Befremdlicher Klassiker
"Der Fremde" von Camus erzählt von einem jungen Franzosen, der in Algier lebt, und dessen Alltag und wie er durch einen Zufall zum Mörder wird und verhaftet wird.
Der Protagonist erzählt die Geschichte ...
"Der Fremde" von Camus erzählt von einem jungen Franzosen, der in Algier lebt, und dessen Alltag und wie er durch einen Zufall zum Mörder wird und verhaftet wird.
Der Protagonist erzählt die Geschichte von Anfang bis zum Ende in der Ich-Perspektive. Er schildert Abläufe bis ins kleinste Detail und mit wenig emotionaler Beteiligung, oft gleicht es einer Aneinanderreihung von Tätigkeiten in chronologischer Reihenfolge. Andere Personen werden facettenreich, aber ebenfalls mit wenig emotionaler Konnotierung beschrieben. Als Leser bekommt man viel Einblick in die Gedanken des Protagonisten, Emotionen werden wenn nur knapp angedeutet und man bekommt den Eindruck, dass der Protagonist einfach keine hat.
Ich hatte das Buch im Französischunterricht im Original gelesen und nur vage Erinnerungen zurückbehalten, deshalb habe ich es mir jetzt nochmals auf deutsch vorgenommen. Zumal es so hochgelobt wird und Camus unter anderem vom mir sehr hoch geschätzten Irvin Yalom zur Lektüre empfohlen wird. Auch auf deutsch bin ich jedoch mit der Geschichte nicht warm geworden Der Beginn war in seiner detailreichen, manchmal fast kindlich anmutenden Beschreibung von Tätigkeiten fast ein bisschen langweilig und ennervierend und ich konnte keine Sympathie zum Protagonisten aufbauen. Lange habe ich mich gefragt, worauf das ganze hinaus laufen soll und war versucht, das Buch wegzulegen. Auch der "zufällige" Mord kam irgendwie überraschend und sinnfrei ins Spiel, spannender wird dann der Teil nach der Verhaftung und im Gefängnis, einfach weil die Betrachtungen des Protagonisten dabei etwas tiefsinniger werden. Was mir das Buch sagen will, blieb mir jedoch bis zum Schluss verborgen, den großen Erfolg kann ich nicht nachvollziehen. Aber vielleicht fehlt mir der Sinn für den Existenzialismus und der Verstand, in diesem Falle hinter die Dinge zu schauen. Mir bleiben der Protagonist und der Roman leider fremd und ich kann keine Weiterempfehlung aussprechen.