Cover-Bild Tannöd
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Cosy Mystery
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 04.02.2008
  • ISBN: 9783442736737
Andrea Maria Schenkel

Tannöd

Roman
In der tiefsten bayerischen Einöde: Eine ganze Familie wird in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Jetzt heißt er nur noch Mordhof, der einsam gelegene Hof der Danners in Tannöd, und vom Mörder fehlt jede Spur …

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis und dem Friedrich-Glauser-Preis.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2021

Ein spannender Krimi mit einer interessanten Erzählweise

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Inhalt: Tannöd. Auf einem abgelegenen Hof hat sich eine schreckliche Tat ereignet. Die gesamte Familie Danner, die den Hof bewirtschaftete, ist ermordet worden. Die Dorfgemeinschaft steht vor einem Rätsel. ...

Inhalt: Tannöd. Auf einem abgelegenen Hof hat sich eine schreckliche Tat ereignet. Die gesamte Familie Danner, die den Hof bewirtschaftete, ist ermordet worden. Die Dorfgemeinschaft steht vor einem Rätsel. Was hat sich auf dem Hof zugetragen? Eine Spurensuche beginnt.

Persönliche Meinung: Der Kriminalroman „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel ist eine literarische Verarbeitung des bis heute ungeklärten Hinterkaifeck-Sechsfachmordes (Im Jahr 1922 wurden die sechs Bewohner des Einödhofes Hinterkaifeck von einem Unbekannten mit einer Hacke getötet. Im Vorfeld und im Nachgang des Mordes kam es zu einzelnen seltsamen Begebenheiten, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten). Dementsprechend finden sich in „Tannöd“ Versatzstücke des realen Mordfalles. Auch die Handlung orientiert sich an dessen Chronologie. Der Krimi ist allerdings keine Dokumentation und kein Sachbuch, weshalb er sich literarische Freiheiten nimmt. So spielt die Handlung nicht 1922, sondern im Deutschland der Nachkriegszeit. Auch bleibt der Fall nicht ungelöst; zuletzt wird ein Täter präsentiert. In diesem Kontext besonders interessant ist die Erzählweise von „Tannöd“, da sie vergleichsweise komplex und fast schon experimentell ist. Erzählt wird die Handlung von unterschiedlichen Erzählinstanzen. Angestoßen wird das Ganze von einem unbekannten Ich-Erzähler, der als Kind seine Ferien in Tannöd verbracht hat, und nun als Erwachsener zurückkehrt, um von den Einheimischen zu erfahren, was auf dem Hof der Danners geschehen ist. Im Folgenden tritt der Ich-Erzähler aber völlig zurück und taucht nicht mehr auf. Zu Wort kommen andere Figuren: die einzelnen Dorfbewohner – und zwar in Form von Zeugenaussagen (Ich-Form). Interessant ist dabei, dass die Figuren jeweils andere Vermutungen haben, was sich auf dem Hof zugetragen haben könnte, sodass sie sich auch widersprechen. Während die Meinung der Krämerin bspw. von dem dörflichen Klatsch und Tratsch beeinflusst ist, sieht der Priester den Fall aus einer religiös geprägten Perspektive. Die Zeugenaussagen unterscheiden sich außerdem sprachlich: Jede Figur schlägt einen individuellen Ton ein, der sich in Wortwahl, Satzbau und Erzählduktus niederschlägt. Dadurch ist „Tannöd“ gewissermaßen – unabhängig von der Krimihandlung – ein Sittengemälde bzw. eine kleine Charakterstudie des dörflichen Mikrokosmos. Doch zurück zur Erzählweise: Im Wechsel mit den Zeugenaussagen finden sich Sequenzen, die in der Mordnacht spielen. Hier nimmt ein personaler Erzähler nach und nach die Perspektiven der Mitglieder der Danner-Familie ein und erzählt ihre letzten Stunden. Durch dieses diskontinuierliche Erzählen bricht „Tannöd“ bewusst immer wieder mit dem Handlungsfluss, wodurch es leicht experimentelle Züge erhält. Auch wird die Handlung nicht linear erzählt. Die Zeugenaussagen und die Sequenzen, die in der Mordnacht spielen, entfalten sich nicht chronologisch, sondern von hinten nach vorne. Wie die tatsächliche chronologische Reihenfolge der Sequenzen ist, offenbart sich er nach und nach. „Tannöd“ ist also kein Detektivroman, in der wir einer Ermittlerfigur in einem mehr oder weniger linearen Handlungsstrang folgen und mit ihr rätseln. Er ist allerdings dennoch sehr gut durchdacht und komponiert. Die Sequenzen sind kleine Steinchen, die Stück für Stück ein Mosaikbild entstehen lassen. Nicht immer weiß man direkt, welches Steinchen auf welchen Platz gehört, aber am Ende entsteht ein stimmiges und vollständiges Bild. Insgesamt ist „Tannöd“ eine interessante literarische Bearbeitung des Hinterkaifeck-Mordfalles, die durch eine spannende Erzählweise, bei der jede Figur ihre eigene Stimme erhält, besticht.

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Veröffentlicht am 04.11.2017

Das Grauen auf dem Lande

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Im streng gläubigen, erzkatholischen Tannöd wurde eine gesamte Familie in einer Nacht ausgelöscht. Die Bauernfamilie Danner lebte von der Waldarbeit, war arbeitsam und gottesfürchtig, aber auch verschlagen ...

Im streng gläubigen, erzkatholischen Tannöd wurde eine gesamte Familie in einer Nacht ausgelöscht. Die Bauernfamilie Danner lebte von der Waldarbeit, war arbeitsam und gottesfürchtig, aber auch verschlagen und habsüchtig und deswegen eher unbeliebt.
Nun haben die Dorfbewohner Angst vor dem unbekannten Mörder, der sogar vor dem Mord an kleinen Kindern nicht zurückzuschrecken scheint.
Wer könnte so einen Hass auf die Familie und ihr Personal haben, um sie mit einer Spitzhacke komplett auszulöschen? Bei diesem Buch kommt man Stück für Stück durch Befragungen hinter die Gemeimnisse dieser Familie und schaut dem Mörder bei seinen Taten förmlich zu.

Andrea Maria Schenkel verarbeitet in ihrem Buch eine wahre Begebenheit, die sich am realen Mordfall Hinterkaifeck orientiert, der offiziell nie aufgeklärt wurde.
Als Erzählform wählt die Autorin den ausgefallenen Stil einer journalistischen Befragung, indem sie sich als Interviewerin nach Tannöd begibt und dort die Anwohner zu den Vorgängen auf dem Mordhof befragt. Die Stellungnahmen von Nachbarn, Bekannten, Pfarrer, Briefträger und Bürgermeister bringen eine Menge Meinungen, Vermutungen und auch viel Geschwätz mit sich. Niemand kannte die Familie wirklich sehr eng. So entsteht ein sich langsam aufbauendes Bild der Hintergründe zu dieser grausamen Tat. Es offenbahren sich schreckliche Familiengeheimnisse, man fragt sich hier: Wer war Täter und wer Opfer?

Mir hat die besondere Form des Romans imponiert. Die Befragungen, nur unterbrochen von Fürbitten aus der Liturgie, bilden die Grundlage für ein Erahnen der Zustände auf diesem Hof. Ein wahres Verstehen ergibt sich erst im Laufe der Zeit, wenn man die Wissensbrocken zusammensetzt und das Ausmaß der schrecklichen Vorkommnisse auf dem Hof begreift.
Der Klatsch und die auffällige Religiösität lassen solche schlimmen Grausamkeiten kaum erahnen, doch hier kommen ungeahnte Zustände ans Licht.

Die Sprache der Befragten ist eher einfach und knapp und sehr schlicht, hier in der Provinz gibt es keine großen Redner. Es werden Gebete zitiert und der Pfarrer mutmaßt, dass der Mörder nicht unter seinen Schäflein zu finden sein kann.

So hat jeder im Dorf seine eigenen Mutmaßungen und man verfolgt gefesselt die Stimmung im Dorf. Allmählich bildet sich das Tatmotiv heraus und man versteht die grausame Wahrheit dahinter.

Dieser Roman ist spannend wie ein Krimi, grausam wie ein Thriller und durch seine Anlehnung an einen wahren Fall faszinierend gut umgesetzt.