Lesenswerte Anthologie
„...Du weißt, da ist der Auszug des hochgiftigen Fingerhutes drin. Nur in ganz kleinen Mengen ist Digitalis purpurea hilfreich für unsere Herzen. Wenn du zu viel nimmst, wirkt es tödlich...“
Was haben ...
„...Du weißt, da ist der Auszug des hochgiftigen Fingerhutes drin. Nur in ganz kleinen Mengen ist Digitalis purpurea hilfreich für unsere Herzen. Wenn du zu viel nimmst, wirkt es tödlich...“
Was haben Sadebaum, Efeu und Wurmfarn gemeinsam? Sie könnten in jedem Garten wachsen und sie sind hochgiftig. Es sind nur drei der 14 Pflanzen, die in der Anthologie zu Mordwerkzeugen werden. Jeder der 14 Autoren hat seine eigene Handschrift und lässt seine Protagonisten die tödliche Waffe aus Floras Welt auf besondere Weise einsetzen.
Das Eingangszitat bezieht sich auf die Geschichte „Zurück in die Vergangenheit“. Karl König sucht nach einem bewegten Leben eine Partnerin für die letzten Lebensjahre. Alles scheint zu klappen. Mit Wanda genießt er die Tage. Dann aber legt er seine Lebensbeichte ab. Sie schockiert Wanda. Übrigens, wer glaubt, dass hier Digitalis das Mittel der Wahl ist, wird eine Überraschung erleben.
Die erste Geschichte ist mitten aus dem Leben gegriffen. Sie erzählt vom Alltag in einem Kindergarten. Genau die Mutter, die ihr Kind als letzte holt, regt sich am meisten auf, wenn etwas nicht geklappt hat. Das klingt so:
„...Dann organisiert euch. Wofür bezahle ich hundertfünfzig Euro im Monat? Ihr seid Dienstleister! Schlechte!...“
Alles, wozu die Mutter von Tim keine Zeit hat, soll der Kindergarten erledigen. Doch dann treten bei verschiedenen Kindern Würmer auf. Tim hat keine, aber seine Mutter. Gekonnt wird erzählt, wie es dazu kam und welches Gegenmittel ihr empfohlen wird.
„...Ganz ehrlich, ein Leben ohne unsere Männer wäre kein Alptraum...“
Es ist eine Frauenrunde, die sich über die negativen Seiten ihrer Gatten beklagt. Die Herren sitzen auch zusammen. Sie haben aber ein völlig anderes Problem. Joe ist der Cowboy des Dorfes. Die Männer beobachten, wie oft ihre Frauen bei ihm verweilen. Außerdem plaudert er öffentlich Interna der Familien aus. Sie sind sich einig. Joe muss weg. Die Geschichte ist durch einen feinen Humor gekennzeichnet. Am Ende lösen sich alle Probleme auf besondere Weise.
Eine ganz andere Stimmung gibt es in der Geschichte „Der Tanz des Kohlweißlings“. Fast poetisch klingen die folgenden Worte:
„...Ein einzelner Kohlweißling tanzte tanzte gutgelaunt zwischen den rosafarbenen, zum Kelch hin beinahe ins Weiße übergehenden Blüten...“
Eine Frau erzählt darin einer Journalistin aus ihrer Vergangenheit. Die Pflanze Kornrade war die Lieblingspflanze ihrer Zwillingsschwester. Sie wird den Mann töten, der für den Selbstmord von Franziska verantwortlich war.
Die wenigen Beispiele zeigen schon, wie abwechslungsreich und unterhaltsam die kurzen Krimis sind. Eifersucht, Habgier, Rachegelüste sind dabei die Wurzeln alles Übels. Jeder von ihnen zeichnet sich durch sein eigenes Flair aus und jeder hätte es verdient, hier zitiert zu werden. Das aber würde den Rahmen der Rezension sprengen.
Auf eine Geschichte allerdings möchte ich noch hinweisen, weil sie etwas aus dem Rahmen fällt. Sie dürfte historisch Interessierte begeistern, denn es geht um einen Mordanschlag der Ostfriesen auf Friedrich den Großen. Die Mordwaffe? Die Kartoffel! Doch dieses Mal hat man nicht die giftigen Teile verwendet.
Die Anthologie hat mehr sehr gut gefallen. Die Zusammenstellung ist gelungen und bietet abwechslungsreiche Unterhaltung.