Die eindrucksvolle Reise durch die Schattenseiten der Niedlichkeit
„Kawaii“ hat Japan geprägt, denn in welchen anderen Land, könnte sich die niedlichste aller Niedlichkeitsformen besser entwickeln als dort, wo auch Hello Kitty seinen Anfang nahm.
Auch wenn ich selbst ...
„Kawaii“ hat Japan geprägt, denn in welchen anderen Land, könnte sich die niedlichste aller Niedlichkeitsformen besser entwickeln als dort, wo auch Hello Kitty seinen Anfang nahm.
Auch wenn ich selbst noch nie in Japan war, verfolge ich neben Cosplay auch hin und wieder die ausschmückenden Dekorationen bei jeglicher Art von Essen. Egal ob Kaffee, Cupcake oder Eiscreme, die Sachen sind so niedlich, das man sich glatt ärgert in der eigenen Stadt nur einfache Eiskugeln zu bekommen. Um so begeisterter startete ich in dieses Buch, denn ich war gespannt, wie weit der Kawaii Japan prägte, aber eben auch veränderte.
Kaum war das Buch auffing es auch schon an mich zum Staunen zu bringen. Egal ob die sehr weit verbreiteten Maskottchen, Hello Kitty & Co., Kleidung oder Musik, es wurde wirklich jedes relevante Thema angesprochen. Dabei erzählte der Autor selbst auch von seinen eigenen Erfahrungen, da er größtenteils in Japan lebt und somit einige Sachen selbst erfahren durfte. Doch statt alles Niedliche auch niedlich zu belassen, zeigte er auch die Schattenseiten dieser Welt auf.
Denn wer es glaubt oder nicht, selbst bei der Wahl zum beliebtesten Maskottchen wird gerne einmal gemogelt und es kommt zu Ausschreitungen. Am traurigsten empfand ich aber den Abschnitt über den Bahnhof Akihabara, welcher als Mekka des Kawaii Einzug erhielt, aber mittlerweile eher einer brüchigen Ruine gleicht. Eigentlich wirklich schade. Doch es gab auch viele Dinge, welche mich zum Grinsen brachten oder mich erstrahlen ließen.
Letzteres kam durch das Thema genderless boys, welche sich den Regeln der Kleidungsindustrie und der Gesellschaft beugten und nur noch das tragen, was sie eben wollen. Ich war regelrecht baff, da dieses Thema bei uns heiß diskutiert wird und man sich in Japan bereits traut. Ein echter Hoffnungsschimmer würde ich sagen.
Wie aber auch schon angedeutet brachte mich das Buch neben dem Staunen auch zum Grinsen. Dies lag nicht nur an den Themen, sondern auch an der herrlich lockeren Schreibweise des Autors. Ich hatte stets das Gefühl das er mir das gerade erzählt, da man hin und wieder gefragt wurde, wie man das wohl selbst finden würde. Dazu kam, das der Autor aus Deutschland stammt und mit anderen Elementen des Alltags aufwuchs. Das was er in Japan bereits an skurrilen und stellenweise auch Kawaii-mäßigen Dingen erlebte, baute er hervorragend mit ein. Wer würde schließlich nicht komisch gucken, wenn das Finanzamt eine Mahnung schickt, auf welcher einen das Maskottchen fröhlich angrinsen würde.
Dieses Buch steckt so manche Doku-Reihe über das Kawaii locker in die Tasche. Dafür sorgte neben dem lockeren Schreibstil, auch eine Vielzahl an Bildern, welche einen auf eine unglaubliche Reise durch Japan mitnahmen. Dabei sorgten besonders die Auseinandersetzungen mit verschiedenen Themen für ordentlich Denkstoff. Denn nicht alles wo kawaii darauf steht, ist auch welches drin. Zusammen mit den eigenen Erfahrungen des Autors lernte ich unglaublich viel über diese Welt, auch wenn nun ein paar dunkle Wolken über ihr entlang ziehen.