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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2024

Krimileckerbissen

Unfollow Stella
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Autorin Ellen Dunne schreibt Irland Krimis, richtig Gute, wie ich finde. „Unfollow Stella“ ist zwar Teil einer ganzen Reihe rund um Kriminalhauptkommissarin Patsy Logan, kann aber sehr gut auch eigenständig ...

Autorin Ellen Dunne schreibt Irland Krimis, richtig Gute, wie ich finde. „Unfollow Stella“ ist zwar Teil einer ganzen Reihe rund um Kriminalhauptkommissarin Patsy Logan, kann aber sehr gut auch eigenständig ohne Vorkenntnis der anderen Bände gelesen werden.

Patsy Logan hat sich von ihrem Job in München eine Auszeit genommen und ist bei ihrer Cousine Sinéad in Dublin untergeschlüpft.

Da sie eine Kriminalerin durch und durch ist, kann sie nicht widerstehen, als sie der befreundete österreichische Botschafter Sam Feuerstein darum bittet, ihm bei der Suche nach der verschwundenen Österreicherin Stella Schatz zu helfen, inoffiziell natürlich.

Stella hat als Content Moderatorin gearbeitet, heißt, ihre Aufgabe war es, tagtäglich „kritische „ Inhalte aus dem Netz zu fischen und zu löschen.

Dieser Job macht etwas mit einem, besonders wenn man in der Pandemie isoliert im Homeoffice arbeiten muss. Stella‘s Bruder, der weit weg in Singapur lebte, war auf jeden Fall sehr besorgt, seine Schwester plötzlich nicht mehr erreichen zu können.



Mit dieser sehr dürftigen Ausgangslage versuchen sich Patsy und Sam ein Bild zu machen und kommen nicht um etwas unorthodoxe Methoden herum.

Die Geschichte wird erst zum Ende hin richtig spannend, wenn es auch einen Toten gegeben hat und die Zusammenhänge klarer werden. Diesen Krimi macht die typisch irische Atmosphäre und der erfrischend elegante Sprachstil der Autorin aus. Außerdem waren mir sowohl Patsy als auch Sam sehr sympathisch ebenso wie einige Nebenfiguren.

Ich habe das Buch immer gerne zur Hand genommen und mich nach Irland geträumt

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Wenig überzeugend

Die Dunkeldorn-Chroniken - Blüten aus Nacht
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Die Geschichte, die sich von der Grundidee wirklich gut anhörte, konnte mich leider nicht überzeugen.

Protagonistin Opal erzählt als Icherzählerin von ihren Erlebnissen als einfache Farmarbeiterin in ...

Die Geschichte, die sich von der Grundidee wirklich gut anhörte, konnte mich leider nicht überzeugen.

Protagonistin Opal erzählt als Icherzählerin von ihren Erlebnissen als einfache Farmarbeiterin in ihrem Heimatdorf Elver. Dort wird eine gefährliche Pflanze, der Dunkeldorn angepflanzt, deren Blütenstaub nach der Ernte den Magiern in der Hauptstadt als Essenz für ihre magischen Kräfte dient. Ein Unglück vernichtet das ganze Dorf. Opal die einzige Überlebende wird in der Krankenstation der Universität gesund gepflegt und bekommt die Chance als assistentische Hilfskraft bei der Professorin, die sie gerettet hat, zu arbeiten. Doch schnell stellt sich heraus, das man ein falsches Spiel mit ihr spielt. Die tödliche Pflanze und die Gier nach Macht scheinen in den Menschen die schlimmsten Eigenschaften zu erwecken, und je mehr Opal herausfindet, desto mehr gerät ihr eigenes Leben in Gefahr.

Die Geschichte ist leider streckenweise etwas zäh. Trotz all dem Schrecklichen was der Protagonistin oder auch den Nebencharakteren passiert, konnte ich nicht richtig mitfühlen mit ihnen. Besonders die Nebenfiguren waren nur sehr oberflächlich beschrieben, und nachdem ihnen etwas Furchtbares passiert ist, wurden sie vergessen. Die Geschichte nimmt hier den Faden nicht mehr auf und Opal kümmert sich auch nicht weiter um deren Schicksal.

Die Dunkeldornpflanzen mit ihrem ätzenden und todbringendem Blütenstaub entwickeln nahezu menschliche Eigenschaften. Das war mir dann doch zuviel. Außerdem war mir der Schreibstil manchmal zu melodramatisch.

Zugegeben, ich bin jetzt nicht wirklich die Zielgruppe für dieses Buch. Leider bin ich mit dieser Geschichte einfach nicht warmgeworden. Meiner Meinung nach wurde hier viel Potential verschenkt, was schade ist, da ich die Grundidee wirklich interessant fand.

Ich werde die Reihe nicht weiter fortsetzen .

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Veröffentlicht am 14.11.2024

Skurril

Unerhörte Stimmen
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„ Vieles in diesem Buch ist wahr und alles erfunden.“

Dieser Satz aus den Anmerkungen am Ende des Buches trifft absolut zu. Elif Shafak hat eine sehr skurrile Geschichte geschrieben, in der unterschwellig ...

„ Vieles in diesem Buch ist wahr und alles erfunden.“

Dieser Satz aus den Anmerkungen am Ende des Buches trifft absolut zu. Elif Shafak hat eine sehr skurrile Geschichte geschrieben, in der unterschwellig ganz viel Gesellschaftskritik steckt.

Es ist ein Buch über Menschen, die nicht hineinpassen in die Gesellschaft und Freunde, die die Ursprungsfamilie ersetzen, die „Wasserfamilie“ die verlässlicher und liebevoller ist als die „Blutfamilie“.

Leila ist eine Prostituierte, die gleich auf der ersten Seite ermordet wird.

In den letzten Minuten, in denen ihr Herz schon aufgehört hat zu schlagen und das Gehirn noch funktioniert, kommen die Erinnerungen an ihr Leben zurück, an ihre Kindheit im Dorf, an den Vater und seinen 2 Frauen, die Frau, die sie Tante nannte, obwohl sie ihre Mutter war, ihre Flucht in den Moloch der Großstadt Istanbul.

Schnell ist sie in Istanbul in der Straße der Bordelle gelandet, denn verstoßen von der Familie, musste sie irgendwie überleben. Leila ist eine starke Frau und am Ende hat sie fünf Freunde, die ehrlich um sie trauern.

Auch deren Geschichte erfahren wir in diesem Roman. Es sind wie Leila Außenseiter der Gesellschaft aber gemeinsam können sie sich vor dem Hass und den Beleidigungen im Alltag schützen.

Elif Shafak zeichnet in ihrem Buch ein Bild der Türkei von heute mit Traditionen und Aberglauben von gestern. Es war teilweise etwas abgedreht aber eine durchaus interessante Lektüre.

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Veröffentlicht am 08.11.2024

Düster

Von Norden rollt ein Donner
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„Vom Norden rollt ein Donner“ stand auf der Shortlist zum deutschen Buchpreis 2024 und klang spannend aber auch anspruchsvoll.

Markus Thielemann erzählt darin von einer Schäferfamilie in der Lüneburger ...


„Vom Norden rollt ein Donner“ stand auf der Shortlist zum deutschen Buchpreis 2024 und klang spannend aber auch anspruchsvoll.

Markus Thielemann erzählt darin von einer Schäferfamilie in der Lüneburger Heide.

Jannes, 19 Jahre, Schäfer in der 3. Generation soll den elterlichen Hof übernehmen.

Seine Berufswahl war quasi alternativlos. Auch wenn er die Tiere und die Natur liebt, hat er immer gewusst, was von ihm erwartet wird und sich gefügt.

In der Geschichte schwingt die ganze Zeit eine Bedrohung mit, die Stimmung ist düster, der Wolf ist zurück und eine Bedrohung für Mensch und Vieh. Der Autor spricht viele Themen an, mit denen ich nicht gerechnet habe. Natürlich werden wir Leser mitgenommen in den Alltag eines Schäfers, der vielfältiger und anstrengender ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Es geht in diesem Buch aber auch um Demenz, rechtes Gedankengut im ländlichen Raum und eine finstere Vergangenheit im oft romantisierten Naturidyll.

Thielemann schreibt unglaublich atmosphärisch. Das „Böse“ wabert unter der Oberfläche, ohne wirklich sichtbar zu werden. Ich fand diesen Blick aus den Augen einer jungen Generation durch den Protagonisten Jannes stark . Er sieht diesen Widerspruch zwischen wirtschaftlich notwendiger Heideromantik ( Touristen, Hochzeiten, Kutschfahrten) und Realität, einem Leben, dass kaum das Nötigste abwirft mit viel Arbeit , Bürokratie und einer Politik, die fernab von den Ängsten und Sorgen der Menschen den Wolf wieder ansiedelt und die Schäfer dann alleine läßt. Kann er einfach weitermachen?

Mit Jannes Visionen, die dem Buch noch ein paar Gruselvibes mitgeben hatte ich so meine Probleme. Trotzdem verstehe ich warum der Autor zum Stilmittel des magischen Realismus gegriffen hat. Damit öffnet er praktisch eine Tür in die Vergangenheit, die Munitionsfabrik mit seinen Zwangsarbeiter:innen ( heute Rheinmetall) und eine Außenstelle des KZ Bergen Belsen liegen mitten in seiner Heimat, doch die drängenden Fragen werden mit Schweigen beantwortet.

Thielemann stößt in seinem Roman viele Gedanken an. Es war ein Buch über das man sprechen möchte und das sicher noch eine Weile nachhallt.

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Veröffentlicht am 08.11.2024

Kipppunkte

Der Honigmann
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Peter Huth nimmt uns mit in seine Bilderbuchidylle von Fischbach, einem kleinen Vorort im Speckgürtel, wo sich gutverdienende Großstädter niedergelassen haben, um die Natur und die Ruhe abseits der Großstadt ...

Peter Huth nimmt uns mit in seine Bilderbuchidylle von Fischbach, einem kleinen Vorort im Speckgürtel, wo sich gutverdienende Großstädter niedergelassen haben, um die Natur und die Ruhe abseits der Großstadt genießen zu können. Hier kennt man sich. Man trifft sich am Wochenende zum Grillen oder im örtlichen Gasthaus zum Brunch. Nachbarn werden schnell zu Freunden und man darf froh sein, das eigene „Bullerbü“ gefunden zu haben.

Wie schnell die vermeintlich heile Welt kippt, zeigt der Autor in seiner Geschichte. Gegenüber der Schule wird ein kleines Geschäft eröffnet mit Honig, Tee und allerlei Dekoartikeln. „Der Honigmann“, wie der Inhaber schnell genannt wird, ist allseits beliebt, bis ein Gerücht über seine Vergangenheit die Runde macht und eine Entwicklung in Gang setzt, die unumkehrbar ist.

Psychologisch ausgefeilt mit feiner, treffender Sprache blickt der Autor hinter die Fassade der Großstädter. Dabei achtet er auf Ausgewogenheit, so dass man sich in die Personen, auch wenn einem der eine oder andere nicht besonders sympathisch ist, gut einfühlen kann.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und auch das Hörbuch wurde von mehreren Sprecher:innen vertont. Markus J. Bachmann, Oliver Kube und Eva Becker haben einen tollen Job gemacht, so dass ich ihnen sehr gerne gelauscht habe und das Hörbuch nur empfehlen kann.

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