Leider nicht so ganz mein Fall
Martha lebt eigentlich nur für ihr Kino. Als Besitzerin eines kleinen, feinen Programmkinos verfolgt sie ein ganz anderes Konzept als die großen Multiplex-Anlagen und der Erfolg scheint ihr recht zu geben, ...
Martha lebt eigentlich nur für ihr Kino. Als Besitzerin eines kleinen, feinen Programmkinos verfolgt sie ein ganz anderes Konzept als die großen Multiplex-Anlagen und der Erfolg scheint ihr recht zu geben, ihr Kino ist zwar selten überfüllt, aber die meisten Vorstellungen doch ganz gut besucht.
In ihrem Privatleben sieht es allerdings anders aus. Seit der Trennung von ihrem damaligen Freund, der sie betrogen hat und einer Fehlgeburt hat Martha der Liebe abgeschworen. Romantik kann ihr gestohlen bleiben! Die große Liebe gibt es doch ohnehin nicht!
Außer ihrer Freundin und Mitarbeiterin Susanna gibt es eigentlich niemand in Marthas Leben. Als Susanna ihr dann eines Tages mitteilt, dass sie wegzieht und daher kündigt, ist das natürlich ein ziemlicher Schlag für Martha. Aus einem spontanen Impuls heraus hängt sie ein Stellengesuch in dem Imbiss aus, in dem sie gerade sitzen. Kurz danach überlegt sie es sich wieder anders und reißt den Zettel ab, doch da hat Erik ihn schon gesehen und bewirbt. Der Filmstudent steht kurz vor dem Abschluss der Dreharbeiten seines ersten richtigen Films und die Arbeit in einem Kino hält er übergangsweise für genau passend.
Doch kann das mit ihm und Martha funktionieren? Die beiden sind so unterschiedlich, wie zwei Menschen nur sein können. Martha, die sich einigelt und eine schrecklich pessimistische Sicht auf das Leben entwickelt hat und Erik, der ein unverbesserlicher Optimist ist und immer das Gute im Menschen sieht. Anscheinend entdeckt er auch etwas in Martha, denn er gibt sich große Mühe, ihre Haltung zum Leben allgemein und zu ihm im Besonderen zu ändern. Doch wird ihm das gelingen?
Das Setting dieser Geschichte ist wirklich schön. So ein kleines gemütliches Kino, in dem man ausgewählte Filme jenseits der üblichen Blockbuster sehen kann, fehlt mir an meinem jetzigen Wohnort! Wenn es um das Kino geht, wurde mir auch Martha sympathisch, hier steckt ihr Herzblut drin und das merkt man. Ansonsten könnte man nämlich fast den Eindruck haben, Martha habe gar kein Herz – zumindest gibt sie selbst sich große Mühe, sich und ihrer Umwelt ebendies einzureden. Wenn man kein Herz hat, kann es einem auch nicht mehr gebrochen werden, so scheint ihre Devise. Dass sie damit mehr als einmal Menschen vor den Kopf stößt und sich vor allem selbst am meisten im Weg steht, ein neues Glück zu finden, das kann oder will sie nicht sehen. Was Erik in ihr sieht, konnte ich nicht so recht nachvollziehen.
Ich muss Buchfiguren nicht mögen, damit mir ein Roman gefällt. Aber sie müssen glaubwürdig und nachvollziehbar sein und da hatte ich mit Martha so meine Probleme, denn während ich meiner oben geschilderten Analyse ihrer Figur noch halbwegs folgen konnte, verhält sie sich im Verlauf der Geschichte öfter ziemlich sprunghaft und für mich unpassend zu der Art, wie sie sonst geschildert wird. Andererseits ist ja auch das wieder menschlich, denn wer ist schon immer in einer Art und Weise geradlinig und gleich? Dennoch blieb mir Martha so relativ unverständlich und fremd und ich konnte daher die Emotionen des Buches einfach nicht mitfühlen.
Letztendlich daher leider nicht so ganz mein Buch, was ich sehr schade finde, denn die Grundidee hatte mich neugierig gemacht und das Setting ist einfach wunderhübsch.