mann nicht mehr.

Homosexualität ist in Nigeria, ähnlich wie in den meisten Staaten Afrikas, illegal. Eine Aufklärung über sexuelle Identitäten etwa in der Schule gibt es nicht. Auch Obiefuna kann anfangs seine Gefühle noch nicht benennen, doch zum Lehrling seines Vaters, eines Händlers, fühlt er sich hingezogen. Es passiert eigentlich gar nichts zwischen den beiden Jungen - doch die Blicke zwischen ihnen reichen dem Vater, um seine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen.

Obiefuna wird Hals über Kopf in ein strenges christliches Internat verfrachtet. Mobbing durch ältere Schüler ist an der Tagesordnung, ein System, das auf Erniedrigung und Schikanen basiert. Obiefuna erlebt Einsamkeit, aber auch enge Freundschaften in der reinen Jungenschule. Und, vermutlich nicht überraschend - er macht sexuelle Erfahrungen mit anderen Jungen. Dabei ist ihm aber auch klar - er darf sich nicht erwischen lassen. Zwar ist ein Mitschüler offen schwul, doch Obiefuna öffnet sich auch ihm gegenüber nicht, sieht er doch, wie der Junge Verachtung und Ausgrenzung erfährt.

Wie leben? Die Frage wird Obiefuna auch nach der Schule beschäftigen, zwischen Anpassung und der Sehnsucht nach queerem Leben. In der Beziehung mit einem älteren Mann scheint Obiefuna, mittlerweile Medizinstudent, am Ziel seiner Sehnsüchte angekommen zu sein. Doch neue verschärfte Gesetze und eine von der Regierung gesteuerte Schwulenjagd, die Erfahrung von Erpressungen und Misshandlungen im Bekanntenkreis zeigen ihm auch die Risiken auf, wenn er es wagt, anders zu lieben als die Bevölkerungsmehrheit.

"Wünschen" ist kein Buch mit happy end, vieles bleibt letztlich offen. Der Autor zeigt nachdrücklich, wie schwer es queere Menschen in afrikanischen Ländern haben, ohne Obiefunas mitunter opportunistisches Verhalten zu verurteilen. Zugleich werden die religiösen und ethnischen Spannungen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas gestreift. "Wünschen" ist ein sensibler Coming of Age-Roman mit einer Portion Gesellschaftskritik.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Chukwuebuka Ibeh liefert ein tiefgründiges Porträt über den gesellschaftlichen Umgang mit queeren Menschen in Nigeria.

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"Wie lächerlich, wie gefühllos und absurd diese Erwartungen an ein Kind waren. Er war erst acht und wusste nicht, was »angemessenes« Verhalten bedeutete. Doch als sie das Licht in seinem Zimmer ausmachte, ...

"Wie lächerlich, wie gefühllos und absurd diese Erwartungen an ein Kind waren. Er war erst acht und wusste nicht, was »angemessenes« Verhalten bedeutete. Doch als sie das Licht in seinem Zimmer ausmachte, nachdem es ihr gelungen war, seine Tränen zu trocknen, und er eingeschlafen war, wünschte sie sich, dass er nur ein ganz kleines bisschen gewöhnlicher wäre." - Buchzitat (S. 22 - E-Book)

"Wünschen" von Chukwuebuka Ibeh ist ein aufwühlender und eindringlicher Roman, der die Geschichte des jungen Obiefuna erzählt, der im Nigeria der 2000er-Jahre mit seiner sexuellen Identität und gesellschaftlichen Zwängen kämpft. Chukwuebuka Ibeh, geboren 2000 in Port Harcourt, Nigeria, gilt als internationaler Shootingstar der nigerianischen Literatur. Er hat kreatives Schreiben bei renommierten Schriftsteller:innen wie Dave Eggers, Chimamanda Ngozi Adichie und Tash Aw studiert. Seine Werke wurden in angesehenen Publikationen wie "McSweeney’s" und "The New England Review of Books" veröffentlicht. "Wünschen" ist sein erster Roman, dessen Filmrechte bereits vor Erscheinen verkauft wurden. Ibeh studiert derzeit an der Washington University in St. Louis, Missouri.

Der Roman erzählt die Geschichte von Obiefuna. Als sein Vater einen intimen Moment zwischen ihm und einem anderen Jungen entdeckt, wird Obiefuna in einInternat verbannt, das von strenger Hierarchie und Gewalt beherrscht wird. Auf der Suche nach Verbundenheit entfremdet er sich von allem Vertrauten. Währenddessen kämpft seine Mutter Uzoamaka darum, ihren Sohn nicht zu verlieren. Vor dem Hintergrund drakonischer Gesetze gegen Homosexualität in Nigeria zeichnet Ibeh ein vielschichtiges Porträt über Liebe, Einsamkeit und die Suche nach einem freien Leben.

Von Anfang an hat mich das Buch gefesselt, obwohl es mir zunächst schwerfiel, in die Geschichte hineinzukommen und mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Besonders eindrucksvoll fand ich die Szenen im Internat, die die bedrückende Atmosphäre und die strenge Hierarchie realistisch und bewegend darstellen.

Das Cover des Buches, das ein Netz auf der Haut darstellt, konnte ich zwar nicht vollständig deuten, es hat mich aber trotzdem magisch angezogen und mich dazu animiert, das Buch zu lesen. Die Erzählweise bietet einen tiefen Einblick in das Leben von Obiefuna und seiner Familie. Immer wieder bekommt man auch einen Einblick in die Perspektive anderer Charaktere wie beispielsweise Obiefunas Mutter Uzoamaka, was der Geschichte zusätzlich Tiefe verleiht. Überhaupt war die Beziehung zwischen Obiefuna und seiner Mutter für mich der berührendste Aspekt des Buches, der die Zerrissenheit und die tiefe emotionale Bindung zwischen Mutter und Sohn darstellt. Die Sprache des Romans ist eindringlich und bringt die inneren Kämpfe und das Begehren der Protagonisten so gut rüber.

Ich wusste bisher wenig über Nigeria, und dieser Roman hat mir nicht nur die politische Lage nähergebracht, sondern auch das komplexe Geflecht aus Traditionen und religiösen Überzeugungen beleuchtet, die das Leben dort prägen. Besonders eindrucksvoll ist, wie der Roman die Brutalität der diskriminierenden nigerianischen Gesetze darstellt, die Homosexualität kriminalisieren und mit harten Strafen bis hin zur Todesstrafe bedrohen. Die Geschichte beleuchtet die Auswirkungen dieser Gesetze auf das Individuum und die Gesellschaft und zeigt die Gewalt und Verfolgung, denen queere Menschen ausgesetzt sind.

"Wünschen" ist ein beeindruckendes Debüt, das durch seine emotionale Tiefe und seinem gesellschaftskritischen Ansatz berührt. Der erste Teil hat mich mehr überzeugt und das Ende war mir persönlich zu abrupt. Dennoch hat mich das Buch durch seine Vielschichtigkeit und die eindringliche Erzählweise überzeugt. Chukwuebuka Ibeh ist ein vielversprechender Autor, von dem wir hoffentlich noch viel hören werden. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

»Ich habe das alles nur zu deinem Besten getan«, sagte Anozie. »Es ist nicht normal, so zu leben. Es gibt mittlerweile sogar ein Gesetz dagegen. Du kannst ins Gefängnis kommen, wenn du so was tust.« »Ich habe mein ganzes Leben lang in einem Gefängnis gelebt, Papa.« »Aber was würden die Leute sagen, Obiefuna?« - Buchzitat S. 314 (E-Book)

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Berührendes Debut

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Obiefuna lebt Anfang der 2000er Jahre als Jugendlicher zusammen mit seinen Eltern, seinem Bruder Ekene und Aboy, dem Lehrling des Vaters, Im Süden Nigerias. Er merkt früh, dass er anders ist als die meisten ...


Obiefuna lebt Anfang der 2000er Jahre als Jugendlicher zusammen mit seinen Eltern, seinem Bruder Ekene und Aboy, dem Lehrling des Vaters, Im Süden Nigerias. Er merkt früh, dass er anders ist als die meisten Jungs seiner Umgebung. Er tanzt besser als er Fußball spielt, und er fühlt sich sehr zu Aboy hingezogen. Als sein Vater ihn eines Tages in einer intimen Situation mit Aboy erwischt, schickt er ihn fort auf ein christliches Internat.
Obiefunas Ängste, seine Verzweiflung und seine Einsamkeit sind eindrücklich beschrieben. Er schwankt zwischen Scham und Sehnsucht, und die Unmöglichkeit, sich jemandem anzuvertrauen, lastet schwer auf ihm.
Im Gegensatz zu seinen Mitschülern, die erste Verliebtheiten in die Mädchen der Nachbarschule unbekümmert genießen können, ist Obiefuna gezwungen, ein Doppelleben zu führen.
In Nigeria ist Homosexualität strafbar, wobei die Gesetze 2013 noch einmal gravierend verschärft wurden. Deren Auswirkungen auf queere Personen werden in diesem Buch deutlich.
Chukwuebuka Ibehs Schreibstil ist eindringlich und flüssig, und es gelingt ihm, Obiefunas Gefühls- und Gedankenwelt lebendig und einfühlsam zu schildern.
Ein sehr vielversprechender Debüt, und ich bin gespannt auf weitere Werke!

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