Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen
Der Schutz der FreundschaftBesondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen
In einer Zeit, in der jede kritische Äußerung gegen den Krieg verheerende Folgen hat, fällt es auch dem Patriarchen Paul-Friedrich von Falkenbach zunehmend ...
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen
In einer Zeit, in der jede kritische Äußerung gegen den Krieg verheerende Folgen hat, fällt es auch dem Patriarchen Paul-Friedrich von Falkenbach zunehmend schwerer, seine selbstbewusste und souveräne Haltung zu bewahren. Dass er nicht dazu in der Lage war, die Einberufung seines Sohnes Gustav zu verhindern, gab ihm das Gefühl, den Herausforderungen nicht länger gewachsen zu sein. Seine Familie zu beschützen war stets sein wichtigstes Anliegen, doch inzwischen erwägt er sogar bereits, Deutschland zu verlassen.
Der elfte Band dieser imposanten Familiensaga um die Familien Falkenbach und Lehmann schildert die Ereignisse des Jahres 1941. Die Bevölkerung leidet zunehmend unter dem Regime Hitlers. Ein Ende dieses Kriegs ist nicht in Sicht, die Angst ist allgegenwärtig und das Denunziantentum hängt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Menschen.
In der vorliegenden Neuerscheinung „Der Schutz der Freundschaft“ befinden sich Leopold Lehmann und Gustav von Falkenbach an der Front. Wilhelmine hat München den Rücken gekehrt und lebt wieder auf Gut Falkenbach. Ferdinand und Johannes produzieren nach wie vor Waffen für den Führer. Doch nicht nur in Deutschland, auch innerhalb des engsten Familienkreises verschärft sich die Lage zunehmend. Dorotheas Gemütszustand ist ebenso ein Thema wie die fragile Beziehung zwischen Ferdinand und Elisabeth – eine Ehekrise, die im Verlauf der Handlung zu eskalieren droht. Die Autorin spielt gekonnt mit den Emotionen ihrer Leser. Ich konnte die Verzweiflung Ferdinands angesichts dieser festgefahrenen Situation förmlich spüren, zugleich aber auch die Resignation und Wut von Elisabeth nachempfinden.
Das unvermutete Auftauchen eines neuen Arbeitslager-Kommandanten namens Viktor Sander weckt Paul-Friedrichs Argwohn. Der junge Mann agiert zwar besonnen und legt ein sympathisches und aufgeschlossenes Wesen an den Tag, doch niemand weiß, ob man ihm tatsächlich trauen kann. Zu guter Letzt schmiedet ein hochgradig gefährlicher Mann teuflische Pläne gegen Paul-Friedrich und seine Familie. Das ehrgeizige SA-Mitglied Alfred Breuer zeigt nach wie vor übermäßiges Interesse an den Bewohnern von Gut Falkenbach und fungiert als böser Antagonist und latente Bedrohung im Hintergrund.
Die Autorin befasst sich in diesem Band erneut mit den unterschiedlichen Charakteren der beiden Familien, sie beschreibt die Dynamiken innerhalb dieser und versteht es gekonnt, dem Leser die Motivation ihrer Figuren vor Augen zu führen. Die Bedrohung durch die Schergen der Nationalsozialisten und zwischenmenschliche Konflikte sorgen darüber hinaus für spannende Momente. Als begeisterter Fan dieser Buchreihe verfolge ich die Ereignisse auf Gut Falkenbach bereits von Beginn an und freue mich bei jeder Neuerscheinung, die Gedanken und Gefühle der einzelnen Figuren mitzuerleben, über ihre Ängste und Träume zu lesen und letztendlich im Verlauf der einzelnen Bände auch ihre persönlichen Entwicklungen mitzuerleben.
Abschließend möchte ich auf das einnehmende Buchcover eingehen, das durch eine wunderschöne Optik, eine malerische Abbildung eines der edlen Pferde des Gestüts von Gut Falkenbach sowie eine äußerst harmonische farbliche Gestaltung punktet. Ellin Carsta hat ein Händchen für ansprechende Buchcover – Layout, Typographie, Bilder, Farbe und Format sind stets im Einklang, schaffen eine emotionale und themenbezogene Atmosphäre und ergeben ein harmonisches Miteinander. Als uneingeschränkte Verfechterin von Printexemplaren liebe ich nicht nur die Optik, sondern in hohem Maße auch die Haptik eines Buchs, den Geruch frischer Druckerschwärze eingeschlossen. Ein besonderes Highlight und für mich persönlich sehr wichtig sind ein einheitliches Erscheinungsbild sowie ein einheitlicher Stil bei der Gestaltung des Covers, wenn es sich um eine Buchreihe handelt. Die Abbildung des vor einem hölzernen Zaun stehenden Pferdes vor einem der Nebengebäude von Gut Falkenbach, umrahmt von einer Steinmauer und grünen Büschen und Bäumen, nimmt etwas mehr als ein Drittel des Platzes ein, stellt aber nichtsdestotrotz einen absoluten Blickfang dar. Ich bin bei jedem Band von neuem fasziniert von der Detailverliebtheit der Abbildungen der einzelnen Cover und verliere mich beim Betrachten nur allzu gerne in Kleinigkeiten. Der zentrierte dominante Buchtitel ist stets aussagekräftig und bezieht sich dabei auf den Inhalt, er ist auch farblich perfekt abgestimmt und lädt förmlich dazu ein, das Buch zur Hand zu nehmen.
Fazit: Wie gewohnt bescherte mir auch der elfte Teil dieser Buchreihe spannende und unterhaltsame Lesestunden. Ich habe mich gefreut, den mittlerweile vertrauten, sehr gut ausgearbeiteten Charakteren wieder zu begegnen und deren Geschicke mitzuverfolgen. Dem explosiven und Unheil verheißenden Cliffhanger auf den letzten Seiten folgt ein aufwühlender Epilog, der für eine hohe Erwartungshaltung an den zwölften Band dieser Reihe verantwortlich zeichnet.
Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie Paul-Friedrich von Falkenbach es anstellen wird, seine Familie angesichts der im Cliffhanger angekündigten bedrohlichen Entwicklung zu beschützen und allen Widrigkeiten zum Trotz die Oberhand zu behalten.
Von mir gibt es für „Der Schutz der Freundschaft“ auch diesmal wieder fünf Bewertungssterne - ich freue mich bereits auf Band zwölf dieser Reihe!