Vom Oben und Unten sein
Was hast du für Erinnerungen an deine Schulzeit? Bist du geduckt und möglichst unauffällig durch die Gänge gelaufen? Hast du lieber weggesehen und warst froh nicht bemerkt worden zu sein? Oder eher derjenige ...
Was hast du für Erinnerungen an deine Schulzeit? Bist du geduckt und möglichst unauffällig durch die Gänge gelaufen? Hast du lieber weggesehen und warst froh nicht bemerkt worden zu sein? Oder eher derjenige der den Ton angegeben hat oder gar Mitläufer einer solchen Gruppe? Viktor ist 16 Jahre alt und einer von den Stillen und Unauffälligen. Den Jungs in seiner Klasse, die andere schikanieren und quälen geht er lieber aus dem Weg. Doch Martin, der Neue in der Klasse, ist da anders drauf und will endlich mal den Spieß umdrehen. Bei einem Orientierungslauf durch den Wald, stellt er für den Klassentyrann eine Bärenfalle auf, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Viktor als sein Laufpartner wird somit in diese Geschichte hineingezogen. Daraus entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik, die die Hierarchie in der Schule kräftig durcheinanderwirbelt.
Der Autor Andreas Brettschneider hat die wunderbare Gabe sich in die Gedankenwelt eines 16-Jährigen hineindenken zu können. Beim Lesen hatte ich tatsächlich das Gefühl: hier schreibt Viktor selbst. Auch die für mich schon lange verlorengegangenen Gefühle, der Ohnmacht, Schäm und Orientierungslosigkeit, die diese Lebensphase prägen hat der Autor bei mir wieder hervorgeholt. Jugendliche fühlen sich von diesem Roman bestimmt verstanden und unterstützt. Und Eltern tauchen ein, in eine Gefühlswelt, die ihnen bereits fremd geworden ist. Beeindruckt war ich auch von den Konsequenzen und den Folgen, die durch die Veränderung der „Hackordnung“ zustande kamen. Wirklich sehr gut durchdacht und beobachtet. Hier versteht jemand die jungen Leute ganz genau und problemlos in ihren Schuhen gehen. Das Ergebnis ist eine erstklassige Story.