Ein fesselnder, vielschichtiger Krimi
Als eine vorerst unbekannte Männerleiche aus der Donau gefischt wird, ahnt noch niemand, dass noch drei weiter Menschen aus dem Dunstkreis des ersten Toten, der sich als früherer Freund und Spezl von ...
Als eine vorerst unbekannte Männerleiche aus der Donau gefischt wird, ahnt noch niemand, dass noch drei weiter Menschen aus dem Dunstkreis des ersten Toten, der sich als früherer Freund und Spezl von Libyens Staatschef Gaddafi entpuppt, sterben. Es scheint, dass niemand an der Aufklärung der mysteriösen Todesfälle interessiert ist. Ebenso können Verwicklungen in die hohe Politik nicht ausgeschlossen werden.
Nur Oberst Zedlnitzky, dessen Name auch nach Jahrzehnten bei der Polizei immer noch falsch ausgesprochen wird, und seine beiden Mitarbeiter, Cerny und Schreiber, ermitteln weiter. Als der frisch g’fangte Cerny und die ehrgeizige Schreiber in einem Anfall von Wagemut einen dubiosen Banker verhaften, geraten sie in die Mühle der Freunderlwirtschaft und politische Verflechtungen mit harschen Konsequenzen: Beide werden von Dienst suspendiert, was sie allerdings nicht hindert, mit Billigung von Zedlnitzky heimlich weiter zu recherchieren.
Meine Meinung:
Historiker Andreas Pittler ist als Autor spannender und vielschichtiger Krimis wohl bekannt. Seine David-Bronstein-Reihe“ hat viele Fans, zu denen ich mich auch zähle.
Dieser Krimi hier zeigt eindrucksvoll wie dicht so manche politischen Interessen im In- und Ausland mit Korruption und Verbrechen einhergehen. Auf der einen Seite wird das Gaddafi-Regime verteufelt, was aber eine Zeit lang einige Politiker – egal ob rechts oder links - nicht davon abgehalten hat, mit ihm Geschäfte zu machen bzw. sich mit ihm und seinen Gefolgsleuten in der Schicki-Micki-Szene ablichten zu lassen. Pittler wirft einen schonungslosen Blick hinter die Machtmechanismen des Beamtenapparats. Er beschreibt das politisch-wirtschaftliche Machtgefüge recht authentisch.
Der (österreichische) Leser kann sich mit seinen Figuren, die mit viel Humor und großem Einfühlungsvermögen gezeichnet sind, ganz gut einfühlen. Hand aufs Herz – wem schwillt nicht die Zornesader, wenn sich die Hautevolee als korrupt entpuppt und kraft diverser Ämter, die ihnen Immunität gewähren, in der Regel ungeschoren davonkommen?.
Die Handlung ist ungemein spannend, was aber den Krimi meiner Meinung nach besonders auszeichnet, sind die Darstellungen der Menschen mit ihren Hoffnungen, Wünschen und Frustrationen.
Gut gefällt mir auch das Einbinden von Wiener Institutionen wie das Café Landtmann oder den Karmelitermarkt in die Handlung. Wir fahren mit Zedlnitzky nicht (nur) Straßenbahn sondern, wie ihn Wien geläufig „Tramway“.
Fazit:
Wer intelligente und gut recherchierte Krimis mag, ist hier bestens bedient.