Die Bürde des weißen Mannes
Kalkutta, 1919. In Indien brodelt es an allen Ecken. Die Engländer werden vielleicht nicht mehr ganz so als überlegen angesehen und die Inder hinterfragen ihre Rolle als Kolonie. Immer mal wieder kommt ...
Kalkutta, 1919. In Indien brodelt es an allen Ecken. Die Engländer werden vielleicht nicht mehr ganz so als überlegen angesehen und die Inder hinterfragen ihre Rolle als Kolonie. Immer mal wieder kommt es zu Aufständen und deren brutaler Niederwerfung. In diese Zeit des Umbruchs kommt Captain Wyndham, ehemaliger Polizist aus England. Er hat den 1. Weltkrieg hinter sich, wenn auch nicht aus dem Kopf und aus den Gliedern; seit Jahren ist er drogensüchtig. Als ausgerechnet jetzt ein hoher weißer Beamter ermordet wird, soll er die Klärung des Falles übernehmen, und zwar schnell. Dabei stellt er fest, dass er seine Werte überdenken muss, auch wenn ihm das nicht immer gelingt.
Zweifellos haben wir es hier mit einer interessanten Milieustudie aus einer Zeit vor einhundert Jahren zu tun. Es kommt einem allerdings erstaunlich modern vor - abgesehen von Handys und Computern gab es damals eigentlich schon alles, was wir auch jetzt haben. Zuerst habe ich darüber geschmunzelt, als Wyndham einmal darüber nachdenkt, mittlerweile in einem modernen Informationszeitalter zu leben, aber tatsächlich hatte er recht. Es gab schon überall Telefone, sodass Nachrichten blitzschnell um die ganze Welt gingen. Der Fall selbst war ein bisschen lahm, die Aufklärung zog sich manchmal wie Kaugummi, zumal irgendwann klar war, dass die einen ständig mauern würden und die anderen die ganze Macht in den Händen halten. Aber vieles davon wurde durch das exotische Setting und das Darstellen der Gedanken der handelnden Protagonisten wettgemacht. Im Endeffekt erhält man hier eine solide, wenn auch nicht unbedingt spannende Story mit Einblick in eine Kolonialwelt, die sich gewaltig im Aufbruch befindet. 3,5/5 Punkten.