Spannende Geschichte im Krankenhausmillieu
Das Buch
Autor: A.R. Klier
Titel: Anfängerfehler
erschienen: 16.03.2017
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7412-8211-9
Das Cover zeigt passend zum Krankenhausumfeld ...
Das Buch
Autor: A.R. Klier
Titel: Anfängerfehler
erschienen: 16.03.2017
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7412-8211-9
Das Cover zeigt passend zum Krankenhausumfeld eine erhobene Hand mit einer Spritze. Steril sieht es aus, ist dieser Krimi aber keineswegs. Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel aufgeteilt, die das Lesen dieser Geschichte schnell voran kommen lassen.
Warum ausgerechnet dieses Buch?
Ich habe den 4. Teil dieser Reihe in einer Leserunde auf lovelybooks.de gelesen und wollte nun endlich heraus finden, wie alles begann. Zwar kann man die Krimis weitgehend auch einzeln lesen, aber um die Hintergründe und Zusammenhänge tatsächlich zu sehen, ist es sinnvoll von vorn zu beginnen – mit dem Anfängerfehler.
Handlung
Dr. Frederik Hendrikson, Assistenzarzt in der Neurochirurgie wird aus dem Hamburger UKE direkt nach einer OP entführt und für eine ganze Weile festgehalten. Durch einen glücklichen Umstand kann er sich selbst befreien. Um dem Schrecken dieser Entführung, deren Sinn sich ihm nicht erklärt, da sein Vater nicht erpresst wurde, zu entfliehen zieht er nach München um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Es dauert nicht lange, bis er auch hier von namenlosen Kriminellen verfolgt und bedroht wird. Seltsame Zufälle häufen sich und er beginnt mit seiner Freundin Caroline, einer angehenden Polizistin, zu der er eine Fernbeziehung pflegt, auf eigene Faust zu ermitteln, wer hinter der Entführung steckt und wer seinen Tod will.
Perspektiven / Dialoge
Die Geschichte wird klassisch in der 3. Person und in der Vergangenheit erzählt. Frederik hat bereits eine Vorgeschichte, die immer mal wieder anklingt, aber nicht weiter zur Sprache kommt, obwohl sie sein Leben oder doch zumindest das Verhältnis zu seinem Vater stark beeinflusst.
Der Leser erfährt vieles aus Frederiks Krankenhausalltag und wird passender Weise auch mit Fachbegriffen gefüttert. Die Dialoge im Krankenhaus klingen für mich als „nur mal Patient“ realistisch und machen die Geschichte lebendig und authentisch.
Figuren
Die zentrale Figur ist Frederik Hendrikson. Er wirkt authentisch und es gelingt der Autorin beim Leser Sympathie zu erzeugen. So habe ich mit ihm mitgezittert, als er entführt wurde und mitgerätselt, während er mit Caroline ermittelte. Schade finde ich, dass die klassische Beschreibung der Figuren generell eher nicht erfolgt. So weiß der Leser über Frederik lediglich, dass er groß und blond ist, aus Hamburg stammt und Neurochirurg werden wird. Dennoch ist es möglich, aufgrund von Reaktionen oder Bemerkungen anderer Charaktere, sich ein Bild über die Figur des Frederik zu machen.
Caroline hingegen bleibt eher unscheinbar, obwohl sie eine kluge Frau ist und für Frederik viel übrig hat. Auch sie ist eher ein Sympathieträger, wenngleich man sie sich nicht wirklich bildlich vorstellen kann. Frederiks Vater ist der typische Tyrann – jedenfalls kommt es mir so vor – und damit eine Figur, mit der man besser nichts zu tun haben möchte.
In München hat Frederik eine Mentorin – Sabine Wilhelm. Ich habe nicht verstanden, warum er ihr nicht vertraut. Für meine Begriffe wäre es schöner gewesen, entweder berechtigte Zweifel zu beschreiben und so dafür zu sorgen, dass der Leser ebenfalls in Zweifel gerät oder aber die Chance zu nutzen, Frederik in eine Konfliktsituation laufen zu lassen, indem sie sein Vertrauen ausnutzt oder missbraucht.
Schreibstil
Der Schreibstil von A.R. Klier ist flüssig und manchmal hat man das Gefühl, man rast durch die Kapitel hindurch. Dies passt durchaus zum hektischen Alltag in einem Krankenhaus. Sie schreibt temporeich und die Ereignissen folgen kurz und knackig aufeinander. Hin und wieder war mir der Klinikalltag zu präsent, denn das eigentliche Geschehen fand ja außerhalb statt. Andererseits konnte die Autorin so ihren Hauptcharakter ausgesprochen gut vorstellen und einführen und ihn so zu einem sympathischen jungen Mann werden lassen, dem ein Unrecht widerfährt.
Die Entführung und die Ermittlung sind so beschrieben, dass der Leser Spaß daran hat, mitzurätseln und zu hoffen, dass am Ende alles gut werden würde. Klier schafft immer wieder Spannungsmomente, die dazu führen, dass man unbedingt weiter lesen will.
Gefallen hat mir, dass die Auflösung und damit die Bekanntgabe (oder Bestätigung, weil man seine eigene Vermutung hat) des Täters erst sehr spät erfolgt. Nachdem ich den 4. Teil bereits kannte, war dies hier für mich keine Überraschung mehr. Für jemanden der vorn beginnt, könnte es aber unter Umständen schon unerwartet sein.
In ihren Formulierungen wiederholt die Autorin bestimmte Worte / Wortkombinationen meiner Meinung nach zu oft. So wird Frederik immer wieder als angehender Neurochirurg und Caroline als angehende Polizistin beschrieben, wenn z.B. eine wörtliche Rede erfolgt. Mal ist das sicherlich okay, aber so häufig wie hier macht es dann ein bisschen den Eindruck, der Leser könnte es vergessen haben. Das habe ich als störend empfunden.
In der e-book Version fehlen zudem immer mal wieder ein paar Worte – kleine Worte, die den Lesespaß nicht wirklich nachteilig beeinflussen, aber man bemerkt es.
Setting
Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre eines Krankenhauses glaubwürdig zu erschaffen. Jeder, der einmal in einer Notaufnahme sitzen musste, wird sich dort wiederfinden. Auch die Geheimnisse außerhalb dieses Territoriums versteht Klier gut in Szene zu setzen. Bei der Liebesbeziehung zwischen Frederik und Carolina fehlte mir allerdings ein bisschen der Pepp. Der Anfang war schön, aber danach hätte sie auch im Sande verlaufen können, ohne dass es groß aufgefallen wäre.
Fazit
Dieses Buch ist ein gelungener Zeitvertreib im Krankenhausmilieu mit knackiger Geschichte und temporeichen Kapiteln. Es macht Spaß ihr zu folgen. Wer allerdings den Gänsehautkrimi erwartet, ist hier nicht richtig. Wer aber eine spannende Arzt-Geschichte für den verregneten Sonntag sucht, der wird nicht enttäuscht. Ich vergebe 4 von 5 Sternen, weil es doch ein paar Abers zu viel gibt.