Cover-Bild Schmale Pfade
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 09.02.2016
  • ISBN: 9783866482326
Alice Greenway

Schmale Pfade

Klaus Modick (Übersetzer)

Der alte Jim Kennoway hat seine Frau verloren und mit ihr den Willen zu leben, nun wohnt er zurückgezogen auf einer Insel vor der Küste Maines. Der einst anerkannte Ornithologe hat inzwischen nur noch drei Dinge im Sinn: trinken, rauchen und vergessen. Doch mitten im Sommer taucht ein ungewöhnliches Mädchen bei ihm auf. Cadillac Baketi, eine junge Salomonerin, hoch aufgeschossen, schlau und erfrischend unverblümt, ist die Tochter von Tosca – gemeinsam
mit ihm als Inselscout hatte Jim 1943 während des Pazifikkriegs japanische Schiffe ausgespäht. Jetzt, dreißig Jahre später, schickt ihm Tosca seine Tochter, denn sie soll sich an das Leben in Amerika gewöhnen, bevor sie im Herbst ihr Medizinstudium in Yale beginnt.
Jim ist bedient, er kann keinen Besuch gebrauchen
– und schon gar keinen, der Erinnerungen an den Krieg, seine Jugend und seine große Liebe heraufbeschwört. Möglicherweise aber ist Cadillac genau die Richtige, um ihm dabei zu helfen, seinen Frieden mit einem düsteren Kapitel seiner Vergangenheit zu machen.
In einer an Bildern reichen, intensiven Sprache erzählt Alice Greenway die Geschichte eines Mannes, den das Schicksal im Lauf seines Lebens immer aufs Neue herausgefordert hat. Die sommerliche Küstenlandschaft Maines und die Wildheit des Südpazifiks bilden die Kulisse für diesen bewegenden Roman, in dem Erinnerungen an eine dunkle Vergangenheit auf irritierend schöne Weise eingebettet sind in Beschreibungen einer Natur, die ein Versprechen von Glück und Verheißung in sich trägt – und weder Gewalt noch Krieg duldet.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Im Alleingang durch ein schweres Leben

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Jim Kennoway, einst Ornithologe und begeisterter Naturkundler sitzt mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt in der Einöde seines Sommerhauses in Maine. Schon vor langer Zeit hat er sich aus dem gesellschaftlichen ...

Jim Kennoway, einst Ornithologe und begeisterter Naturkundler sitzt mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt in der Einöde seines Sommerhauses in Maine. Schon vor langer Zeit hat er sich aus dem gesellschaftlichen Leben verabschiedet, um in der Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur seinen Frieden zu finden. Doch die Geister seiner Vergangenheit lassen sich nur schwer vertreiben – zu lebensverändernd und elementar waren ihre Auswirkungen. Seine Kriegserlebnisse von 1943, als er im Einsatz gegen die Japaner auf den Salomonen stationiert war aber auch den Verlust seiner Frau, die gespaltene Beziehung zu seinem Sohn und nicht zuletzt das Hadern mit seinem Gesundheitszustand machen ihn zu einem alten Mann, der verbittert und grüblerisch den Lebensabend verbringt. Als die junge Tochter seines ehemaligen Freundes ihn besuchen kommt, fühlt er sich einerseits gestört, beginnt aber andererseits über die vergangenen Jahrzehnte nachzudenken und seine Lehren daraus zu ziehen …

Der Aufbau des Romans ist sehr vielschichtig, intensiv und umfassend gestaltet. Eine poetische, melancholische Grundstimmung gepaart mit detailgetreuen Naturbeschreibungen sorgt dafür, dass man die Sprache und den Schreibstil einfach mögen muss und sich trotz einiger Längen im Mittelteil bestens unterhalten fühlt. Auch die wechselnden Erzählebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart reflektieren den Inhalt ausgesprochen treffend und konstruieren ganz hervorragend die Charakterstudie eines Menschen, seine Stärken und Schwächen, seine Hoffnungen und Träume ebenso wie seine Errungenschaften und Verluste. Das Besondere an diesem Buch ist die Ambivalenz, die der Leser zum Hauptprotagonisten des Buches entwickelt. Denn Jim ist jemand, den man weder mögen noch hassen kann, der immer zweierlei Gefühle anspricht und doch ein absolut geradliniger, in sich geschlossener Charakter ist. Dieses Phänomen schreibe ich der Erzählkunst der Autorin zu Gute und es gibt für mich auch den Ausschlag für meine positive Bewertung.

Fazit: Diesen Roman prägt ein ganz eigener Erzählstil, der eine tragische Lebensgeschichte und die Berufung zum Ornithologen verbindet, so dass ein umfassendes Gesamtbild entsteht, welches für die Einzigartigkeit eines Menschen plädiert, für ein Leben im Einklang mit persönlichen Wünschen und Befindlichkeiten und der überzeugend vermittelt, warum die Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen auf lange Sicht nicht zu unterschätzen ist. Ich vergebe 4 Sterne für richtig gute, zeitgenössische Belletristik.