Das Porträt einer starken Frau
Im Sommer 2006 besucht Sarah ihre Großmutter Nancy in Florida. Die 84-jährige Dame vertraut ihrer Enkelin die wahre Geschichte ihres bewegten Lebens an. Gleichzeitig bittet Nancy Sarah in ihrer Heimat ...
Im Sommer 2006 besucht Sarah ihre Großmutter Nancy in Florida. Die 84-jährige Dame vertraut ihrer Enkelin die wahre Geschichte ihres bewegten Lebens an. Gleichzeitig bittet Nancy Sarah in ihrer Heimat England nach den Spuren ihrer großen Liebe zu suchen. Denn 1942 wurde Nancy als Pilotin bei Air Transport Auxiliary in England angeworben und dort traf sie den Piloten und Ausbilder James MacKenzie, die große Liebe ihres Lebens. Die stürmische Zeit des Zweiten Weltkrieges und die persönlichen Umstände haben jedoch ihre Pläne und Träume zunichte gemacht.
Das Geständnis ihrer Großmutter bewegt Sarah sehr. Es ist nicht nur eine tragische Geschichte einer großen Liebe und betrifft nicht nur Nancy selbst. Diese Enthüllung bringt einige Geheimnisse ans Tageslicht, die das Leben der ganzen Familie durcheinanderbringen.
Eine große unerfüllte Liebe, verpasste Chancen, tragische Schicksalsschläge, alles in der schweren Zeit des Zweiten Weltkrieges: diese Themen fesseln und berühren. So habe ich auch die Teile des Romans, die darüber erzählen, empfunden. Diese Buchabschnitte wurden in einem einfachen fließenden Schreibstil verfasst, die Seiten flogen nur so dahin.
Anstrengend aber waren für mich die langen Beschreibungen des Fliegens, Funktionieren der Flugzeuge, das ganze Fachwissen, mit dem ich wenig anfangen konnte. Hier ändert sich auch der Schreibstil; er wurde sachlich und trocken. Auch die ersten Kapitel mit kompakten Informationen über die ganze Familie und ihre Vorgeschichte, bis zu den vorherigen Generationen hin, über diversen Freunde und Wegbegleiter, haben mir den Einstieg in die Geschichte erheblich erschwert. Hier wäre meines Erachtens weniger viel mehr.
Das Buch setzt sich aus sieben Teilen zusammen, die abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit spielen. Auch verschiedenen Protagonisten kommen zu Wort und erzählen ein Teil der Geschichte, jeder aus seiner Sicht.
„Die Pilotin“ hat mich als ein Porträt einer starken mutigen Frau überzeugt. Amelia Carr würdigt in ihrem Roman eine Frau, die das Fliegen über alles liebte und beweisen wollte, dass auch Frauen als Pilotinnen hervorragende Arbeit leisten können. Und sie zeichnet ein Bild einer emanzipierten Frau, die lieben und treu werden konnte in einer Zeit, die den Menschen und Familien alles abverlangt hat.
Das Buch erschien im Januar 2021 als Taschenbuch bei Bastei Lübbe Verlag. Ich bedanke mich herzlich für das Leseexemplar des interessanten Buches.