Cover-Bild Scham
Band der Reihe "zu Klampen Essays"
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: zu Klampen Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaft und Kultur, allgemein
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 152
  • Ersterscheinung: 31.03.2017
  • ISBN: 9783866745513
Andrea Köhler

Scham

Vom Paradies zum Dschungelcamp
Anne Hamilton (Herausgeber)

Scham gehört zum Menschen wie die Geschlechtlichkeit und das Bewusstsein – davon erzählt schon die Geschichte vom Sündenfall. Kaum eine Empfindung besitzt mehr Macht im Alltag und kaum eine ist heutzutage tabuisierter als sie. Obwohl sie scheinbar zuerst auf das Sexuelle zielt, trifft sie uns ganz, Körper und Seele zugleich. Beschämung wird als Machtinstrument gnadenlos instrumentalisiert. Doch als Mechanismus, der die empfindlichsten Anteile der Persönlichkeit schützt, ist das Schamgefühl nicht nur ein moralischer Kompass, sondern auch eine Schildwache der Integrität – obgleich sein Stern im heutigen Selbstdarstellungsrummel zu sinken scheint.

Andrea Köhlers Essay geht den ambivalenten Spuren, welche die Scham im Alltag, in der Politik, der Kindererziehung, der Literatur, der Kunst und in den sozialen Medien hinterlässt, nach und zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie prägend die Macht dieses vermeintlich altmodischen Affekts für unser persönliches und gesellschaftliches Leben bleibt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2021

Vom Schämen zum Fremdschämen

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ANDREA KÖHLER zu lesen ist Gewinn und Genuss. Ihre Spanne reicht von „Autokino bis Zwischengas“, mindestens. Ein Geniestreich über das WARTEN liegt in Übersetzungen vor: Passing Time - An Essay on Waiting; ...

ANDREA KÖHLER zu lesen ist Gewinn und Genuss. Ihre Spanne reicht von „Autokino bis Zwischengas“, mindestens. Ein Geniestreich über das WARTEN liegt in Übersetzungen vor: Passing Time - An Essay on Waiting; The Waiting Game: An Essay on the Gift of Time; El tiempo regalado oder L'arte dell'attesa. Richard Ford hat sich begeistert gezeigt. Die „Lange Weile“ oder die „Geschenkte Zeit“ - bei Ingeborg Bachmann war es noch eine „gestundete“ - ist eingespannt in den „Gezeitenwechsel von Kommen und Gehen“, folgt dem Pulsschlag von „An- und Abwesenheit“, begleitet den Künstler auf seiner eigensinnigen Reise: „In der Latenz der Seelenflaute lauert die gute Idee.“ Vom Warten zum Schämen ist es ein weiter Weg. Was Wolfgang Fach über „moralische Konflikte im politischen Kontext“ herausgefunden hat - „liberale Menschen vertreten keine positiven Werte“ und „tun sich von Natur aus schwer mit dem Strafen“ - hat eine „Welt der größtmöglichen Sichtbarkeit“ entstehen lassen, in der das früher unbekannte Fremdschämen erfunden werden musste. Denn zwischen Post-Op-Selfie und Dschungelcamp wurden die Zeitgenossen als Artisten in der Zirkuskuppel zunehmend sorglos und schamlos. Die Körper der Pikten wurden zu einer letzten „Sinnprovinz der eigenen Existenz.“ Das Zeitalter der Augenlust und der Fitnessgeräte ist eines der Schamlosigkeit geworden. Sie haben keine Bücher mehr!
Michael Karl

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