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Veröffentlicht am 11.08.2024

Mathematik für Außenseiter

Pi mal Daumen
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" Sie werden lachen, aber ich halte Sie nicht für besonders doof. Ich halte Sie für ineffizient."

Inhalt

Der 16-jährige Oscar sitzt in den Mathematikvorlesungen, weil er ein Überflieger ist, der bereits ...

" Sie werden lachen, aber ich halte Sie nicht für besonders doof. Ich halte Sie für ineffizient."

Inhalt

Der 16-jährige Oscar sitzt in den Mathematikvorlesungen, weil er ein Überflieger ist, der bereits in der Grundschule mit Primzahlen jonglieren konnte, auch wenn er keinerlei Sozialleben pflegt und autistische Züge besitzt. Seine neue Studienbekanntschaft, hat einen ganz entscheidenden Vorteil, sie schafft es den unterzuckerten jungen Mann mit einem Frühstück zu versorgen und nebenbei den kränkelnden Enkelsohn zu beruhigen und wissenschaftliche Aufgaben mit Tiefgang zu lösen, obwohl sie doch so überhaupt keinen Plan vom Leben zu haben scheint.

Wie es Moni zum Mathematikstudium in ihrem fortgeschrittenen Alter verschlagen hat, will Oscar einfach nicht in den Sinn. Mit einer hysterischen Tochter, drei Enkeln, einem sehr speziellen Lebensgefährten und mehreres Jobs, wird sie die Schönheit der Mathematik doch nie begreifen. Wann auch? Ihr Leben scheint ein einziges Chaos zu sein, mit hunderttausend Ansprüchen und keinerlei Zielstellung. Erst als Moni die einzige Bestnote in einer Klausur schreibt, bekommt es Oscar mit der Angst zu tun. Wie kann es sein, dass diese Frau so gut ist? Und schon hat er sein nächstes Forschungsobjekt gefunden. Doch Moni gibt es nur mit all ihren Anhängen und so muss Oscar in den sauren Apfel beißen und aus seinem Schneckenhaus herauskommen.

Meinung

Ich bin großer Fan der in Berlin lebenden Autorin, die mich schon mit zahlreichen Romanen ausgesprochen gut unterhalten konnte. Und dieser hier war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Er hat auch so passende Parallelen zu meinem eigenen Leben, schließlich widmet sich der nerdige Hauptprotagonist der Mathematik und meine Tochter beginnt dieses Jahr ebenfalls mit diesem Studium - allerdings nur das verpönte Lehramt, also für Oscar ein absolutes No-Go!

Die Story ist nicht sonderlich tiefgründig, dafür mit wirklich herzerwärmenden Dialogen ausgestattet. Man kann Moni nur bewundern und Oscar wächst einem ganz schnell ans Herz, so das man die Interaktion zwischen den beiden und die skurrilen Alltagssituationen direkt miterleben kann. Ich mag Bücher, bei denen das Identifikationspotential so hoch ist wie hier - zwei konträre Charaktere, die durch Zufall zueinander finden und sich einfach mögen, selbst oder gerade deshalb, weil sie so besonders sind.

Das Studium von Moni Kosinsky verändert nicht nur die gestandene Frau, sondern vor allem den jungen Mann, der es sich bald zur Aufgabe macht, die vielbeschäftigte Frau durch das Studium zu manövrieren. Zwischen den Zeilen stecken dann gut greifbar einige Lebensweisheiten, die jedoch kaum an die Oberfläche kommen, weil der Leser mit Lachen beschäftigt ist. Die Grundaussage des Buches ist wunderbar positiv und lebensbejahend.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne, für ein echtes Gute-Laune-Buch mit Wohlfühlfaktor. Wer spezielle Typen mit sonderbaren Ansichten und verqueren Hobbys mag, oder einfach Menschen, die andere wie eigene Kinder aufnehmen und mit Wärme und Zuwendung verwöhnen, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Den einen Stern Abzug begründe ich mit der übersichtlichen Story. Da hätte es gerne noch den ein oder anderen Schwenk in eine andere Richtung geben dürfen, aber da Oscar als Erzähler fungiert und der für Zwischenmenschliches bisher so gar kein Verständnis hatte, ist das durchaus glaubwürdig. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Buch der Autorin und empfehle dieses hier guten Herzens weiter.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Der Tod könnte schön sein, wenn man gelebt hat

Reise nach Laredo
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"Bei diesem Gedanken verspürte Karl keine Anspannung mehr, sondern eine Gelassenheit wie von einem, der ganz unten angekommen ist, der nach langer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen hat. Dieser feste ...

"Bei diesem Gedanken verspürte Karl keine Anspannung mehr, sondern eine Gelassenheit wie von einem, der ganz unten angekommen ist, der nach langer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen hat. Dieser feste Boden, die Wahrheit, bestand im Geständnis des Scheiterns."

Inhalt

Für den ehemaligen König Karl, der es im Jahre 1558 auf ein hochbetragtes Alter von 58 Jahren geschafft hat, stellt sich schon seit zwei Jahren die Frage, auf die er eine Antwort sucht: "Was macht das Leben aus? Welchen Sinn soll es erfüllen?" Er hat sich zu diesem Zweck in das Kloster Yuste begeben, um dort vielleicht Gott näher zu kommen oder eine Antwort zu finden, doch vergebens, er betet nur halbherzig, blickt zurück auf seine Amtszeit, die Kriege und Entscheidungen, die Menschen an seiner Seite und deren Fehlen und bekommt den Gedanken einfach nicht zu fassen. Er spürt, dass seine Zeit auf Erden bald abgelaufen sein wird und erliegt dem Drang ein letztes, verzweifeltes Abenteuer zu unternehmen. Viel schlechter, als es ohnehin schon ist, kann es wohl nicht werden. Zusammen mit seinem jüngsten, unehelichem Sohn Geronimo, der gerade einmal 11 Jahre alt ist, beschließt er in einer Nacht und Nebelaktion das Kloster zu verlassen und nach Laredo zu ziehen. Für ihn wird es die letzte Reise sein, für seinen Sohn das erste große Abenteuer, vielleicht kann ihm der Junge den Weg weisen und Antworten liefern, auf seine drängendsten Fragen.

Meinung

Auf diesen Roman war ich sehr neugierig, weil er eine mitreißende Geschichte verspricht und sich mit Sinnfragen beschäftigt. Die philosophische Komponente der Story spricht mich unmittelbar an: Was bleibt, in den letzten Tagen des Lebens, was war wichtig, was völlig belanglos und wie kann man sich mit den Fehlern und Problemen des diesseitigen Lebens versöhnen, um zufrieden die Augen zuschließen?

Doch leider ist das meines Erachtens nur die unterschwellige Stimmungslage des Buches und keine emotionale, ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Vorrangig wird die Geschichte einer kleinen Reisegruppe erzählt, die gemeinsam den Weg nach Laredo beschreitet - jeder mit seinen eigenen Sorgen belastet und mit vollkommen unterschiedlichen Zielen. Dabei dümpelt die Spannungskurve vor sich hin, stellenweise nimmt die Geschichte Fahrt auf, verliert sich dann aber wieder in Nichtigkeiten. Armut, Krankheit, Sorge und fehlende Zugehörigkeit sind die Wegbegleiter, die hier ausgeschlachtet werden. Eine echte Beziehung zu den Personen konnte ich nicht aufbauen, obwohl ich das Gefühl hatte, das liegt eher an der Zeit, in der das Buch spielt, als an den Menschen selbst. Ich konnte mir bis auf Karl die Personen nicht richtig vorstellen - alles Fremde. mit willkürlichen Befindlichkeiten und wenigen Ansprüchen.

Nur das Versprechen, was der Umschlagtext gibt, erfüllt sich tatsächlich: Karl lernt kennen, was er bisher nicht hatte: Freundschaft, Liebe, und die Freiheit nur im Moment zu leben. Der Weg dorthin ist jedoch mühsam, für Karl ebenso wie für den Leser. Dieses Buch hat mich nicht dazu animiert es am Stück durchzulesen, sondern eher Passagen auszuwählen. Doch wenn ich es einmal aus der Hand gelegt hatte, fehlte oft die Energie es erneut aufzuschlagen. Erst nach ein paar Seiten, wurde es angenehmer, nur um mir dann wieder zu entgleiten ...

Fazit

Ich vergebe 2,5 Lesesterne, die ich zu 3 aufrunden möchte. Ich bin vor allem traurig, weil ich mit der Thematik Tiefgang und philosophisches Gespür verbinde, weil die Komponenten des Buches sorgfältig gewählt und nett arrangiert wurden. Sowohl der sprachliche Anspruch erfüllt sich als auch die Geschichte selbst, nur das Ergebis lässt mich eher enttäuscht zurück. Ähnlich wie bei einem Gericht, bei dem man alle Zutaten mag, es liebevoll angerichtet bekommt und den allerbesten Geschmack erwartet und dann doch nur ein mittelmäßiges Geschmackserlebnis erlebt. Mein Prädikat: ein fantastischer, magischer Ausflug nach Laredo auf gut 200 Seiten ist denkbar, wenn man ihn nicht unternimmt, wird es wohl auch nicht schmerzen.

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Veröffentlicht am 21.06.2024

60 verpasste, 33 gelebte Jahre

Seinetwegen
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„Seit das erste Kraftfahrzeug aus einer Fertigungshalle rollte, haben mehr als 50 Millionen Menschen ihr Leben ans Auto verloren. Über jeden Einzelnen von ihnen könnte man eine Geschichte erzählen. Über ...

„Seit das erste Kraftfahrzeug aus einer Fertigungshalle rollte, haben mehr als 50 Millionen Menschen ihr Leben ans Auto verloren. Über jeden Einzelnen von ihnen könnte man eine Geschichte erzählen. Über sein Leben. Über sein Sterben.“

Inhalt

Zora del Buono begibt sich auf autobiografische Spurensuche zum Leben ihres früh verstorbenen Vaters, an den sie sich selbst gar nicht erinnern kann. Die Lücke, die sie beschreibt, muss nicht gefüllt werden, denn die Abwesenheit des Vaters ist alles, was die Autorin kennt. Ihr Fokus liegt darauf, die Todesumstände von Manfredi del Buono auszuloten und ein Verständnis für den Fahrer des Autos zu entwickeln, der als Unfallverursacher mit dem Leben davonkam, aber Jahrzehntelang mit seiner Schuld zurechtkommen musste. Ganz nebenbei lässt sie auch ihr eigenes Leben und das der Mutter Revue passieren, versucht Entwicklungen zu erklären und gleichzeitig aufzuzeigen, dass es immer weitergeht, bis zu einem Tag X, den keiner kennt und der ganz plötzlich da sein kann oder auch lange auf sich warten lässt …

Meinung

Die Inhalte des Buches lesen sich nicht wie eine Biografie, obwohl sie genau das sind. Es ist ein interessanter Mix aus Roman, Lebensbericht und szenischer Erzählung rund um die Thematik des Unfalltods und die Auswirkungen eines solchen auf die Beteiligten. Die Frage der Schuld oder Unschuld ist der zentrale Mittelpunkt des Buches, jedoch ohne Anklage und Moralisierung, es sind die Verkettungen, die erschrecken, die Vorurteile, die nach genauerem Betrachten entkräftet werden und eine sachliche Omnipräsenz von Geschehnissen, die keiner verantworten und die nicht rückgängig gemacht werden können.

Der Erzählstil ist puristisch, konzentriert sich auf Kernpunkte, nimmt aber auch immer wieder Parallelen in den Einzelschicksalen auf: wie lebt es sich ohne Vater, wie überschattet ein Unfalltod das Leben der Zurückgebliebenen und wie kann man als Betroffener sein Leben gestalten, ohne verbittert dem Schicksal gegenüberzutreten?

Man kann das Buch zwischenzeitlich bei Seite legen und findet problemlos wieder hinein. Man kann auch willkürlich eine Seite aufblättern und etwas Lesen, der rote Faden ist da, die Chronologie der Ereignisse nicht zwingend erforderlich. Stellenweise sind es Einblicke in normale Alltagssituationen, dann wieder sehr philosophische Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Auf jeden Fall erfährt man subtil etwas vom Denken der Autorin und von Ihrer Lebensgeschichte.

Fazit

Dieser biografische Roman ist kurzweilig, mäßig bedrückend mit sonnigen Abschnitten – irgendwie ein bisschen von allem. Er wirkt authentisch, wirft Fragen auf und beantwortet nur einige von Ihnen. Es hat mir gut gefallen, dass die Autorin mittlerweile selbst 60 Lebensjahre absolviert hat, dadurch wirkt es weniger pathetisch, eher versöhnlich im Handeln und erfahren im Unterton. Ich vergebe dennoch nur 4 Lesesterne, was hier fehlte war die Nähe zum Leser - manches hätte eins zu eins einer Quelle aus der Tageszeitung entspringen können. Auch der Mehrwert des Buches erschließt sich mir nicht restlos, es ist ein persönlicher Bericht, doch längst keine umfassende Erzählung. Zum Schmökern und für Gedankenimpulse hat es Potential, man gut darüber sprechen, es fördert den Austausch, bleibt aber nicht nachhaltig in Erinnerung.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Der ewige Schlaf, das stete Vergessen

Anna O.
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"Sie war ein mythisches Monster, Jägerin und Opfer zugleich, eingefroren in Fotos und Szenenbildern. Auf hundert unterschiedliche Weisen zum Objekt gemacht. Jetzt ist sie wieder dreidimensional."

Inhalt

Für ...

"Sie war ein mythisches Monster, Jägerin und Opfer zugleich, eingefroren in Fotos und Szenenbildern. Auf hundert unterschiedliche Weisen zum Objekt gemacht. Jetzt ist sie wieder dreidimensional."

Inhalt

Für den forensischen Psychologen Benedict Prince ergibt sich eine ungewöhnliche Situation, als die medienumlagerte Mörderin Anna Ogylvi, die sich seit 4 Jahren im Tiefschlaf befindet, zu ihm in die Schlafklinik „The Abbey“ überführt wird. Sein Auftrag ist klar: mittels einer neu entwickelten Methode soll er die Patientin aus ihrem „Dornröschen-Schlaf“ erwecken, damit Sie zu Bewusstsein gelangt und vor Gericht ihrem Urteil zugeführt werden kann. Ben ahnt zunächst nicht, auf welches Spiel er sich einlässt, doch als seine Mentorin und Kollegin Dr. Bloom kaltblütig ermordet wird, erkennt er die nahe Gefahr. Seine Sitzungen mit Anna werden intensiver und es scheint möglich die junge Frau zurückzuholen - von ihrem Aufwachen verspricht sich Ben eine Aufklärung der mysteriösen Umstände, doch es gibt Parteien, die ein berechtigtes Interesse daran haben, dass die Wahrheit in den Untiefen der Erinnerung verborgen bleibt …

Meinung

Die Aufmachung des Buches und auch die Marketingstrategie würde ich als offensiv bezeichnen, weshalb eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut wird. Die Grundthematik rund um das Schlafen und die Schlafforschung bietet ein spannendes, ungewöhnliches Umfeld für einen temporeichen Thriller, der die psychologische Komponente in den Vordergrund stellt. Die Inhalte werden allerdings häppchenweise serviert und das Spannungsniveau insgesamt ist konstant, macht es aber nicht unmöglich eine längere Pause einzulegen. Der Autor greift viele Fäden auf, verfolgt diese aber nicht konsequent zu Ende. Der eigentliche Störfaktor ist die opulente Innenansicht des Erzählers Benedict Prince, der nicht nur seine Vermutungen bezüglich des Falls anstellt, sondern den Leser auch umfassend an seiner persönlichen Geschichte teilhaben lässt. Positiv bewerte ich hingegen die Perspektivenvielfalt, die vor allem Anna zu Wort kommen lässt und die Geschehnisse kurz vor dem tödlichen Angriff präsentiert.

Fazit

Ich vergebe 3,5 Lesesterne, für einen ungewöhnlichen, abwechslungsreichen Thriller, der für dieses Genre eine eher untypische, erzählende Struktur aufweist. Meines Erachtens hätte man einige Passagen streichen, bzw. die Handlung insgesamt straffen können. Die Ausflüge in die Psychologie des Schlafes hätten mich mehr interessiert als die gescheiterte Beziehung zwischen Ben und seiner Ex-Frau Clara. Die Charaktere bleiben mir insgesamt etwas zu blass, die Stimmung ist trotz diverser dramatischer Entwicklungen alles andere als bedrohlich. Die Hintergründe hingegen wirken spannend, ebenso wie die Einblicke in eine glasklare Medienwelt, die jeden Menschen einholt, der einmal ins Visier der Massen geraten ist. Es hätte mir deutlich besser gefallen, wenn der Stil mehr auf die emotionale Ebene ausgerichtet gewesen wäre, so wirkt alles sehr steril und klinisch und ohne innere Beteiligung, für einen Thriller nicht ganz der passende Tenor. Hier ist noch Luft nach oben, aber ich habe das Buch dennoch ganz gern gelesen.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Das vermeintliche Paradies wird zur tödlichen Gefahr

Das Baumhaus
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"Neugier und Hunger sind gefährliche Freunde, die dir auf mehr als nur eine Art den Tod bringen können, mein Kind."

Inhalt

Henrik und Nora haben das Haus von Henriks Großvater geerbt, in der Wildnis ...

"Neugier und Hunger sind gefährliche Freunde, die dir auf mehr als nur eine Art den Tod bringen können, mein Kind."

Inhalt

Henrik und Nora haben das Haus von Henriks Großvater geerbt, in der Wildnis Schwedens, abgelegen mitten im Wald und beschließen nun mit ihrem Sohn für ein paar Wochen die Idylle zu genießen. Verbunden mit all den schönen Erinnerungen, die der nun erwachsene Mann an unbeschwerte Kindheitstage hat, starten sie in das vermeintliche Bullerbü. Aber schnell wird klar, dass der Frieden trügerischer ist, als gedacht. Die Beziehung der beiden steht an einem Scheidepunkt, die Liebe weicht den gegenseitigen Vorwürfen und die unbekannte Umgebung sorgt für Unbehagen. Als nur wenig später ihr kleiner Sohn Fynn verschwindet, verfällt das Paar in Panik. Nora verdächtigt ihren Stalker, während sich Henrik plötzlich an ein Baumhaus erinnert, in dem ein Mädchen an einem Eisenring angekettet war - damals war er selbst noch ein Kind und hat ein Versprechen abgegeben, welches er nicht halten konnte. Rächen sich nun die Geister der Vergangenheit?

Meinung

Ein richtig tolles Buch mit ganz viel atmosphärischer Stimmung, einem beängstigenden Setting und einem temporeichen Erzählstil erwartet hier den Leser. Die gewählte Rahmenhandlung in einem tiefen Wald, abgeschottet von der Zivilisation, bevölkert mit nur wenigen Menschen, die allesamt ein Geheimnis zu hüten scheinen, macht diesen Thriller zu einem echten Pageturner. Gerade die zwischenmenschlichen Spannungen und das gezwungene Agieren der Protagonisten auf Grund der ausweglosen Situation bieten ein hohes Identifikationspotential. Besonders gelungen sind die vier verschiedenen Perspektiven, die das Ausmaß der ganzen Story nach und nach offenbaren. Der Leser wird schon früh damit konfrontiert, dass es hier viele Geheimnisse gibt, das in den Wäldern ein Kindesentführer lebt, aber das dieser längst nicht mehr aktiv sein kann, weil zwischen dem damals und heute bereits 30 Jahre verstrichen sind. Doch der Junge ist weg und ein Mädchen erzählt, welch bösartige Spiele mit ihr im Baumhaus gespielt wurden, bevor sie sich dazu entschlossen hat, ein echter "Wikinger" zu werden.

Der Schreibstil ist aufgelockert und leicht verständlich, die Personen sind überschaubar, doch die Vermutung, wer der Täter sein könnte, bleibt lange offen - ganz besonders weil es zu viele Personen mit einem Motiv geben könnte und sehr viele Unberechenbarkeiten und Geheimnisse, die keiner offenbaren möchte. Außerdem verm,ag es die Autorin, Wahrheit und Illussion immer eng beieinander zu halten, so dass sich Sachverhalte, die man gerade noch als "echt" ansah, schon wenig später als Lüge präsentieren. Ein Verwirrspiel erster Klasse, mit blitzschnellen Wendungen und tragischen Entwicklungen.

Fazit

Bereits "Wolfskinder" hat mich für die Autorin sensibilisiert und "RUNA" wartet noch auf meinem SUB. Mit ihrem aktuellen Thriller" Das Baumhaus", geht das Lesevergnügen in die nächste Runde. Ein eher ungewöhnlicher Thriller, bei dem der Fokus nicht auf dem Täter sondern vielmehr auf den Opfern ruht. Ein Buch mit Suchtfaktor, dass man tatsächlich nur sehr schwer aus der Hand legen kann, vor allem auf Grund der gut konzipierten, wechselnden Perspektiven und kurzen Kapiteln. Die Entwicklung der aktuellen Kindesentführung wirkt genauso greifbar, wie das längst vergessene Schicksal des "Waldmädchens" und irgendwie scheinen die Fälle mehr als einen gemeinsamen Nenner zu haben. Immer mit dabei der Familienvater Henrik, dessen Erinnerung mehr Details zu Tage fördert, während er sich an den Orten seiner Kindheit bewegt. Doch damals hat die Familie einen endgültigen Schlussstrich unter die Idylle gesetzt und Henrik wird bewusst, das es dafür einen Grund gegeben haben muss, einen Grund, der möglicherweise jetzt auf das nächste kleine Kind im Wald reagiert und dieses entführt hat.

Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne und freue mich auf das nächste Buch der Autorin - Gänsehautstimmung garantiert!


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