Gut recherchierter Roman
Die Sehnsucht, die bleibt„...Sie waren zwar arm, dennoch legte ihre Oma Wert darauf, dass sie sich benahm. Genau wie der Pfarrer und ihre Lehrerin..“
Wir schreiben das Jahr 1953 in Wien. Die 10jährige Reni spielt lieber Fußball ...
„...Sie waren zwar arm, dennoch legte ihre Oma Wert darauf, dass sie sich benahm. Genau wie der Pfarrer und ihre Lehrerin..“
Wir schreiben das Jahr 1953 in Wien. Die 10jährige Reni spielt lieber Fußball als mit Puppen. Deshalb ist sie in der Schule auch eine Außenseiterin.
Die Autorin hat einen gut recherchierten und tiefgründigen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet und sorgt für die innere Spannung.
In Renis Familie hat die Oma das Sagen. Die Mutter leidet an Depressionen, der Vater ist im Krieg geblieben und die wesentlich älteren Brüder gehen eigene Wege. Reni ist unterernährt und klein für ihr Alter. Da bekommt sie die Chance, an einem Austauschprogramm der Caritas nach Portugal teilzunehmen.
Als sie sich von der Bäckersfrau verabschiedet, gibt sie ihr folgenden Ratschlag mit auf den Weg:
„...Du bist noch klein, aber wenn du älter bist, wirst du feststellen, dass das Leben immer Überraschungen für einen übrig hat. Nie wird es so sein, wie du es für dich planst...“
Deutlich wird herausgearbeitet, wie lieblos es in Renis Elternhaus zugeht. Keiner scheint sich für den anderen zu interessieren. Jeder sieht nur auf das Seine.
In Portugal trifft Reni auf eine für sie fremde Welt. Reni wird in der Gutsbesitzerfamilie Figueiro liebevoll aufgenommen. Deren gleichaltrige Tochter Marissa wird ihr zur Freundin. Ein eigenes Zimmer und genug zu essen hatte Reni bisher nicht gekannt. Außerdem erhält sie zusammen mit Marissa Privatunterricht. Reni verdrängt, dass die unbeschwerte Zeit begrenzt ist. Sie fügt sich in das neue Leben wie selbstverständlich ein und lernt schnell die Sprache.
Senhor Duarte führt sie über sein Gut. Joao, ein Bauernjunge, zeigt ihr, wie Kork geerntet wird.
„...Mit der Axt öffnet er die Rinde. Sie schützt den /Bbaum wie ein dicker Mantel. […] Man braucht Kraft und Fingerspitzengefühl. Der Baum darf dabei nicht verletzt werden...“
Reni sieht dabei aber auch, dass die Arbeiter auf dem Gut bei weitem nicht so gut leben wie ihre Pflegefamilie. Eine kurze Szene macht sie mit den politischen Verhältnissen bekannt.
Die Rückkehr nach Wien ist ein Schock. Doch als Reni schwer erkrankt, wird sie erneut nach Portugal geschickt. Sie hat die Hoffnung, für immer dort bleiben zu können. Aber das Leben oder besser gesagt, ihre Mutter, haben andere Pläne.
Es geht durch mehrere dunkle Täler, bevor Reni ihren Platz im Leben findet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.