2019 bekommen wir LeserInnen den Roman „Sommerlicht“ der angesehenen Schriftstellerin Adele Geras nun als Taschenbuch zu lesen... mit einem wunderschön gestalteten Cover. Schon aufgrund dieses romantischen Bildes eines englischen Gartens & Sees mit einem Herrenhaus am Ende des Rasens hätte ich wohl schon zu diesem Buch gegriffen. Gepackt hat mich aber der Klappentext, der eine Geschichte rund um eine privilegierte englische Künstlerfamilie ankündigt, deren Patriarchin ihren 75. Geburtstag im Kreise ihrer Angehörigen feiern möchte. Soweit, so gut – aber neugierig macht mich die moderne Komponente, dass ein Fernsehteam diese Feierlichkeit begleiten möchte. Für mich eine kleine Anmerkung, die vielleicht aus einem „Rosamunde Pilcher“-anmutenden Roman eine moderne Geschichte werden lässt...
Und ja, es passiert sehr viel in diesen rund 450 Seiten! Wir lesen in mehreren Zeitebenen über die Familiengeschichte, die Kindheit Leonora Walshs (dem Geburtstags“kind“), die verschiedenen Kinder und Enkelkinder, welche im modernen London bzw. auf dem Anwesen der Familie Walsh ihr Leben leben. Wir lesen von Verlust, erster Liebe, Gewalt und unerwarteten Wendungen... und wir bekommen einen bunten Strauß an Charakteren geboten, die allesamt unterhaltsam sind – wenn man die Standesdünkel der Engländer mag ;)
Die Sprache bzw. Übersetzung lässt sich locker und leicht lesen, auch wenn sie etwas altmodisch klingt, was aber sehr gut in die Herrenhaus-Umgebung und zu dem Stil der gesellschaftlich angesehenen Familie passt.
Mich haben besonders die kleinen Andeutungen motiviert, immer wieder weiterzulesen, so dass ich den Roman quasi am Wochenende in einem Rutsch durchgelesen habe.
„Komisch, dass Kinder nie merkten, wie durchschaubar sie für eine Mutter waren. Leonora ergriff ihre silberne Haarbürste. Ob Eltern für ihren Nachwuch auch so leicht zu durchschauen waren? Der Gedanke brachte sie zum Erröten, weil sie an Hugh gedacht hatte, und heftiger als nötig begann sie, ihre Haare zu bürsten.“... (S. 215, Mitte)
Geschickt werden zum Ende hin (fast) alle Fragen gelöst und mit einem Aufatmen habe ich nach der letzten Seite das Buch geschlossen. Es ist ein Roman, der mich nicht euphorisch werden lässt, aber den ich gerne als gelungene Mischung aus Historien- und Gegenwartsroman an England-affine LeserInnen empfehlen möchte. Wer Rosamunde Pilcher mag, wird sich auch in „Sommerlicht“ verlieben.