Verloren - für immer?
Alexander Wieser, 1977 in Schruns, Vorarlberg geboren hat ( te ) kein leichtes Leben.
Vom Vater brutal mißhandelte, in der Schule attackiert, verspottet, kurzum: gemobbt. Das nahm man damals jedoch noch ...
Alexander Wieser, 1977 in Schruns, Vorarlberg geboren hat ( te ) kein leichtes Leben.
Vom Vater brutal mißhandelte, in der Schule attackiert, verspottet, kurzum: gemobbt. Das nahm man damals jedoch noch nicht ernst und das Wort Mobbing für dieses grausige Phänomen gab es noch nicht. Viele Lehrer und nicht nur die dachten nach dem Motto: Wenn er nicht lernt, sich durchzusetzen, dann wird er / sie eben lebebsunfähig. Soviel zum Thema, daß Lehrer zumindest doch helfen sollten.
Alexander kommt dann zum Schluß, daß er sich eben selbst hilft. Er erhofft sich durch Kampfsport und Prügeleien Respekt. Er gerät jedoch in die Abwärtsspirale, hat dann auch noch hohe Schulden und begeht das erste kleine Verbrechen. Die erste Perle, das erste bittere Reiskorn in der Kette, dann das nächste, dann das nächste, bis er hopps genommen wird. Selbst das Gericht scheint ihm keine Furcht einzuflößen und daß er eine Bewährungsstrafe erhält. Die Schulden bleiben real und der Leidensdruck zum Verbrechen auch, bis ihm das vergitterte Zwangshotel auf Staatskosten droht ...
Daher der Titel.
Diese authentische Geschichte pendelt als Novelle zwischen Verhaftung, Gefängnis und der Biographie der Vergangenheit - wie es soweit kommen konnte. Das abschließende 16. Kapitel lautet: Die Zeit danach.
Lakonisch und trocken, aber dennoch nicht frei von Emotionen erzählt Alexander Wieser von der Tragödie seines Lebens. Es liegt tatsächlich an jedem zumindest zum Teil selbst, die Gegenwart und Zukunft u. U. eingeschränkt, zu gestalten. Das ist ihm wenigstens trotz aller Widrigkeiten gelungen. Er hat sich aus der Verlorenheit zurückgekämpft.
Das Buch hat zwar nur 133 Seiten, aber das sorgt für eine Verdichtung, Intensität und Eindringlichkeit, die seinesgleichen sucht.
Er schont weder sich noch den Leser, frank und frei ( Frank & Frei, hört sich wie eine Anwaltskanzlei an! ) über all das Negative zu berichten. Vielleicht läßt er mal einen Nachfolgeband erscheinen, in welchem er andere Aspekte schildert sowie sein gegenwärtiges Leben wiedergibt. Interessieren würde mich das schon. Jedenfalls beweist Alexanders Geschichte, wie wichtig es ist, frühzeitig genug gegen Kindesmißhandlung und Mobbing vorzugehen, bevor es zu spät ist!
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