Profilbild von stefan182

stefan182

Lesejury Star
offline

stefan182 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefan182 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2024

Ein fesselnder Krimi mit hoher Spannungskurve

Schrei am Main
0

Inhalt: Seit Jahren war Robert nicht mehr in seinem Heimatdorf nahe Würzburg. Der ungeklärte Mord an seiner Schwester Marlene, der mittlerweile 20 Jahre her ist, saß zu tief. Doch nun ist seine Mutter ...

Inhalt: Seit Jahren war Robert nicht mehr in seinem Heimatdorf nahe Würzburg. Der ungeklärte Mord an seiner Schwester Marlene, der mittlerweile 20 Jahre her ist, saß zu tief. Doch nun ist seine Mutter schwer erkrankt, sodass er sie besuchen möchte. Im Dorf hat sich kaum etwas verändert: Robert trifft auf damalige Freunde seiner Schwester sowie auf ehemals im Mordfall Verdächtigte. Als seine Mutter ihm offenbart, dass sie nicht sterben möchte, ohne zu wissen, wer ihre Tochter ermordet hat, wendet sich Robert an die Privatdetektivin Valentina Wallrapp. Gemeinsam versuchen die beiden, den Cold Case zu klären…

Persönliche Meinung: „Schrei am Main“ ist ein Regiokrimi von Kirsten Nähle, der in und um Würzburg spielt. Erzählt wird die Handlung auf zwei, sich in einem stimmigen Tempo abwechselnden Zeitebenen aus drei Ich-Perspektiven. Während man in der Gegenwart (hier: im Jahr 2019) Robert und Valentina bei ihren Ermittlungen begleitet, erfährt man in einem zweiten, im Jahr 1999 spielenden Handlungsstrang aus der Perspektive von Marlene, was an ihrem Todestag geschah. Der Krimi startet schön undurchsichtig und spannend: Ein anonymer Brief wirft ein neues Licht auf den Mord, eine Person legt am Todestag Marlenes eine Rose auf deren Grab, einzelne Menschen im Dorf scheinen mehr zu wissen, als sie zugeben möchten, und auch Robert trägt ein Geheimnis mit sich. Zum weiteren Verlauf des Krimis möchte ich darüber hinaus gar nicht zu viel verraten. Nur: Die Spannungskurve ist sehr hoch, die Lektüre fesselnd, man wird zum Miträtseln eingeladen und es finden sich Wendungen, mit denen man nicht unbedingt rechnet. Der Schreibstil von Kirsten Nähle ist anschaulich sowie flüssig und angenehm zu lesen. Insgesamt ist „Schrei am Main“ ein fesselnder Regiokrimi mit einer hohen Spannungskurve.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2024

Ein fesselnder Regiokrimi

Der Teufel vom Brocken
0

Inhalt: 1989. Die Berliner Mauer ist seit knapp einem Monat geöffnet, nicht aber der Brocken. Daher ziehen aus dem Harzer Umland verschiedene Studierendengruppen am 1. Advent gen Brocken, um diesen friedlich ...

Inhalt: 1989. Die Berliner Mauer ist seit knapp einem Monat geöffnet, nicht aber der Brocken. Daher ziehen aus dem Harzer Umland verschiedene Studierendengruppen am 1. Advent gen Brocken, um diesen friedlich zu befreien. Doch eine Gruppe aus Clausthal-Zellerfeld wird nach den Festivitäten vermisst. Zwar werden kurze Zeit später die Leichen der Studierenden entdeckt – allesamt verstümmelt und seltsam über eine große Fläche verteilt –, doch in den Wirren der Wendezeit verlaufen die Ermittlungen schleppend, Ost und West haben Verständigungsschwierigkeiten. Erst Monate später bilden drei Verbindungsbeamte des BKA und ein Kriminalist der DDR eine grenzübergreifende Untersuchungskommission, die versucht, das Schicksal der Studierenden zu klären…

Persönliche Meinung: „Der Teufel vom Brocken“ ist ein Regiokrimi von Eva-Maria Silber. Er spielt – wie der Titel schon ankündigt – im Harz: So sind das Brockenplateau und die Wälder rundherum ebenso wichtige Handlungsorte wie die Städte Clausthal-Zellerfeld, Braunlage, Schierke und Halberstadt. Die Handlungsorte – insbesondere der Brocken mit seinen Wäldern – werden anschaulich und atmosphärisch dicht beschrieben, sodass ein schönes Kopfkino entsteht (und man – sofern man die Orte schon mal besucht hat – einiges Bekanntes wiederfindet). Erzählt wird die Handlung aus mehreren Perspektiven, wobei allerdings – je weiter die Handlung voranschreitet – zwei Hauptperspektiven hervorstechen: Thomas Düvel, ein systemkritischer Kriminalist aus der DDR, und Cassandra von Lucadou, eine Verbindungsbeamtin des BKA, die sich wenig mit der DDR auskennt (sodass es mehrfach zu einer Art Kulturschock für sie kommt). Spannung zieht der Krimi insbesondere aus der rätselhaften Auffindesituation der Studierenden sowie deren schwer zu erklärenden Verletzungen. Daneben ergeben sich auch in dem Privatleben der beiden Ermittlerfiguren Spannungsmomente. Zu Beginn des Krimis gibt es zwar einzelne Wiederholungen (die neu zusammengesetzte Kommission wird über den Fall informiert, wobei Informationen benannt werden, die man als Lesender schon kennt), allerdings entwickelt sich danach eine sehr fesselnde Handlung. Neben dieser Krimihandlung finden sich zudem auch immer wieder Verweise auf die Zeitgeschichte um 1989. Differenzen zwischen Ost und West spielen dabei genauso eine Rolle wie die generelle Unsicherheit, wie die Zukunft der beiden deutschen Staaten aussehen soll. Der historische Hintergrund, der fundiert recherchiert worden ist, wird dabei anschaulich in die Handlung eingeflochten. Der Schreibstil von Eva-Maria Silber lässt sich angenehm und flüssig lesen. Insgesamt ist „Der Teufel vom Brocken“ ein spannender Regiokrimi, der mit einer dreidimensionalen Beschreibung der Handlungsorte und einer fundierten historischen Recherche auftrumpft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2024

Ein spannender Jugendroman, der ein gesellschaftlich wichtiges Problem behandelt

Death. Life. Repeat.
0

Inhalt: Es ist der Jahrestag des tödlichen Unfalls von Spencers Mutter. Verkatert erwacht er in seinem Auto auf dem Schulparkplatz: Clara, eine Mitschülerin, hat sein Auto touchiert – eigentlich kein großer ...

Inhalt: Es ist der Jahrestag des tödlichen Unfalls von Spencers Mutter. Verkatert erwacht er in seinem Auto auf dem Schulparkplatz: Clara, eine Mitschülerin, hat sein Auto touchiert – eigentlich kein großer Schaden, doch Spencer trifft dieser umso stärker, da der Wagen ein Erinnerungsstück an seine Mutter ist. Zu allem Überfluss hat sein bester Freund Anthony für heute eine seiner legendären Partys geplant, von der Spencer sich – obwohl er gerne würde – nicht entziehen kann. Die Party endet grauenvoll: Clara, die während der Party von Anthony bedrängt wurde, flieht aus dem Haus, läuft vor ein Auto – und stirbt. Spencer ist fassungslos. Doch: Am nächsten Tag erwacht er erneut auf dem Schulparkplatz, wieder hat Clara sein Auto touchiert. Der Tag wiederholt sich…

Persönliche Meinung: „Death. Life. Repeat“ ist ein Jugendroman mit Science-Fiction-Elementen von Louise Finch. Dargestellt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Spencer, den der Tod seiner Mutter psychisch stark belastet. Der Roman nutzt ein spannendes dramaturgisches Mittel: die Zeitschleife. Spencer steckt in einer solchen fest, wobei der Tag jeweils meist mit dem Tod von Clara endet. Daher setzt Spencer sich zum Ziel, Clara zu retten, um der Zeitschleife entkommen zu können. Dabei lernt er nicht nur Clara besser kennen, sondern entwickelt sich selbst weiter und hinterfragt mehr und mehr seinen Freundeskreis. Denn: Dieser ist geprägt von toxischer Männlichkeit, die sich insbesondere in harten Beleidigungen, übermäßigen Alkoholkonsum, Sexismus und Mobbing ausdrückt. Bei aller Fiktionalität/Sci-Fi wird in „Death. Life. Repeat“ dementsprechend – auf sehr eindringliche Weise – auch ein gesellschaftlich relevantes Thema behandelt. Der Schreibstil, der im Roman genutzt wird, ist – passend zu den jugendlichen Protagonisten – sehr umgangs- und jugendsprachlich. Besonders die Sprache der männlichen Figuren ist dabei sehr vulgär und derb, woran man sich erst gewöhnen muss (Auch wenn die Sprache teilweise grenzwertig ist, ist sie passend gewählt, da die Derbheit die Toxizität der männlichen Figuren unterstreicht.) „Death. Life. Repeat“ ist insgesamt eine spannende Lektüre, die eindringlich ein gesellschaftlich relevantes Problem näherbringt. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber: Am Ende der Handlung bleiben einzelne Fragen offen (insbesondere in Bezug auf die Zeitschleife), sodass der Roman auf mich nicht so rund wirkte, wie er hätte sein können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.08.2024

Ein Klassiker der Schauerliteratur

Mary Shelley, Frankenstein. Ein Schauerroman
0

Inhalt: Der junge Stundent Viktor Frankenstein ist voller Tatendrang: Er liest Bücher, eignet sich Theorien an und setzt diese um – bis ihm Unsagbares gelingt: Er erschafft aus Totem ein lebendiges Wesen. ...

Inhalt: Der junge Stundent Viktor Frankenstein ist voller Tatendrang: Er liest Bücher, eignet sich Theorien an und setzt diese um – bis ihm Unsagbares gelingt: Er erschafft aus Totem ein lebendiges Wesen. Doch: Erschreckt von seiner Schöpfung, flüchtet er vor dem Wesen, überlässt es der Einsamkeit – was fatale Folgen mit sich zieht…

Persönliche Meinung: „Frankenstein“ von Mary Shelley ist einer der meistadaptierten und bekanntesten englischen Schauerromane. Erzählt wird die Handlung auf zwei Ebenen, in denen jeweils ein Ich-Erzähler auftritt. So liest man in einer Rahmenhandlung die Briefe des Abenteurers Robert Walton: Er befindet sich auf dem Weg zum Nordpol und trifft dabei auf Frankenstein, welcher ihm seine Lebensgeschichte darlegt. Diese Lebensgeschichte bildet die eigentliche Handlung von „Frankenstein“. Die Handlung ist insgesamt vielschichtig: Sie handelt von Forschergeist, der menschlichen Hybris, Zurückweisung und Hass auf die Menschheit. In diesem Spannungsfeld fand ich besonders zwei Aspekte interessant. Einerseits finden sich in der dichten, z. T. schauerlichen Beschreibung der Naturszenerien deutliche Anklänge an die Romantik, sodass dreidimensionale Kulissen entstehen und ein schönes Kopfkino ausgelöst wird. Andererseits ist der Roman eine kleine psychologische Studie, in der gewissermaßen durchgespielt wird, welche Folgen Isolation von anderen Menschen bzw. permanente Zurückweisungen haben können. Die vorliegende Ausgabe des Anaconda-Verlags folgt Shelleys Überarbeitung des Textes von 1831. Die deutsche Übersetzung stammt von dem österreichischen Übersetzer Friedrich Polakovics: Die Übersetzung hat dabei eine schöne „Patina“ und bildet den Originaltext – soweit ich es beurteilen kann – angemessen ab. Insgesamt ist „Frankenstein“ ein vielschichtiger Klassiker, der mit einer besonderen Atmosphäre auftrumpft – ein Roman zum immer wieder Lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2024

Ein gelungener zweiter Band

Nebel über Rønne
0

Inhalt: Bornholm. Eine kleine Privatmaschine landet auf dem Flughafen von Rønne. Eigentlich ein Routinevorgang: Der Pilot ist ein Vielflieger, der das Landemanöver kurz zuvor den Abläufen entsprechend ...

Inhalt: Bornholm. Eine kleine Privatmaschine landet auf dem Flughafen von Rønne. Eigentlich ein Routinevorgang: Der Pilot ist ein Vielflieger, der das Landemanöver kurz zuvor den Abläufen entsprechend angekündigt hat. Doch als das Flugzeug gelandet ist, bleiben die Türen verschlossen, auf Funksprüche kommt keine Antwort mehr. Als das Flugzeug geöffnet wird, sind alle drei Insassen tot. Für Lennart Ipsen beginnt ein neuer, vertrackter Fall. Denn: Jeder der Insassen trug ein Geheimnis mit sich…

Persönliche Meinung: „Nebel über Rønne“ ist ein Kriminalroman von Michael Kobr, der auf der dänischen Urlaubsinsel Bornholm spielt. Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe um den Kriminalpolizisten Lennart Ipsen (da die Handlung des Krimis in sich abgeschlossen ist, kann er auch ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen werden). Erzählt wird die Handlung aus der personalen Perspektive von Lennart, der mittlerweile im Inselleben angekommen ist. Die Handlung selbst besitzt eine schöne Spannungskurve. Einerseits beginnt sie durch die sekundenschnelle Ermordung im Landeanflug sehr rätselhaft, andererseits haben alle drei Passagiere (mehr oder weniger großen) „Dreck am Stecken“, sodass man nicht sicher sagen kann, wem der Mordanschlag tatsächlich galt (dementsprechend finden sich auch mehrere potentielle Verdächtige). Neben dem eigentlichen Fall spielt auch erneut das Leben auf Bornholm eine große Rolle innerhalb des Romans: So wird neben dem Privatleben Lennarts (die Liebe, das Verhalten seiner pubertierenden Töchter und ein Besuch seines liebevollen, aber auch fordernden Vaters auf der Insel) auch ein kleines Sightseeing auf der Insel unternommen (einige Sehenswürdigkeiten der Insel sind Handlungsorte des Krimis). Bornholm wird dabei atmosphärisch dicht beschrieben, sodass während der Lektüre ein angenehmes Urlaubsfeeling aufkommt. Der Schreibstil von Michael Kobr ist angenehm, humorvoll und sehr flüssig zu lesen, sodass man wirklich durch den Roman fliegt (no pun intended). Insgesamt ist „Nebel über Rønne“ ein spannender Kriminalroman, in dem – trotz der Morde – ein schöner Urlaubsflair aufkommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere