Cover-Bild Der Junge
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Ersterscheinung: 21.01.2019
  • ISBN: 9783641228200
Alex Dahl

Der Junge

Psychothriller
Eva Kemper (Übersetzer)

Cecilia Wilborg führt ein Leben, von dem die meisten Menschen nur träumen können. Sie wohnt mit ihrem erfolgreichen Mann und den gemeinsamen Töchtern in einer friedlichen und wohlhabenden Kleinstadt in Norwegen. Doch eines Tages wird sie gebeten, sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, der plötzlich in der örtlichen Schwimmhalle aufgetaucht ist. Keiner weiß, wo Tobias herkommt oder wer er ist. Dann wird eine tote Frau gefunden, die man für seine Mutter hält. Aber Tobias kommt auch Cecilia merkwürdig vertraut vor. Hat sie ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt? Und wie weit ist sie bereit zu gehen, um es zu schützen?

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2019

Geheimnisse

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Meine Meinung und Inhalt
Die Protagonistin ist wirklich gut dargestellt, nicht unbedingt symphatisch, jedoch für ihre Rolle als Mutter zweier Kinder, die
sich selbst nun selbst wieder um die Erziehung ...

Meine Meinung und Inhalt
Die Protagonistin ist wirklich gut dargestellt, nicht unbedingt symphatisch, jedoch für ihre Rolle als Mutter zweier Kinder, die
sich selbst nun selbst wieder um die Erziehung kümmern muss, da ihr Au-pair sie wieder verlassen hat und ihr Mann auf Geschäftsreise ist, nahezu perfekt.

Als sie ihre beiden Mädchen zu einem Termin fährt, trifft sie das erste Mal auf den Jungen. Tobias. Sie hat den Jungen vorher noch nie gesehen und soll ihn nach Hause bringen, da ihn seine Eltern nicht abgeholt haben.

"Als sich die Kinder vor dem Einmeterbrett anstellen, bleibt mein Blick an einem kleinen Jungen hängen. Ich weiß nicht genau, warum. Er ist deutlich kleiner als die anderen, und seine Haut ist dunkelbraun und glatt. Er wippt auf und ab und reibt sich die Arme, doch er schneidet keine albernen Grimassen wie die anderen wartenden Kinder. Er wirkt ängstlich." (ZITAT)

Sie selbst scheint im Leben alles zu haben. Zwei tolle Kinder, einen Mann und ein Haus ("...mit seine glänzenden schwarzen Dach,
den vielen sanft erleuchteten Fenstern, einer Dreifachgarage, dem Schwimmbecken, das durch die Hecken zu erahnen ist,
dem Panoramablick aufs Meer und der einladenden roten Tür." ZITAT) und auf jeden Fall eine ganze Menge Geheimnisse.

»Verstehe.« Ich versuche, nicht an die halbe Stunde zu denken, die mich die Schlamperei seiner Eltern kosten wird, oder an meinen Plan, vor dem Kamin ein riesiges Glas Chablis zu trinken, bevor Johan zu Hause erscheint." (ZITAT)

Der Schreibstil der Autorin wirkt flüssig und man fliegt nur so über die Seiten. Die Protagonistin wirkt nicht sehr empatisch durch Aussagen wie:

"Ich betrachte das kleine, gedrungene Holzhaus und verfluche diesen Abend. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich könnte jetzt zu Hause sitzen, die Füße auf dem neuen Schemel von InDesign, in der Hand ein Glas trockenen Weißwein, und mit meiner Kaschmirdecke von Missoni über den Beinen in Scandinavian Homes blättern. Ich würde auf das knisternde Feuer im Kamin und den heulenden Wind vor den Fenstern lauschen. Stattdessen bin ich hier im donnernden Regen mit einem stummen, seltsamen Kind unterwegs, um seine Eltern zu finden." (ZITAT)

Ab dem Zeitpunkt, als sie mit dem Jungen bei seinem Zuhause ankommt, beginnt der Nervenkitzel, denn Tobias kommt auch Cecilia merkwürdig vertraut vor. Hat sie ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt? Und wie weit ist sie bereit zu gehen, um es zu schützen?

Ein wirklich toller spanneder Psychothriller, den man gelesen haben sollte!

Veröffentlicht am 26.02.2019

Geheimnisse zuhauf

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„Manche Menschen haben alles und können es behalten, während andere sehr wenig haben und selbst das immer wieder verlieren.“

In einem kleinen Dorf Norwegens, in dem sich gewöhnlich nichts Ungewöhnliches ...

„Manche Menschen haben alles und können es behalten, während andere sehr wenig haben und selbst das immer wieder verlieren.“

In einem kleinen Dorf Norwegens, in dem sich gewöhnlich nichts Ungewöhnliches ereignet, wird Cecilia Wilborg von einem Tag auf den anderen aus ihrem ruhigen Luxusleben gerissen, als sie sich auf einmal um einen kleinen Jungen kümmern soll, dessen Herkunft unbekannt ist. Dieser Junge geht ihr unter die Haut und schon bald sieht sie ihr Leben nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern in Gefahr.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von insgesamt drei verschiedenen Personen erzählt: Cecilia, dem Jungen und Anni, einer Frau, die sozusagen das Gegenstück zu Cecilia und deren prunkvollem Dasein ist und ihr doch wiederum in manchen Punkten ähnelt. Die Autorin Alex Dahl holt weit aus und anfangs ergeben sich keine Zusammenhänge. Es bleibt Zeit, eigene Vermutungen und Verdächtigungen anzustellen, bis sich die losen Fäden zu einem Sinn ergebenden, teils dramatischen Strang zusammensetzen. Es treten dabei immer wieder neue Geheimnisse zu Tage und ein fein gewebtes Lügengespinst fällt in sich zusammen.

Der Hauptcharakter, Cecilia, ist von ihrer Art her von Anfang an schwer zu mögen. Ihre Handlungsweisen sind in Reflexion auf einen selbst nicht immer nachvollziehbar, aber passen wunderbar zu ihr. Dennoch schafft es die Autorin, dass man ihr einen guten Ausgang am Ende der Geschichte wünscht. Gerade dieses ambivalente Verhältnis, das ich zu Cecilia entwickelte, fand ich ganz großartig an diesem Buch.

Jedem erzählenden Charakter verleiht Frau Dahl eine individuelle Stimme und ihre Entscheidungen wirken stets nachvollziehbar. Man hat den Eindruck, dass sich Frau Dahl mit ihnen lange beschäftigt hat, dass sie sowas wie sehr gute Bekannte sind. Der Tiefgang ist da, dennoch fehlte es mir an etwas Düsternis und tatsächlichem „Thrill“. Besonders „skandinavisch“ war bis auf die Orts- und Personennamen der Roman aus meiner Sicht nicht.

Alex Dahl, die einen Master in Kreativem Schreiben hat, ist ein Psychothriller gelungen, der gut durchdacht und spannend ist und das bis zur letzten Seite, mit der man auch wirklich zufrieden abschließen kann.

Veröffentlicht am 19.04.2019

hin- und hergerissen

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Bei der Auswahl des Buches hat mich der Klappentext und das Cover angesprochen. Da wird von einem Geheimnis berichtet, welches zu wahren ist und die Frage in den Raum gestellt, wie weit die Protagonistin ...

Bei der Auswahl des Buches hat mich der Klappentext und das Cover angesprochen. Da wird von einem Geheimnis berichtet, welches zu wahren ist und die Frage in den Raum gestellt, wie weit die Protagonistin wohl gehen wird, um dieses zu schützen. Auch das „schwarz/ weiß“ gehaltene Cover mit der blutroten Jacke und den „Blutstreifen“ in der linken oberen Ecke verspricht einen spannenden Psychothriller.

Die Autorin Alex Dahl (halb Amerikanerin/ halb Norwegerin) lebt in Norwegen und ist eine entfernte Verwandte von Roald Dahl. Dieser ist ein bekannter Schriftsteller, der unter anderen für seine Kinder- und Jugendbücher bekannt geworden ist. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder auch „Gremlins“ sind nur zwei Verfilmungen seiner Werke. Die Autorin hat einen Master in kreativen Schreiben und ist durch diverse Kurzgeschichten und die Novelle „Before I Leave You“ bekannt geworden. Das nun vorliegende Buch ist im amerikanischen Original „The Boy At The Door“ im Mai 2018 erschienen.

Klappentext:

Cecilia Wilborg führt ein Leben, von dem die meisten Menschen nur träumen können. Sie wohnt mit ihrem erfolgreichen Mann und den gemeinsamen Töchtern in einer friedlichen und wohlhabenden Kleinstadt in Norwegen. Doch eines Tages wird sie gebeten, sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, der plötzlich in der örtlichen Schwimmhalle aufgetaucht ist. Keiner weiß, wo Tobias herkommt oder wer er ist. Dann wird eine tote Frau gefunden, die man für seine Mutter hält. Aber Tobias kommt auch Cecilia merkwürdig vertraut vor. Hat sie ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt? Und wie weit ist sie bereit zu gehen, um es zu schützen?

Ich habe mich bei der Rezension sehr schwer getan und suche nach den richtigen Worten, meinen Eindruck zu Papier zu bringen.

Das Buch fängt interessant und spannend an und ich fragte mich sehr schnell: „Oh, man! Wo kommt der Junge bloß her und wie konnte dies so geschehen.“ Spätestens nach der Hälfte des Buches hatte ich den Eindruck, als würde es nie Enden. Irgendwie zieht sich das Buch seeeeeeehhhhr in die Länge. Habe recht lange daran gelesen, was eigentlich nicht meine Art ist.

Die Autorin hat ja einen Master in kreativem Schreiben. Es ist aber immer eine Ansichtssache, was kreativ ist und was zu sehr für Verwirrung sorgt?! Die einzelnen Kapitel sind „nur“ durchnummeriert und mit kleinen „Sternchen“ unterteilt. Das komplette Buch ist in der „Ich-Perspektive“ geschrieben. Zu Beginn ist das noch in Ordnung. Später wird die Geschichte auch aus der Perspektive von anderen Charakteren erzählt. Wenn man dann wieder die „Ich-Perspektive“ in Betracht zieht, benötigt man eine Weile sich zu orientieren und den richtigen Charakter zuzuordnen.

Die Geschichte selber ist gar nicht so schlecht. Zwei Protagonistinnen, die unterschiedlicher gar nicht aufgewachsen sein können. Die eine in gehobenen Verhältnissen und die andere (aufgrund eines Drogenkonsums) immer nahe am Abgrund. Während des Lesens erfährt der Leser „Puzzle- für Puzzleteil“ die tragische Geschichte die sich um den Jungen dreht.

Das Setting spielt hauptsächlich in Norwegen, Schweden und Polen. Passend zum „düsteren“ Hintergrund spielen viele Szenen im dunklen Herbst und im kalten, unwirschen Winter. Alles wirkt beklemmend und bedrückend, wie die ganze Geschichte selbst. Das passt zwar alles gut zusammen, aber irgendwie fehlt da der letzte Kick! Zum Ende hin kam dann noch mal Spannung auf und ich fieberte dem Ende entgegen. Sollte die Geschichte ein „gerechtes Ende“ finden?

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Geschichte als solches schon interessant zusammengesetzt ist. Die einzelnen Handlungsstränge um die beiden Protagonistinnen laufen zum Schluss zusammen und bilden dann einen spannenden Abschluss. Der Innenteil hingegen zieht sich sehr in die Länge. Selten habe ich für ein Buch so lange Zeit benötigt, wie für dieses.  An die Erzählweise in der Ich-Perspektive, musste ich mich erst gewöhnen. Es vergingen in einem neuen Abschnitt immer erst ein paar Sätze, bis ich die entsprechende Person identifizieren konnte.

Zum Schluss einer meiner Lieblingssätze. Dieser ist auch ein gutes Beispiel für die oft vorzufinden verschachtelten Sätze, die im Buch zu finden sind.

Ich will ihm von dieser Dunkelheit erzählen, von all den Nächten, die ich, starr vor Angst und Reue, wach gelegen habe; will ihm von dem Gefühl erzählen, immerzu auf einem hauchdünnen Glasboden über einen gewaltigen Abgrund zu laufen. Aber wie sollte ich das? - aus „Der Junge“ von Alex Dahl