Wenn Vergangenes auf Gegenwärtiges trifft …
| © Janna von www.KeJas-BlogBuch.de |
Ich mochte gar nicht die letzten Sätze hören, die Geschichte hätte für mich gerne noch länger sein dürfen, einziges Manko ist jedoch die Genre-Wahl! Für mich ist ...
| © Janna von www.KeJas-BlogBuch.de |
Ich mochte gar nicht die letzten Sätze hören, die Geschichte hätte für mich gerne noch länger sein dürfen, einziges Manko ist jedoch die Genre-Wahl! Für mich ist diese Geschichte vielmehr ein Roman mit Krimi-Elementen als ein Thriller. Dies sollte Lesern/Hörern vorher klar sein, denn sonst könnte es eine kleine Enttäuschung geben.
Ich denke das ich mich für das Hörbuch anstatt das Buch entschieden habe, war die richtige Wahl. Denn ich kann die Kritik der Langatmigkeit absolut verstehen, dies traf für mich persönlich beim Hörbuch jedoch nicht zu! Götz Otto (Sprecher) fängt die Stimmung des Buches hervorragend ein und gibt die Geschichte so gelungen wieder, das ich einfach abtauchte.
Aaron Falk kehrt nach ca. 20 Jahren in seine Heimatstadt Kiawarra zurück, um an der Beerdigung seines damaligen besten Freundes Luke teil zunehmen. Vater, Mutter, Sohn – fast eine gesamte Familie wurde ermordet. Falk begegnet seiner Vergangenheit, seiner damaligen besten Freundin, sowie den Anwohnern die ihm nicht wohl gesonnen sind. Doch dies hält ihn nicht davon ab, gemeinsam mit dem Polizisten Raco, in Erfahrung zu bringen was wirklich im Farmhaus der Hadlers passierte.
Dies jedoch ist nicht der einzige Todesfall den Falk beschäftigt. Durch die Rückkehr in seine Vergangenheit, holt diese ihn ein. Gretchen und er sind die letzten Verbleibenden der früheren Clique und die damaligen Geschehnisse werden durch den Ort und die Menschen wieder präsent.
Ich bin regelrecht in die Geschichte abgetaucht und der ruhige Erzählstil passt hervorragend zur den beschriebenen Tragödien. Zu Beginn wird nun minimal ein Einblick gewährt. Durch bestimmte Aussagen und Sätze entstehen Fragen die beantwortet werden wollen.
Gegenwärtig versuchen Falk und der Ortspolizist Raco die Ereignisse zu rekonstruieren, im Mittelpunkt die immer wiederkehrende Frage: steht dieser (Selbst)mord in Zusammenhang mit einem Leichenfund von vor 20 Jahren? Immer wieder führt die Autorin dorthin zurück und skizziert dadurch ein Bild, welches mehr Fragen als Antworten entstehen lässt.
Der Wechsel weist im späteren Verlauf erschreckende Gemeinsamkeiten auf und immer wieder geriet ich in einen Kreislauf der Unwissenheit. Ich versuchte die Zusammenhänge zu finden, doch die Autorin Jane Harper ließ mich geschickt im Dunkeln tappen. Die Rückblicke lassen einen Verdacht entstehen, welcher am Ende der Geschichte weit entfernt von meinen Vermutungen war.
Je mehr ich in der Geschichte versank, umso deutlicher wurde das Bild der vergangenen Tragödie, ohne jedoch den Schleier der Unkenntnis vollständig verschwinden zu lassen.
Die Charaktere, Beziehungen und Atmosphäre transportiert die Autorin direkt ins Wohnzimmer und der Sprecher Götz Otto haucht gekonnt Leben ein.
Ein ruhiger Erzählstil, ein leiser Verlauf du genau dies gefiel mir besonders gut! Die Autorin versucht nicht durch Action oder schnellem Schlagabtausch eine (gezwungene) Spannung zu erzeugen. Diese entsteht nämlich fast von allein durch den ruhigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Hier sticht besonders die Szene zwischen Pub und Leichenfund hervor! Zunächst ist nicht klar ob sich um zwei gegenwärtigen Szenen handelt, womit die erste Neugierde gegeben ist. Auch der Aufbau dieser Szenerie lassen eine Spannung entstehen, welcher ich mich nicht entziehen konnte. Im weiteren verlauf nutzt die Autorin diesen gekonnten Aufbau nicht mehr so intensiv, was mich aber auch nicht störte.
Ich kann mir vorstellen das sich die Printausgabe stellenweise etwas langatmig lesen lässt, vor allem mit der Erwartung eines Thrillers. Ich würde dieses Buch eher als Roman mit Spannungselementen beschreiben, wobei ich persönlich an keiner Stelle das Gefühl von Langatmigkeit hatte. Es handelt sich um eine Skizzierung jedes einzelnen Puzzlestücks, welche mich durch die Sprecherstimmer hervorragend einfing.
Ein sehr starkes Debüt mit einer sprachlichen Bildgewalt, die mir das Städtchen Kiawarra und die sengende Hitze sehr gut vermitteln konnte. Ein ruhiger Schreibstil, welcher mit einem gelungenen Wechsel der Zeitebenen einher geht. Stückweise erhält man auf beiden Ebenen verschiedene Informationen, welche zum Ende hin mit einer erschreckenden Aufklärung überraschen. Ob diese Familientragödien miteinander verwoben sind, wird wirklich erst zum Ende deutlich und mich hätte es auch nicht gestört, wenn die Vergangenheit unbeantwortet geblieben wäre.