Der Regisseur Europas
Die Historikerin und Autorin Alexandra Bleyer entführt uns in die Welt des Biedermeiers.
Napoleon Bonaparte ist endgültig besiegt und die Herrscher verhandeln auf dem Wiener Kongress um die Neuordnung ...
Die Historikerin und Autorin Alexandra Bleyer entführt uns in die Welt des Biedermeiers.
Napoleon Bonaparte ist endgültig besiegt und die Herrscher verhandeln auf dem Wiener Kongress um die Neuordnung Europas.
Federführend ist Fürst Metternich, der dieser Epoche seinen Stempel aufdrückt. Er wird nicht nur als „Kutscher Europas“ in die Geschichte eingehen, sondern vor allem als Repräsentant des Überwachungsstaates. Allerdings gelingt es ihm auch, durch zähes Ringen um auch noch so kleine Kompromisse ein Jahrhundert des relativen Friedens für Europa auszuhandeln. Doch der Frieden hat seinen Preis: Spitzel und Denunzianten, von der Staatsmacht sanktioniert, haben Hochkonjunktur.
Doch Metternichs liebste Hobby sind die Frauen: neben seiner eigenen, liegt ihm das Who is Who der (Hoch)Adeligen zu Füßen.
Die Sehnsucht der Untertanen nach Freiheit und Eigenverantwortlichkeit, die 1789 mit der Französischen Revolution los getreten wurde, lässt sich nicht mehr verhindern. In den Revolutionen 1830 und 1848 werden diese Ideen und Ideale blutig niedergeschlagen.
Metternich, der Neugestalter Europas muss aus Wien flüchten. Manch anderer Vertreter der Obrigkeit wie Graf Latour bezahlt mit seinem Leben.
Doch die Saat keimt und wird sich während des Ersten Weltkriegs entladen.
Aus der Distanz von zwei Weltkriegen und der Gründung der Europäischen Union, scheint Metternichs Idee von einem vereinten Europa eine recht vernünftige zu sein. Dass die Umsetzung der Vereinigten Staaten von Europa nach ähnlich dem Vorbild der USA nicht gelingen kann, liegt zum Teil am (noch immer) nationalistischen Denken der einzelnen Staaten, die vor 200 Jahren einer Neuordnung Europas zugestimmt haben.
Meine Meinung:
Alexandra Bleyer versteht es wie keine Andere, trockene, historische Zahlen, Daten und Fakten, mit einem gehörigen Augenzwinkern an den Mann/an die Frau zu bringen. Dazu tragen die vielen Anekdoten, Zitate und Bonmots, die ihr zweites Sachbuch über diese Zeit, auflockern, bei. Empfohlen sei auch Bleyers anderes (erstes) Buch „Auf gegen Napoleon“.
Fazit:
Für alle historisch Interessierten und jene, die es noch werden wollen. Gerne vergebe ich fünf Sterne.