C. S. Lewis. Die Biografie
Es waren nicht die bekannten Narnia-Bücher, sondern vielmehr Clive Staples Lewis‘ Werk „Pardon, ich bin Christ“, das mein Interesse für das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes weckte. Ich möchte in meiner ...
Es waren nicht die bekannten Narnia-Bücher, sondern vielmehr Clive Staples Lewis‘ Werk „Pardon, ich bin Christ“, das mein Interesse für das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes weckte. Ich möchte in meiner Rezension ein wenig ausführlicher auf den Inhalt dieses hoch interessanten Buches eingehen. Zum einen möchte ich dadurch ausreichend Neugier auf die umfangreich beschriebenen Hintergründe zu den einzelnen Lebensabschnitten und Werken von Lewis zu wecken, zum anderen hoffe ich, nicht allzu viele Details zu verraten, was angesichts des Umfangs von beinahe fünfhundert Seiten durch eine Rezension wohl kaum zu befürchten ist. Zu komplex, zu umfangreich ist der Inhalt dieser beeindruckenden Biografie.
Der Autor Alister McGrath, Professor für Theologie, pastorale Ausbildung und Pädagogik am Kings College in London, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben und Wirken dieses „prophetischen Denkers und exzentrischen Genies“ anhand von Tagebucheinträgen und Briefen gründlich zu erforschen. Ich konnte mich von Beginn an der Faszination nicht entziehen, in das Leben von C.S. Lewis einzutauchen und anhand der Fotos aus dessen Umfeld die Vergangenheit für kurze Zeit wieder lebendig zu machen.
Der Autor beginnt mit der „irischen Kindheit und Jugendzeit in Belfast“, wo Lewis als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Pfarrerstochter aufwuchs. Sämtliche Familienmitglieder des Lewis’schen Haushalts werden beschrieben, die besondere Beziehung zu seinem älteren Bruder Warren („Warnie“) hervorgehoben. Der Autor berichtet von einem einsamen, introvertierten Jungen, der kaum Freunde hatte und dessen große Liebe den vielen Büchern in seinem Elternhaus galt. Er erzählt von der großen Tragödie, die der Tod seiner geliebten Mutter Florence Augusta Lewis auslöste. Mit ihrem Ableben verschwand alles Glück, alles Ruhige und Verlässliche aus Lewis‘ Leben, und als er mit seinem Bruder in ein englisches Internat geschickt wurde, zerbrach der Junge beinahe daran. Der Privatunterricht durch William Thompson Kirkpatrick erwies sich als äußerst weise Entscheidung von Lewis‘ Vater. Kirpatricks Fähigkeiten, seine Schüler zu ermutigen und zu inspirieren, waren legendär und er förderte nicht nur die dialektischen Fähigkeiten des jungen Mannes, sondern lehrte ihn den Gebrauch lebendiger wie auch toter Sprachen. Lewis festigte in dieser Zeit jedoch auch seine atheistische Haltung. Sein zielstrebiger Weg nach Oxford wurde jäh unterbrochen, als es zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam und er eingezogen wurde. Der Autor lässt seine Leser anhand detaillierter Berichte an Lewis Kriegsdienst und seinem Denken und Schaffen in dieser Zeit teilhaben. Nach einer Verletzung mit anschließendem Krankenhausaufenthalt kehrte Lewis schließlich nach England zurück. An dieser Stelle berichtet der Autor über die komplexe Beziehung von Lewis zu Janie King Moore, der Mutter seines verstorbenen Freundes Paddy.
Der zweite Teil dieser Biografie widmet sich Lewis‘ Rückkehr nach Oxford und seiner akademischen Laufbahn. Sehr interessant fand ich die Einblicke in das Leben in Oxford, das der Autor gekonnt vermittelt. Sein kühles Verhältnis zu seinem Vater führte nach dessen plötzlichem Tod zu Schmerz- und Schuldgefühlen bei Lewis, die er in seinem Werk „Überrascht von Freude“ verarbeitete und auf diese Weise Frieden mit seinem eigenen Verhalten und seiner Vergangenheit schloss. Familiäre Stabilität erfuhr Lewis, als er kurz darauf mit Mrs. Moore, deren Tochter, und seinem Bruder Warnie in ein gemeinsam erworbenes Haus zog, das er „The Kilns“ nannte.
Auch der schicksalsträchtigen Begegnung mit J.R.R. Tolkien, dem Professor für Angelsächsisch am Oxforder Fachbereich, wird in diesem Buch viel Raum gegeben. Der Autor betont die Wichtigkeit dieser Beziehung für Lewis berufliches und persönliches Leben und beschreibt sowohl die Freundschaft zwischen den beiden Männern, als auch die Art und Weise, in der sie sich gegenseitig beeinflussten. Ein markanter Abschnitt seines Lebens war Lewis‘ Entscheidung für den Glauben, sein Weg zu Gott, den er in seinem Werk „Überrascht von Freude“ dokumentierte. Eine tragende Rolle spielte dabei nicht zuletzt J.R.R. Tolkien.
Lewis war der belesenste Mann seiner Generation und galt als einer der besten Vortragsredner Oxfords. Lewis bildete gemeinsam mit Tolkien den Kern einer auserlesenen Diskussionsgruppe namens „Inklings“, einer „Brutstätte literarischer Kreativität und Energie“. Das wohl bedeutendste Werk, das dieser Gruppe entsprang, war Tolkiens anerkannter Klassiker „Der Herr der Ringe“. Lewis gilt bis heute als literarischer Geburtshelfer von Tolkiens grandiosem Werk, er bestätigte den unermesslich kreativen Tolkien in seinem Schreiben und überredete ihn, es zu Ende zu bringen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Lewis durch seine Radiovorträge über BBC zur „Stimme des Glaubens“ für die ganze Nation, seine Rundfunkansprachen wurden zu Klassikern, und Lewis zur nationalen Berühmtheit. Seine anschließend in einem Buch ausgearbeiteten Vorträge („Pardon, ich bin Christ“) gelten heute als Lewis‘ bestes Werk der christlichen Apologetik. Internationalen Ruhm erlangte er jedoch durch sein Buch „As one devil to another“. Mit der „Ransom-Trilogie“ verlagerte Lewis sich auch auf fiktionale Werke, der Gedanke an andere Planeten übte bereits in seiner Kindheit eine große Anziehungskraft auf ihn aus. 1945 war Lewis bereits eine Berühmtheit. Er war Bestsellerautor, beliebtester Dozenten an der Oxforder Universität, und einflussreichster Wortführer des Christentums in der englischsprachigen Welt. Es gab jedoch auch eine Zeit der Ablehnung, der Misserfolge und persönlicher Kämpfe.
Im dritten Teil offenbart uns der Autor die Entstehungsgeschichte der imaginativen Welt der „Chroniken von Narnia“, einem literarischen Meilenstein, der Weltberühmtheit erlangte und Generationen zu begeistern vermochte. Lewis nutzte in diesem Werk die Vorstellungskraft als Zugang zum ernsthaften Nachdenken über den Ursprung des Bösen, die Natur des Glaubens und dem menschlichen Verlangen nach Gott.
Der vierte Teil erzählt von Lewis‘ Umzug nach Cambridge, wo er einen Lehrstuhl für englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance annahm, was ihm weit mehr Gehalt und mehr Zeit für seine Forschung und sein Schreiben einbrachte. Nach einer langen und produktiven Tätigkeit in Cambridge zwang ihn seine schlechte Gesundheit, diesen Lehrstuhl aufzugeben.
Im letzten Abschnitt wird über Lewis‘ Ehe mit der Amerikanerin Helen Joy Davidman Gresham und die Hintergründe, die zu dieser Heirat führten, berichtet. Joys frühen Tod verarbeitete er in seinem Buch „Über die Trauer“. Danach ging es mit Lewis‘ Gesundheit rapide bergab, die Alkoholexzesse seines Bruders häuften sich, und auch die fortschreitende Abkühlung seiner Beziehung zu Tolkien bereitete ihm Sorgen. Lewis‘ starb am 22. November 1963, eine Stunde vor dem tödlichen Anschlag auf John F. Kennedy.
Lewis‘ Tod bedeutete jedoch lediglich das Ende seiner physischen Präsenz. In seinem schriftstellerischen Schaffen ist ihm das schwierigste gelungen, das ein Autor sich erhoffen kann: nämlich eine Generation nach seinem Tod von mehr Menschen gelesen zu werden, als zu seinen Lebzeiten. Kurz vor seinem Ableben schrieb er folgende Worte: „Wir sind wie ein Samenkorn, das geduldig in der Erde wartet; darauf wartet, dann, wenn es der Gärtner für gut befindet, als Blume emporzukommen, hinauf in die wirkliche Welt, das wirkliche Erwachen. Ich vermute, unser ganzes gegenwärtiges Leben wird, wenn wir von dort zurückblicken, nur als ein schläfriges Halbwachen erscheinen. Wir sind hier im Land der Träume. Aber der Hahnenschrei kommt.“