Aufwühlende Fluchtgeschichten, die niemanden unberührt lassen
3 Jahrzehnte, 3 Fluchtgeschichten von jugendlichen Protagonisten, die mit ihren Eltern aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten und zu Flüchtlingen wurden, darum geht es in diesem bewegenden ...
3 Jahrzehnte, 3 Fluchtgeschichten von jugendlichen Protagonisten, die mit ihren Eltern aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten und zu Flüchtlingen wurden, darum geht es in diesem bewegenden Roman des amerikanischen Autors Alan Gratz.
Die Geschichten werden in kurzen Kapiteln parallel erzählt.
1939: Josef besteigt mit seiner Familie ein Schiff, dass sie mit vielen anderen Juden aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Kuba bringen soll. Der Vater ist psychisch labil, was kein Wunder ist, musste er im Konzentrationslager doch schon erleben, wozu die Deutschen fähig sind. Für die Flüchtlinge beginnt eine Irrfahrt, die fast wieder dort endet, wo sie begann.
1990: Während der Wirtschaftskrise beschließen Isabel und ihre Familie, gemeinsam mit einer Nachbarsfamilie Kuba mit einem Boot in Richtung den USA zu verlassen. Lebensmittelknappheit und Perspektivlosigkeit, sowie der Wunsch nach Freiheit veranlassen die Gruppe zu diesem drastischen und gefährlichen Schritt. Gemeinsam beginnt eine Reise ins Ungewisse, in der sie ihr Leben riskieren und große Opfer bringen müssen.
2015: Mahmoud und seine Familie entfliehen dem syrischen Bürgerkrieg auf der berüchtigten Balkanroute. Auch ihre Fluchtgeschichte aus Aleppo ist erschütternd und immer wieder lebensgefährlich.
Gemeinsam sind den 3 Geschichten die jugendlichen Protagonisten. Sie sind jeweils 11- 12 Jahre alt und müssen ganz schnell Verantwortung übernehmen und erwachsen werden, denn ihre Eltern sind plötzlich nicht mehr in der Lage zu handeln.
„ Vor uns das Meer“ ist ein Jugendbuch mit dem sich die jugendlichen Leser durch die Hauptfiguren im gleichen Alter sehr gut identifizieren können, mutige, junge Leute die Zivilcourage zeigen und ein Vorbild für andere sind. Das Buch orientiert sich an der Wirklichkeit erschüttert und berührt. Man sollte kein Happy End erwarten, denn das gibt es im wahren Leben auch nicht. Es ist ein sehr wichtiges Buch, was sich gut auch für den Schulunterricht eignet. Allerdings braucht es sensible Lehrer*innen, besonders in multikulturellen Klassen, weil es teilweise wirklich harter Tobak ist und Traumata wieder aufbrechen könnten.
Sehr empfehlen kann ich das hervorragend eingesprochene Hörbuch.
2021 wurde das Buch übrigens sehr verdient für den Jugendliteraturpreis nominiert.