Das Leben in allen Geschmacksrichtungen
Alles, was du dir von dieser Geschichte erwartest, kannst du gleich wieder über Bord werfen. Es ist nämlich ganz anders und das hat für mich auch immer einen besonderen Reiz. Sweetbitter wird aus der Ich-Perspektive ...
Alles, was du dir von dieser Geschichte erwartest, kannst du gleich wieder über Bord werfen. Es ist nämlich ganz anders und das hat für mich auch immer einen besonderen Reiz. Sweetbitter wird aus der Ich-Perspektive von Tess erzählt, wobei ihr Name erst in der zweiten Hälfte des Buches vermehrt auftritt. Davor war sie einfach nur "Ich". Das Bild von ihr konnte so irgendwie nie richtig vervollständigt werden.
Die Figuren an sich blieben alle sehr oberflächlich und blass, teilweise auch sehr unsympathisch. Das ist sehr frustrierend mit der Zeit. Im Restaurant sind auch ziemlich viele Menschen und sich alle zu merken war gar nicht so einfach. Das Restaurant ist der Hauptschauplatz. Ganz selten wird die Handlung an einen anderen Ort verlegt und alles hat mit dem Restaurant zu tun.
Danler hat selbst einige Jahre als Kellnerin gearbeitet und ihre Erfahrungen hier verarbeitet. Sie macht scharfe Beobachtungen und beschreibt das ganze Treiben im Restaurant aus der Sicht des Personals. Es ist sehr wirr manchmal und einseitig, aber doch auch interessant. Viel dreht sich um Alkohol, Drogen, Sex, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine Rolle. Es ist eine Geschichte über das Sich-selbst-finden, übers Erwachsenwerden und auf eigenen Beinen stehen, über Liebe, Anerkennung und Obsessionen. Die Handlung ist Geschmackssache. Es gibt nicht so wirklich eine und doch kommt eine Faszination für das Erzählte auf.
Danlers Schreibstil ist irgendwie speziell. Sie schreibt in kurzen Sätzen, nicht immer spannend, aber doch sehr angenehm zu lesen. Sie hat einen besonderen Blick für das Treiben im Restaurant und das hat sich auf den Schreibstil übertragen. Das Essen, der Wein, die Gäste, die Kollegen und Kolleginnen, alles wird analysiert und auseinandergenommen.
Fazit
Eine Geschichte, die anders ist, als es der Klappentext vermuten lässt. Danler verarbeitet eigene Erfahrungen im Gastgewerbe und führt ihre Leser hinter die Bars und die vielen Türen eines Restaurants. Sie stellt scharfe Beobachtungen an und zeigt das Leben eines Kellners von allen Lebensseiten. Die Handlung ist nebensächlich, der Schreibstil dem Restaurant angepasst. Ein spezielles Lesevergnügen.