Gut geschriebenes Jugendbuch über Dietrich Bonhoeffer
Dietrich Bonhoeffers Leben für Jugendliche zu erzählen, ist kein leichtes Unterfangen. Alois Prinz ist es in seinem Buch „Bonhoeffer. Wege zur Freiheit“ gelungen.
Alois Prinz macht dabei aus Dietrich ...
Dietrich Bonhoeffers Leben für Jugendliche zu erzählen, ist kein leichtes Unterfangen. Alois Prinz ist es in seinem Buch „Bonhoeffer. Wege zur Freiheit“ gelungen.
Alois Prinz macht dabei aus Dietrich Bonhoeffer keine Heldenfigur. Im Gegenteil: Man kommt Bonhoeffer sehr persönlich nahe, denn Alois Prinz zeigt einen sehr nahbaren Bonhoeffer, mit seinen Eigenheiten, seinen Schwächen, seinen Zweifeln.
Prinz zeigt einen Bonhoeffer, der lieber allein ist, der sich auch bei Familienfesten zurückzieht, weil er zu viele Menschen nicht erträgt. Der Schwierigkeiten hat, seine Liebe zu finden. Der ein antiquiertes Frauenbild vertritt. Er zeigt aber auch einen Bonhoeffer, der konsequent ist und sich nicht mit faulen Kompromissen abspeisen lässt. Der ein kluger Kopf ist. Der auf der Suche nach dem richtigen Glauben ist.
Alois Prinz zitiert daher sehr häufig aus Briefen Bonhoeffers an seine Geschwister und vor allem an seinen Freund Eberhard Bethge: da trifft man den persönlichen Bonhoeffer viel mehr als in seinen Büchern. Allerdings lässt Prinz auch Schwieriges wie etwa Bonhoeffers fragmentarisches Buch „Ethik“ nicht außer acht. Auch auf Bonhoeffers Gedanken zum religionslosen Christentum geht Prinz ein. Sehr ausführlich auch auf seine Unterscheidung zwischen billiger und teurer bzw. wahrer Gnade.
Dennoch: Bonhoeffers Leben und seine Überzeugungen stehen im Vordergrund, keine theologischen Spitzfindigkeiten. Alois Prinz ist es genauso wichtig darzustellen, wie oft Bonhoeffer in seinem Leben umziehen musste. Dass die Familie trotz der Frömmigkeit der Mutter auf den sonntäglichen Kirchenbesuch verzichtete. Dass Bonhoeffer erst nach und nach seine Liebe für die Jugendarbeit entdeckte und als Sohn aus einer bürgerlichen Familie mit proletarischen Gemeinden anfangs seine Berührungsängste hatte. Dass Bonhoeffer ein sportlicher Typ war.
Theologische Tiefe zeigt Alois Prinz da, wo es das Leben Bonhoeffers unmittelbar berührt. Etwa bei der Frage des jungen Offiziers Werner von Haeften, ob man den Diktator Hitler erschießen dürfe, also Gewalt anwenden dürfe. Eine Frage, die sich bald genug Bonhoeffer selbst stellte.
Trotz seiner 270 Seiten, die das Buch umfasst, tippt das Buch manche Themen nur an. So macht es auf jeden Fall neugierig auf Dietrich Bonhoeffer. Da das Buch auch komplexere Themen aufgreift, dürfte ein Lesealter von ab 14 Jahren sinnvoll sein – auch für Erwachsene freilich ist es ein Gewinn.