Cover-Bild Iva atmet
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 26.03.2021
  • ISBN: 9783627002855
Amanda Lasker-Berlin

Iva atmet

Schweigend überschatten die Köcherbäume das Elternhaus in Dresden, in das Iva zum ersten Mal seit vielen Jahren zurückkehrt. Ihr Vater, ein einflussreicher Richter, hatte die beiden toten Riesen dort einbetoniert, zur Erinnerung an die Kindheit der Großmutter in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Nun liegt der Vater im Sterben, und alte Bilder wirbeln in Iva auf: die Fragen des Bruders nach dem Großvater im Dritten Reich, die verschwörerischen Treffen, bei denen der Vater auf alte Zeiten anstößt, sie und ihre Schwester, die auf der Treppe lauschen. Immer klarer treten die Umrisse einer Täterfamilie zutage, und Iva kann nicht länger die Luft anhalten.
Mit Iva atmet widmet sich Amanda Lasker-Berlin großen gesellschaftlichen Themen: der persönliche Umgang mit historischer Schuld, das Schweigen in Familien und die deutschen Kolonialverbrechen. Ohne Pathos und Effekthascherei, dafür mit umso größerer Leichtigkeit und Lebendigkeit verwebt die Autorin ihren Stoff zu einer mitreißenden Geschichte.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Bewegende Erinnerungen

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Ivas Vater liegt im Krankenhaus; er wird bald sterben. Iva sitzt bei ihm, auch wenn es ihr unangenehm ist, so nah, viel zu dicht. Den Vater mochte sie nicht besonders und auch nicht, was er war und doch ...

Ivas Vater liegt im Krankenhaus; er wird bald sterben. Iva sitzt bei ihm, auch wenn es ihr unangenehm ist, so nah, viel zu dicht. Den Vater mochte sie nicht besonders und auch nicht, was er war und doch muss sie jetzt bei ihm sein, es aushalten. Und während sie durch das mit geraubten Schätzen verschönerte Elternhaus in Dresden schleicht kommen die Erinnerungen zurück; an das, was gesagt wurde und noch viel mehr an das, was nicht gesagt wurde. Der Vater ein einflussreicher Richter und Profiteur des Holocaust, der Großvater ein Kriegsverbrecher, die Großmutter vertrieben aus Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), dem Land ihrer Kindheit, welches ihr nie zustand und doch bis zu deren Tod Objekt ihrer Sehnsucht blieb. Wenn Iva atmet spürt sie das trockene Laub in ihrer Lunge, all das Ungesagte hat sich dort angesammelt, in ordentlichen Häufchen, doch manchmal wirbelt alles wie wild durcheinander. Zu schwer lastet die Vergangenheit - auch auf ihrem Liebsten, Roy, einem wurzellosen Zirkusjungen, dessen Vater über den Recherchen zu Ivas Familie (und deren Machenschaften, für die sie nie zur Rechenschaft gezogen wurde) verrückt geworden ist. Und dann ist da noch die eigenartige, wilde Ismene, die Iva und ihre Welt ins Wanken bringt.

Amanda Lasker-Berlin widmet sich mit „Iva atmet“ dem schmerzhaften, doch spürbar brandaktuellen Thema der eigenen, historischen Schuld und des kollektiven Schweigens. Was macht dieses Verdrängen und Totschweigen mit uns und unseren Beziehungen zu den Menschen, die uns am nächsten sind? In kurzen, prägnanten Sätzen bekommen die kleinsten Dinge Bedeutung und Gewicht, möchten gesehen werden; sehr beeindruckend fand ich die wirklich starken, zwischenmenschlichen Momente. Die in kleinen Szenerien eingeworfenen Schilderungen der Grausamkeiten des Krieges sind keine leichte Kost und und bedürften meiner Meinung nach einer Triggerwarnung. Der Autorin ist hier ein berührendes Buch von großer Authentizität gelungen, das mich sehr bewegt hat.

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