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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2024

Einmal im Leben Tatort-)Kommissar sein

Mord im Himmelreich
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„Mord im Himmelreich “ ist der erste Cozy Krimi von Andreas Winkelmann, der den meisten Lesenden vor allem als Thriller Autor bekannt ist.

Worum geht’s?

Kaum auf dem Campingplatz Himmelreich angekommen, ...

„Mord im Himmelreich “ ist der erste Cozy Krimi von Andreas Winkelmann, der den meisten Lesenden vor allem als Thriller Autor bekannt ist.

Worum geht’s?

Kaum auf dem Campingplatz Himmelreich angekommen, wird der ehemalige Schauspieler Björn Kupernikus von Annabelle Schäfer, einer Malerin, zu Hilfe gerufen. Ein verängstigter Hund treibt auf einem SUP auf dem See. Björn soll ihn retten. Kaum an Land, ist die Überraschung groß, als man unter dem Bord eine festgebundene Leiche findet.

Während die Polizei einen Unfall nicht ausschließen will, beginnen Björn und Annabelle den Besitzer oder die Besitzerin des Hundes, den Björn Pinguin nennt, auszuforschen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist mein erstes Buch von Andreas Winkelmann und Auftakt zu einer Krimi-Reihe.

Der Krimi ist recht flott und flüssig zu lesen. Vor allem das Wortspiel mit seinem Nachnamen Kupernikus, der an den berühmten Astronomen erinnert, hat mir gut gefallen.

Winkelmann beschreibt mit ein wenig Augenzwinkern den Mikrokosmos Campingplatz, der für Nicht-Camper eine eigenartige Welt für sich ist. Schmunzeln musste ich über Kupernikus, der zeitlebens immer einen Tatort-Kommissar spielen wollte, aber nur in kleinen Nebenrollen auftreten dürfte. Spielt er jetzt die Rolle seines Lebens?

Ich finde diesen Krimi amüsant. Das Trio, Annabelle, Björn und Pinguin, wirkt authentisch. Das Cover passt gut zur Story.

Fazit:

Wer zwischen den beunruhigen Nachrichten aus aller Welt ein wenig Humor braucht, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2024

Hat mich diesmal nicht ganz überzeugt

Wiener Künstlermord
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In seinem dritten Kriminalroman lässt Michael Ritter im Dunstkreis der Wiener Secession ermitteln. Man schreibt das Jahr 1917 und der Erste Weltkrieg wird trotz der (halbherzigen) Bemühungen von Kaiser ...

In seinem dritten Kriminalroman lässt Michael Ritter im Dunstkreis der Wiener Secession ermitteln. Man schreibt das Jahr 1917 und der Erste Weltkrieg wird trotz der (halbherzigen) Bemühungen von Kaiser Karl, der nach dem Tod von Franz Joseph nun regiert, Frieden zu schließen, noch ein Jahr weitergehen und Tausende Opfer fordern.

Michael Sterner, einer der Künstler wird erstochen aufgefunden und eines seiner Kunstwerke, die Plastik einer bronzenen Gänse ist verschwunden. Blöderweise haben Sterner kurz zuvor mit dem Präsidenten der Secession lautstark gestritten, daher zählt er für den jungen Kommissar Hechter zu den Hauptverdächtigen.

Nun soll Kriminaloberinspektor Dr. Otto Fried, auf Drängen seines ehemaligen Schulfreundes und nunmehrigen Präsidenten der Wiener Künstlervereinigung Secession, Ferdinand Schmutzer, nur ungern nach. Zum einem ist er auf Urlaub und zum anderen hat sein junger Kollege Hechter den Fall als leitender Ermittler übertragen bekommen. Allerdings ist Dr. Fried schon ein wenig neugierig und stellt gemeinsam mit seinem ebenfalls beurlaubten Assistenten Novak, die eine oder andere Nachforschung auf eigene Faust an.

Gleichzeitig plagen ihn private Sorgen, denn Max, sein Schwiegersohn, ist eben aus dem Lazarett entlassen worden und zieht bei Dr. Fried und seiner Tochter Amalia ein. Im Schlepptau hat er Josef Wurmer, der ihm angeblich das Leben gerettet hat und sich dabei die Hände schwer verletzt hat. Dabei sind seine Hände sein größtes Kapital ist der ebenso Künstler wie der Tote.

Als Wurmer dann noch in einer Branntweinlaune erklärt, dass er und Sterner ein homosexuelles Verhältnis hatten, lenkt dies Dr. Frieds Überlegungen in eine ganz andere Richtung. Doch Hechter will von seinem Hauptverdächtigen nicht abrücken ...

Meine Meinung:

Dieser dritte Fall für Dr. Otto Fried hat mir nicht ganz so gut gefallen wie die beiden Vorgänger („Wiener Hochzeitsmord“ und „Wiener Machenschaften“).

Mir ist nicht ganz klar, warum Fried und Novak ihren Urlaub nicht abbrechen können. Die aktuell gültige Regelung, dass nicht konsumierte Urlaubstage mit Jahresende verfallen, wird es wohl nicht sein.

Bei ihren privaten Recherchen stolpern Fried und Novak ein bisschen durch die Geschichte. Tja, so ganz ohne die Helferleins im Büro, die für Akteneinsicht etc. geht es eben doch nicht. Hechter, zuvor noch ein sympathischer Kerl, zeigt nun Ehrgeiz und Ambitionen für höhere Weihen. Ob die Zusammenarbeit in Zukunft gut gehen wird?

Der zweite Handlungsstrang rund um Schwiegersohn Max, der ja schon im ersten Fall eine Rolle gespielt hat, sowie um Josef Wurmer hat mich da fast mehr interessiert. Die mehrfache Erwähnung der sauberen Verbände an seinen Händen hat mich auf seine Spur gelockt. Wurmer ist das, was man in Wien einen Strizzi nennt. Immer wieder in Geldnöten, ist er für Kartenspiel und Branntwein gerne zu haben. Rücksichtslos manipuliert er Max und nützt dessen Naivität und Vertrauen aus. Und ja, der Krieg bringt bei den meisten das Schlechteste zum Vorschein.

Ich bin schon neugierig, ob und wie es mit Dr. Otto Fried, seiner Tochter Amalia und Schwiegersohn Max weitergeht. Die nächsten Herausforderungen mit der Niederlage im Krieg, dem Zerfall der Donaumonarchie und der Spanischen Grippe stehen schon vor den Toren.

Fazit:

Nicht ganz so eloquent wie die beiden anderen Fälle, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 01.11.2024

Leider der schwächste Teil der Reihe

Elsässer Bescherung
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Gleich vorweg, dieser 8. Fall für Jules Gabin, den Major bei der Gendarmerie im weihnachtlich geschmückten Colmar, ist der schwächste dieser Reihe. Stellenweise habe ich das Gefühl, dass noch schnell ein ...

Gleich vorweg, dieser 8. Fall für Jules Gabin, den Major bei der Gendarmerie im weihnachtlich geschmückten Colmar, ist der schwächste dieser Reihe. Stellenweise habe ich das Gefühl, dass noch schnell ein Weihnachtskrimi auf den Markt geworfen werden sollte.

Worum geht’s?

Jedes Jahr treffen sich die ehemaligen Schulkolleginnen und Kollegen aus Gabins Klasse über das 4. Adventwochenende. Nach Städten wie Paris oder Nizza, findet das gesellige Beisammen diesmal in Clotildes Auberge de la Cigogne statt. In der winstub tischt Clotilde auf, was die Elsässer Küche so an Spezialitäten bietet, darunter auch das beliebte Elsässer Früchtebrot sowie des Pain d’espice (Lebkuchen). Wenig später bricht Gabriel, der mäßig erfolgreiche Romanautor, beim Verzehren eines Lebkuchens tot zusammen.

Recht bald ist klar, dass Gabriel mit Blausäure vergiftet worden ist und er wird nicht der einzige Tote bleiben ..

Meine Meinung:

Bei diesem Krimi handelt es sich um eine klassische „locked room Situation“. Jeder ist verdächtig, niemand verlässt den Raum, niemand kommt hinzu. An sich ein beliebtes Szenario, das gerne bei britischen Krimis verwendet wird. Der mit den Ermittlungen betraute Kriminalist, vernimmt die Personen einzeln, hört sich die Aussagen an, schießt kurz einmal ins Blaue, skizziert dann in der großen Runde seine Erkenntnisse und, schwupps, verrät sich der Täter meist selbst.

Dass Gabins Ehefrau die Untersuchungen leitet und er selbst als Protokollant bei allen Vernehmungen dabei ist, obwohl er befangen ist, weil er alle Tatverdächtigen sehr gut kennt, erscheint ziemlich unglaubwürdig.

Nun ja, der Schachzug mit dem Bluff gelingt, et voilà, der Täter ist überführt.

Allerdings ist beim Klappentext der Name des Toten mit Clement angegeben, dabei ist Gabriel ermordet worden.

Jedenfalls völlig deplatziert und unnötig ist der Appendix „Gruß aus der Vergangenheit“, in dem Jules Drohbriefe von einem zunächst Unbekannten erhält. Es scheint, als hätte der Briefschreiber Gabins Ex-Freundin entführt. Die Maschinerie der Polizei läuft an, die Situation wird bedrohlicher und endet mit einem Knalleffekt. Der inzwischen identifizierten Verfasser der Drohbriefe kann entwischen.

Wenn das ein Cliffhanger für einen nächsten Krimi sein soll, wird die Fortsetzung ohne mich stattfinden.

Nebenbei bemerkt ist dem Autor die Timeline durcheinandergeraten. Das Klassentreffen findet am 4. Adventwochende statt. Der erste der dubiosen Briefe trifft zwei Tage nach der Auflösung des Falles ein und hier kann man folgendes lesen:

„Zwei Tage sind seit den tragischen Ereignissen in Coltildes Auberge vergangen. Fünf Tage blieben noch bis zum Vierten Advent, und das Weihnachtsfest stand vor der Tür.“

Fazit:

Leider der schwächste Krimi dieser Reihe, dem ich nur 2 Sterne geben kann.

Veröffentlicht am 01.11.2024

Habe hier anderes erwartet

Unversehrt. Frauen und Schmerz
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»Ein Mann bekommt Schmerzmittel. Eine Frau etwas für die Nerven.«

Eva Biringer nimmt sich eines Themas an, das lange nicht im Fokus war: Schmerzen aus Sicht der Frauen.

Es geht hier nicht nur um die ...

»Ein Mann bekommt Schmerzmittel. Eine Frau etwas für die Nerven.«

Eva Biringer nimmt sich eines Themas an, das lange nicht im Fokus war: Schmerzen aus Sicht der Frauen.

Es geht hier nicht nur um die unterschiedlichen Arten von Schmerzen, sondern um den Umgang damit. Jahrzehntelang werden Schmerzen bei Frauen ignoriert ("Da musst du durch") und/oder mit Tabletten zugedröhnt. Ursachenforschung wurde selten betrieben. Frauen haben zu funktionieren. Punkt, aus, basta!

Der rote Faden, der sich durch die 9 Kapitel des Buches zieht, ist die Lebens- und Leidensgeschichte ihrer Großmutter, die ihr gesamtes Leben an chronischen Schmerzen gelitten hat.

Schmerz in Worte fassen
Wie der Schmerz in unsere Welt kam
Uns wird Schmerz bereitet
Unser Körper bereitet uns Schmerz
Unserem Schmerz wird nicht geglaubt
Unser Schmerz wird betäubt
Wir bereiten unserem Körper Schmerz
Unser Schmerz wird begehrt
Reclaim the Pain

Das Buch zeigt auf, wie weiblicher Schmerz unterschätzt, übergangen und abgewertet wird.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist anders, als ich erwartet habe. Das beginnt schon beim Cover, das man genau betrachten muss. Auf den ersten Blick suggeriert es genau das Gegenteil, was der Klappentext verspricht: Die Verletzlichkeit vonFrauen.

Ich dachte an ein Buch, das sich mit Gendermedizin beschäftigt. Die wird hier nur gestreift, dafür driftet die Autorin häufig in feministische Agitation ab, was an sich nichts Böses ist, mich aber hier gestört hat.

Stellenweise polarisiert das Buch, vor allem dann, wenn die Autorin wertet. So werden Frauen, die Boxen als „wütend = gut“ dargestellt, jene die im Fitnessstudio bei „Bauch-Bein-Po“ ihren Körper trainieren als „traurig = schlecht“, klassifiziert. Da lese ich eine gewisse Stutenbissigkeit heraus, die ich schon überwunden geglaubt habe. Frauen, die ihre Geschlechtsgenossinnen abwerten statt stärken, haben ausgedient. Es genügt, wenn wir Frauen uns gegen das Patriarchat wehren müssen, da braucht es markige Ansagen von anderen Frauen nicht zusätzlich.

Ich stimme der Autorin zu 100% zu, wenn sie vehement fordert, dem weiblichem Schmerz mehr Raum zu geben, Frauen zuzuhören und sie ernst zunehmen. Allerdings kann nicht allen ihren Thesen und Aussagen beipflichten.

Die Empfehlung, in Begleitung eines Mannes (es muss nicht einmal der eigene Partner sein) zur gynäkologischen Untersuchung zu gehen, um vom männlichen Frauenarzt ernst genommen zu werden, erinnert doch schon ein wenig an das Frauen verachtende Weltbild mancher Regime. Echt, das soll helfen? Wollen wir das wirklich? Also ich nicht.

Fazit:

Da ich hatte auf Grund des Klappentextes einen stärkeren medizinischen Bezug erwartet habe und deshalb enttäuscht bin, bewerte ich das Buch mit 3 Sternen.

Veröffentlicht am 01.11.2024

Eine literarische LIebeserklärung

Der Liebhaber vom See
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Nach „Das Winterkind“ (L’Enfant Hiver) ist dieser Roman „Der Liebhaber vom See“ (L’Amant du Lac) der zweite Roman der autochthonen Schriftstellerin und Malerin Virginie Pésémapéo Bordeleau. Die Autorin ...

Nach „Das Winterkind“ (L’Enfant Hiver) ist dieser Roman „Der Liebhaber vom See“ (L’Amant du Lac) der zweite Roman der autochthonen Schriftstellerin und Malerin Virginie Pésémapéo Bordeleau. Die Autorin wurde 1951 in Rapides-des-Cèdres als Tochter einer Cree-Mutter und eines Québecer Métis-Vaters geboren.

Sie erzählt hier die leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen dem Trapper Gabriel, einem Métis mit weißem Vater und autochthoner Mutter, und Wapokoni, einer jungen Algonquin, deren Großmutter Sakikan Ikwe mit sechzehn von einem katholischen Priester vergewaltigt wurde, weshalb Wapokoni rothaarig ist.

Sakikan Ikwe und Wapokoni leben in einer autochthonen Dorfgemeinschaft am Lac Abitibi in der Provinz Quebec. Der Trapper Gabriel taucht auf der Flucht vor der Polizei plötzlich im Dorf auf. Obwohl Wapokoni schwanger und verheiratet ist, und Gabriel mit der weißen Rose-Ange quasi verlobt ist, beginnen die beiden eine amour fou, die nur wenige Tage dauert.

"Dieser Mann trug den Zauber in seinen Händen. Sie erinnerte sich an diese vertraute Geste, wenn sein Messer den Stift spitz hobelte, mit dem er diese Linien aufs Papier zeichnete. Und dann liebte sie ihn intensiv und die Zeichen drangen tief in sie ein." (S. 63)

Gabriel kehrt in sein eigenes Dorf auf der anderen Seite des See zurück und muss erfahren, dass Rose-Ange den neuen Arzt heiraten wird. Ein Trapper ist eben doch kein ebenbürtiger Ehemann.

Inzwischen ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen und Kanadier werden in die Armee einberufen. Drei Jahre kämpft Gabriel in Europa gegen die Nazis.

Kurz nach seiner Rückkehr nach Kanada, erfährt er, dass Wapokoni nun verwitwet ist. Kurz entschlossen macht er sich mit Schlitten und einem Gespann Schlittenhunde auf den Weg zum Lac Abitibi.

Meine Meinung:

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, was auch der grandiosen Übersetzung von Michael Killisch-Horn zu verdanken ist. Killich-Horn hat bereits zahlreiche Bücher autochthoner Autoren wie Michel Jean übersetzt.

Durch den ganzen Roman schwingt die sinnliche Stimmung der Autochthonen, die in ihrer teilweisen nomadischen Lebensweise brutal verfolgt und gewaltsam zur Sesshaftigkeit verdammt worden sind. Einige trotzten den Misshandlungen der katholischen Kirche und den staatlichen Umerziehunginternaten. Vor allem Frauen wie Sakikan Ikwe und Wapokoni konnten sich ihre körperliche Lust und Sinnlichkeit bewahren.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, obwohl ich im allgemeinen eher geradlinige Texte bevorzuge.

Das Buch ist im Klagenfurter Verlag Wieser als Hardcover in gediegener Ausstattung mit Lesebändchen erschienen. Gabriels Gedichte und Zeichnungen der Schriftstellerin und Malerin Virginie Pésémapéo Bordeleau machen dieses Buch zu einer kleinen Kostbarkeit.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser literarischen Liebeserklärung an den Lac Abitibi und seinen Bewohnern 5 Sterne und eine Leseempfehlung.